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Barrayar

Barrayar

Titel: Barrayar
Autoren: Lois McMaster Bujold
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alles in Ordnung?«
    Der alte Graf war leidenschaftlich interessiert an der Entwicklung seines zukünftigen Enkels. Cordelia spürte, dass ihre Schwangerschaft ihren Status bei ihm enorm angehoben hatte, von einer geduldeten Kaprice Arals zu etwas, das schon gefährlich ans Halbgöttliche grenzte. Er nahm sie geradezu unter Beschuss mit seinem Beifall. Es war nahezu unwiderstehlich, und sie lachte nie über ihn, obwohl sie sich keinen Illusionen hingab.
    Cordelia hatte erfahren, dass Aral mit seiner Voraussage über die Reaktion seines Vaters auf ihre Schwangerschaft, die er an jenem Tag gemacht hatte, als sie mit der bestätigenden Botschaft nach Hause gekommen war, voll ins Schwarze getroffen hatte. Sie war an jenem Sommertag auf das Gut in Vorkosigan Surleau zurückgekehrt, um Aral drunten bei der Bootsanlegestelle zu suchen. Er machte sich an seinem Segelboot zu schaffen und hatte seine Segel ausgelegt, die in der Sonne trockneten, während er mit nassen Schuhen um sie herumplatschte.
    Er schaute auf und begegnete ihrem Lächeln, und dabei konnte er die Ungeduld in seinen Augen nicht verbergen. »Nun?« Dabei hüpfte er ein wenig auf seinen Absätzen hin und her.
    »Nun.« Sie versuchte einen traurigen und enttäuschten Ausdruck anzunehmen, aber ein Grinsen entschlüpfte ihr und breitete sich über ihr ganzes Gesicht aus. »Dein Doktor sagt, es ist ein Junge.«
    »Ah.« Ein langer und vielsagender Seufzer entwich ihm, und er packte sie und wirbelte sie herum.
    »Aral! Pass auf! Lass mich nicht fallen!« Er war nicht größer als sie, nur … hm … kräftiger.
    »Niemals!« Er ließ sie an sich heruntergleiten und sie gaben sich einen langen Kuss, der in Gelächter endete.
    »Mein Vater wird begeistert sein.«
    »Du siehst ja selbst schon ziemlich begeistert aus.«
    »Ja, aber du hast noch nichts dergleichen gesehen, solange du nicht einen altmodischen barrayaranischen pater familias gesehen hast in Verzückung über einen neuen Spross an seinem Stammbaum. Seit Jahren war der arme alte Herr davon überzeugt, seine Linie würde mit mir enden.«
    »Wird er mit verzeihen, dass ich aus dem gewöhnlichen Volk und von einer anderen Welt stamme?«
    »Ich möchte dir nicht zu nahe treten, aber diesmal glaube ich nicht, dass es ihm was ausgemacht hat, welche Spezies von Frau ich heimgeschleift habe, solange sie nur fruchtbar ist. Du glaubst, ich übertreibe?«, fügte er hinzu, als sie hell auflachte. »Du wirst es schon sehen.«
    »Ist es zu früh, schon an einen Namen zu denken?«, fragte sie etwas nachdenklich.
    »Da gibt es nichts zu denken. Erstgeborener Sohn. Das ist hier eine strenge Sitte: Er bekommt seine Namen nach seinen beiden Großvätern.
    Nach dem väterlichen den ersten, nach dem mütterlichen den zweiten.«
    »Ach, deshalb ist eure Geschichte so verwirrend zu lesen. Ich musste immer Jahreszahlen neben diese immer gleichen Namen stellen, damit ich den Überblick behielt. Piotr Miles. Hm. Nun, ich glaube, ich kann mich daran gewöhnen. Ich hatte an etwas … anderes gedacht.«
    »Das nächste Mal, vielleicht.«
    »Ganz schön ehrgeizig.«
    Dem folgte eine kurze Rangelei, denn Cordelia hatte zuvor schon die nützliche Entdeckung gemacht, dass er in bestimmten Stimmungen kitzliger war als sie. Sie errang sich eine gehörige Portion Rache, und schließlich lagen sie lachend im Gras in der Sonne.
    »Das ist sehr würdelos«, beschwerte sich Aral, als sie ihn aufstehen ließ.
    »Hast du Angst, ich schockiere Negris Menschenfischer dort draußen auf dem See?«
    »Den kann nichts mehr schockieren, das garantiere ich dir.«
    Cordelia winkte zu dem fernen Luftkissenboot hinüber, aber dessen Insasse ignorierte standhaft ihre Geste. Zuerst war sie ärgerlich gewesen, als sie erfuhr, dass Aral unter ständiger Beobachtung des kaiserlichen Sicherheitsdienstes stand, später hatte sie sich damit abgefunden. Sie vermutete, dass dies der Preis für seine Verwicklung in die geheime und tödliche Politik des Krieges um Escobar, und die Strafe für einige seiner weniger willkommenen unverblümten Meinungsäußerungen.
    »Ich kann verstehen, warum du es dir zum Hobby gemacht hast, mit ihnen Katz und Maus zu spielen. Vielleicht sollten wir freundlicher werden und sie zum Essen oder so einladen. Ich meine, dass sie mich jetzt schon so gut kennen müssen, da möchte ich sie auch gern mal kennenlernen.« Hatte Negris Mann die familiäre Unterhaltung aufgezeichnet, die sie gerade geführt hatten? Gab es Abhörgeräte in ihrem
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