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Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand

Titel: Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand
Autoren: Jonathan Stroud
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Graswurzeln näher an das Haus heran und kam im Blumenbeet direkt unter den Fenstern wieder zum Vorschein. Er dachte angestrengt nach. Es war nicht besonders sinnvoll, in dieser Gestalt weiterzumachen, sosehr es ihn auch lockte, in den Keller einzudringen. Eine andere Methode musste her.
    Jetzt tönten Gelächter und Gläserklirren an seine pelzigen Ohren. Die Geräusche waren erstaunlich laut, sie kamen ganz aus der Nähe.
    Kaum einen halben Meter entfernt, befand sich ein geborstener alter Lüftungsschacht. Er führte ins Haus.
    Erleichtert verwandelte ich mich in eine Fliege.

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    Aus dem Schutz des Lüftungsschachts spähte ich mit mei nen Facettenaugen in einen ziemlich spießigen Salon. Ein dicker Florteppich, hässliche Streifentapeten, ein scheußliches Kristallungetüm, das einen Kronleuchter darstellen sollte, zwei altersbraune Ölgemälde, ein Sofa und zwei Sessel (ebenfalls gestreift), ein niedriger Couchtisch mit einem Silbertablett und auf dem Tablett eine Flasche Rotwein, aber keine Gläser. Letztere befanden sich in den Händen zweier Menschen.
    Aus dem Schutz des Lüftungsschachts spähte ich mit mei nen Facettenaugen in einen ziemlich spießigen Salon. Ein dicker Florteppich, hässliche Streifentapeten, ein scheußliches Kristallungetüm, das einen Kronleuchter darstellen sollte, zwei altersbraune Ölgemälde, ein Sofa und zwei Sessel (ebenfalls gestreift), ein niedriger Couchtisch mit einem Silbertablett und auf dem Tablett eine Flasche Rotwein, aber keine Gläser. Letztere befanden sich in den Händen zweier Menschen.
    Einer davon war eine Frau. Sie war relativ jung (für einen Menschen, soll heißen: unendlich jung) und, falls man auf üppige Erscheinungsformen steht, recht hübsch. Große Augen, kurzes dunkles Haar. Ich prägte sie mir sogleich ein. Wenn ich den Jungen am folgenden Tag wieder aufsuchte, würde ich ihm in ihrer Gestalt erscheinen – und zwar splitterfasernackt. Mal sehen, wie sein scharfer, aber trotz allem jugendlicher Verstand damit klarkam! 7
(Falls sich jemand wundert: Es fällt mir nicht schwer, mich in eine Frau zu verwandeln. In einen Mann übrigens auch nicht. In gewisser Hinsicht sind Frauen wahrscheinlich komplizierter, aber darauf will ich hier nicht näher eingehen. Frau, Mann, Maulwurf, Made – im Großen und Ganzen sind sie alle gleich, abgesehen von kleinen Abweichungen hinsichtlich ihres Wahrnehmungsvermögens. )
    Zunächst beschäftigte mich jedoch eher der Mann, dem die Frau lächelnd zunickte. Er war groß, schlank, gut aussehend, intellektueller Typ und hatte das Haar mit einem durchdringend riechenden Gel streng nach hinten gekämmt. Des Weiteren hatte er eine kleine Halbbrille, einen breiten Mund, gesunde Zähne und ein vorspringendes Kinn. Mir war sofort klar, dass es sich um den Zauberer Simon Lovelace handelte. Lag es an der unbestimmten Ausstrahlung von Macht und Autorität? Daran, dass er sich hier ganz offensichtlich zu Hause fühlte? Oder an dem kleinen Kobold, der (auf der zweiten Ebene) über seiner Schulter schwebte und wachsam nach allen Seiten Ausschau hielt?
    Verärgert rieb ich die Vorderbeine aneinander. Ich musste größte Vorsicht walten lassen. Der Kobold erschwerte mein Vorhaben beträchtlich. 8
(Versteh mich nicht falsch. Ich hatte keine Angst vor dem Kobold. Ich hätte ihn mühelos zerquetschen können. Aber seine Anwesenheit hatte zwei Gründe, zum einen, dass er seinem Herrn bedingungslos ergeben war, zum anderen sein scharfes Auge. Er würde keine Sekunde auf meine lächerliche Fliegenverkleidung hereinfallen.)
    Schade, dass ich keine Spinne war. Spinnen macht es nichts aus, stundenlang still zu sitzen, Fliegen sind viel zappeliger. Doch wenn ich mich jetzt verwandelte, merkte es der Sklave des Zauberers sofort. Ich musste meinen widerspenstigen Körper zwingen, noch eine Weile in Lauerstellung zu verharren, und den Schmerz ignorieren, der sich erneut einstellte, diesmal an der Innenseite meines Chitinpanzers.
    Der Zauberer redete. Ohne Punkt und Komma. Die Frau schmachtete ihn mit so großen, törichten Hundeaugen an, dass ich sie am liebsten gepiekst hätte.
    »…es wird ein ganz großes Ereignis, Amanda. Du wirst zum Liebling der Londoner Gesellschaft avancieren. Wusstest du schon, dass der Premierminister höchstpersönlich vorhat, deinem Anwesen einen Besuch abzustatten? Das weiß ich aus zuverlässiger Quelle. Meine Feinde versuchen zwar schon seit Wochen hartnäckig, mich bei ihm schlecht zu machen, aber er hat sich nicht
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