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Barrayar

Barrayar

Titel: Barrayar
Autoren: Lois McMaster Bujold
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»Aha! Also das war’s, worauf der Kerl wirklich aus war!« oder: »Verflucht! Diese Zahlen sind komisch. Muss ich mal überprüfen …«
    Oder Cordelia: »Ach du lieber Himmel, ob das wirklich alle Babies machen?« Und von Zeit zu Zeit drang ein Peng! durch die Wand aus der Bibliothek, und dann blickten sie auf, schauten einander an und brachen in Gelächter aus.
    »Ach, Liebster«, sagte Cordelia nach dem dritten oder vierten Knall, »ich hoffe, ich habe ihn nicht ungebührlich von seinen Pflichten abgelenkt.«
    »Er wird seine Sache schon gut machen, wenn er sich beruhigt. Vorbarras persönlicher Sekretär hat ihn unter seine Fittiche genommen und zeigt ihm, wie er sich selbst organisieren muss. Wenn Kou ihm durch das ganze Trauerprotokoll folgt, dann dürfte er in der Lage sein, mit allem fertig zu werden. Dieser Stockdegen war übrigens ein genialer Einfall. Danke!«
    »Nun ja, ich hatte gemerkt, dass er ziemlich gereizt war wegen seiner Behinderung. Ich dachte, das könnte ihn etwas entspannen.«
    »Es ist unsere Gesellschaft. Sie tendiert dazu, ziemlich … hart zu sein zu jemand, der nicht mithalten kann.«
    »Ich verstehe. Seltsam … jetzt, das du es erwähnst, erinnere ich mich, dass ich nur gesund aussehende Leute auf den Straßen und anderswo gesehen habe, ausgenommen im Krankenhaus. Keine Schwebestühle, keine Kinder mit ausdruckslosen Gesichtern im Gefolge ihrer Eltern …«
    »Du wirst auch keine sehen«, Vorkosigan blickte grimmig drein. »Alle Probleme, die entdeckt werden können, werden vor der Geburt eliminiert.«
    »Nun, wir tun das auch. Allerdings gewöhnlich vor der Empfängnis.«
    »Auch bei der Geburt. Und danach, im Hinterland.«
    »Oh.«
    »Was die zu Krüppeln gemachten Erwachsenen anbelangt …«
    »Guter Gott, ihr praktiziert mit denen doch nicht etwa Euthanasie, oder?«
    »Dein Fähnrich Dubauer würde hier nicht mehr leben.«
    Dubauer hatte Disruptor-Feuer auf den Kopf bekommen und überlebt. Irgendwie.
    »Was Verletzungen wie die Koudelkas oder noch schlimmere angeht … das soziale Stigma ist da sehr groß. Beobachte ihn einmal in einer größeren Gruppe, die nicht seine engen Freunde sind. Es ist kein Zufall, dass die Selbstmordrate unter den aus medizinischen Gründen entlassenen Soldaten hoch ist.«
    »Das ist ja schrecklich.«
    »Ich habe das einmal als selbstverständlich hingenommen. Jetzt … nicht mehr. Aber viele Leute tun es noch.«
    »Und was ist mit Problemen wie dem von Bothari?«
    »Das kommt darauf an. Er war ein brauchbarer Spinner. Die unbrauchbaren …« Er brach ab und starrte auf seine Stiefel.
    Cordelia fröstelte. »Ich denke immer, dass ich anfange, mich an diese Welt hier anzupassen. Dann gehe ich um eine andere Ecke und stoße dann blindlings auf Sachen wie diese.«
    »Es ist erst achtzig Jahre her, seit Barrayar wieder Kontakt mit der umfassenderen galaktischen Zivilisation aufgenommen hat. In der Zeit der Isolation haben wir nicht nur Technologie verloren. Die haben wir schnell wieder drauf gehabt, wie einen geborgten Mantel. Aber darunter … sind wir an manchen Stellen noch ziemlich nackt. In vierundvierzig Jahren habe ich erst begonnen zu sehen, wie nackt.«
    Bald darauf kamen Graf Vortala und seine ›Abweichler‹, und Vorkosigan verschwand mit ihnen in der Bibliothek. Der alte Graf Piotr Vorkosigan, Arals Vater, traf später an diesem Abend aus seinem Landbezirk ein, er war gekommen, um bei der Vollversammlung des Rates abzustimmen.
    »Nun, da ist ja eine Stimme, derer er sich morgen sicher sein kann«, scherzte Cordelia mit ihrem Schwiegervater, als sie ihm im Foyer aus der Jacke half.
    »Ha, er hat Glück, dass er sie bekommt. Er hat in den letzten paar Jahren einige verflucht radikale Ideen aufgeschnappt. Wenn er nicht mein Sohn wäre, dann könnte er auf meine Stimme lange warten.« Aber auf Piotrs runzeligem Gesicht war Stolz zu lesen.
    Cordelia zwinkerte bei dieser Beschreibung von Aral Vorkosigans politischen Ansichten. »Ich gestehe, ich habe ihn nie für einen Revolutionär gehalten. Radikal muss ein viel dehnbarerer Begriff sein, als ich dachte.«
    »Ach, er schätzt sich selber auch nicht so ein. Er meint, er kann die Hälfte des Weges gehen und dann haltmachen. Aber ich glaube, er wird sich auf dem Rücken eines Tigers reitend wiederfinden, wenn er diesen Weg ein paar Jahre gegangen sein wird.« Der Graf schüttelte grimmig den Kopf. »Aber komm, mein Mädchen, und setz dich und sag mir, dass es dir gut geht. Du siehst gut aus – ist
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