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Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand

Titel: Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand
Autoren: Jonathan Stroud
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wobei er die Fitzel so geschickt wegschnipste, dass sie genau im Kamin landeten. Dabei beobachtete er mich unablässig aus kleinen dunklen Augen.
    Ich fühlte mich unbehaglich. Er schien nicht im Mindesten verwundert, dass ein kleiner Ägypter in seine Küche gerannt kam. Ich überprüfte ihn auf allen Ebenen. Auf eins bis sechs war er immer dasselbe, ein beleibter Koch mit weißer Schürze. Aber auf der siebten…
    Auweia.
    »Bartimäus.«
    »Faquarl.«
    »Wie geht’s?«
    »Kann nicht klagen.«
    »Lange nicht gesehen.«
    »Stimmt.«
    »Schade, was?«
    »Ja. Äh… aber jetzt bin ich ja da.«
    »Allerdings. Jetzt bist du da.«
    Während dieser hochinteressanten Unterhaltung waren hinter der Tür mehrere dumpfe Explosionen zu vernehmen, denen mein Siegel jedoch standhielt. Ich lächelte so liebenswürdig, wie ich es unter diesen Umständen fertig brachte.
    »Jabor ist offenbar so reizbar wie eh und je.«
    »Ja, ganz der Alte. Höchstens eine Spur hungriger, Bartimäus. Das ist die einzige Veränderung, die mir aufgefallen ist. Er scheint nie satt zu werden, nicht mal wenn man ihn gerade erst gefüttert hat. Und das geschieht heutzutage, wie du dir vorstellen kannst, allzu selten.«
    »Behandle sie mies, das macht sie fies, so lautet doch das Motto deines Herrn, oder? Er muss ja ziemlich mächtig sein, wenn er dich und Jabor als Sklaven hält.«
    Der Koch lächelte verkniffen und ließ mit einer flinken Bewegung ein Stück Fingernagel an die Decke springen. Es bohrte sich in den Stuck und blieb dort hängen.
    »Aber, aber, Bartimäus, in kultivierter Gesellschaft nehmen wir das S-Wort nicht in den Mund! Jabor und ich spielen auf Zeit.«
    »Klar doch.«
    »Da wir gerade von ungleichen Machtverhältnissen reden: Mir ist aufgefallen, dass du es vermieden hast, mich auf der siebten Ebene anzusprechen. Das finde ich ein bisschen unhöflich. Könnte es sein, dass dich meine wahre Gestalt stört?«
    »Nicht stört, Faquarl – eher betört.« 12
(Ich sehe selber nicht gerade umwerfend aus, aber Faquarl hat für meinen Geschmack zu viele Fangarme.
)
    »Entzückend. Nebenbei gesagt, ich bewundere die Wahl deiner Erscheinung, Bartimäus. Steht dir ausgezeichnet. Aber wie ich sehe, hast du ziemlich schwer an einem gewissen Amulett zu schleppen. Sei doch so gut, nimm es ab und leg es auf den Tisch. Wenn du mir dann zuvorkommenderweise noch mitteiltest, für welchen Zauberer du arbeitest, könnte ich darüber nachdenken, wie sich unsere Begegnung auf unblutige Art und Weise beenden lässt.«
    »Nett von dir, aber du weißt, dass ich das nicht kann.« 13
( Stimmt nicht ganz. Ich hätte das Amulett trotz meines Auftrags herausrücken können. In diesem Falle hätte ich aber, selbst wenn ich Faquarl anschließend entronnen wäre, mit leeren Händen vor das blasse Bürschchen treten müssen. Mein Versagen hätte mich ihm auf Gnade oder Ungnade ausgeliefert und ich hätte doppelt in seiner Schuld gestanden. Meine innere Stimme sagte mir, dass das keine gute Idee war.)
    Der Koch rammte das Beil in die Tischkante. »Lass uns offen reden – du kannst und du wirst. Das ist selbstverständlich nicht persönlich gemeint, vielleicht arbeiten wir ja eines Tages wieder zusammen, doch hier und jetzt sind mir ebenso die Hände gebunden wie dir. Auch ich habe eine Pflicht zu erfüllen, daher läuft es wie üblich auf ein Kräfte-messen hinaus. Bitte berichtige mich, falls ich mich irre, aber mir scheint, du strotzt heute nicht gerade vor Selbstvertrauen – sonst wärst du längst zur Vordertür hinaus und hättest unterwegs die Triloiden fertig gemacht, statt dich von ihnen mir in die Arme treiben zu lassen.«
    »Ich war bloß neugierig.«
    »Mhmm. Du brauchst dich nicht unauffällig zum Fenster zu schieben, Bartimäus. Auf solche Tricks fällt nicht mal ein Mensch herein, 14
( Mist)
ganz abgesehen davon, dass draußen die Triloiden auf dich warten. Gib mir das Amulett, oder du machst die Erfahrung, dass dein klappriger Schutzschild keinen Pfifferling wert ist.«
    Er stand auf und streckte die Hand aus. Eine kleine Pause entstand.
    Hinter meinem Siegel rumsten immer noch Jabors beharrliche (wenngleich einfallslose) Detonationen. Die Tür selbst musste schon längst pulverisiert sein. Im Garten lauerten die drei Wächter und hatten sämtliche Augen auf mich gerichtet. Auf der Suche nach einer Eingebung sah ich mich in der Küche um.
    »Das Amulett, Bartimäus.«
    Mit einem tiefen, theatralischen Seufzer hob ich die Hand und schloss sie um das
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