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Banana Pancake Trail: Unterwegs auf dem vollsten Trampelpfad der Welt (German Edition)

Banana Pancake Trail: Unterwegs auf dem vollsten Trampelpfad der Welt (German Edition)

Titel: Banana Pancake Trail: Unterwegs auf dem vollsten Trampelpfad der Welt (German Edition)
Autoren: Philipp Mattheis
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Eine Ethnographie über Backpacker  –, fasst Jana Binder fünf Kriterien zusammen, die einen Backpacker zum Backpacker machen: das Bevorzugen billiger Unterkünfte, den Wunsch, andere Reisende zu treffen, eine individuell organisierte Reiseplanung, überdurchschnittlich lange Aufenthalte und den Wunsch nach informellen, erlebnisorientierten Aufenthalten. Backpacker sind zwischen 18 und 33 Jahre alt, die meisten zwischen 22 und 27. Sie entstammen der Mittelschicht, überproportional viele von ihnen kommen aus Nordeuropa und Israel, unterproportional wenige aus Südeuropa und den USA.
    Man kann sich zu Recht darüber aufregen, dass der Wunsch, eine individuelle Reise zu machen, pervertiert wird, wenn man dabei auf zehntausend Gleichgesinnte an den immer selben Orten trifft. Dass es selbstgefällig und heuchlerisch ist zu glauben, man reise besser, ehrlicher und interessierter, bloß weil man in denselben Bussen wie die Einheimischen fährt. Man kann es für absurd halten, dass ausgerechnet die Menschen, die so großen Wert auf Individualität beim Reisen legen, die immer gleichen Erfahrungen machen.
    Eine der Transen nimmt jetzt den Mann an der Hand und zieht ihn die Khaosan hinunter. Er lächelt, er sieht glücklich aus. Schüchtern legt er seinen Arm um sie. Als er merkt, dass es ihr gefällt, fasst er selbstsicherer zu. Der CD-Verkäufer grinst, der junge Mann grinst zurück.
    «Sie geht jetzt mit ihm ins Hotel», sagt Vlad.
    «Gegen Geld?»
    «Vielleicht. Manche machen es auch aus Spaß, ohne dafür etwas zu nehmen.»
    «O Gott», sage ich. «Schrecklich!»
    «Warum?», fragt Vlad. «Solange er nicht erfährt, dass es keine Frau war, und er nicht weiß, dass sie dieselbe Nummer bereits bei Hunderten anderer Backpacker abgezogen hat. Der Typ wird glücklich in sein Hostel zurückgehen und sich, bevor er einschläft, denken, dass dieses Land großartig ist und seine Reise nicht besser beginnen könnte.»

[zur Inhaltsübersicht]
    Lonely Planet, die blaue Bibel
    Ort: Zipolite, Mexiko
    «Überall: die anderen Backpacker. Die weißen Stöpsel ihres iPod in den Ohren, lesen sie Paulo Coelhos Der Alchimist oder Alex Garlands The Beach . Oder sie markieren die günstigsten Hostels im Lonely Planet- Reiseführer. ‹Where are you from, where have you been, where are you going?›»
    Amrai Coen    [3]

    Alan glaubt, frei zu sein. Er läuft über den Strand, springt hin und wieder hakenschlagend wie ein Kaninchen in die Höhe. In der Hand hält er ein blaues Buch. Daraus reißt er immer wieder einzelne Seiten heraus und wirft sie in den Wind. «Ich brauch es nicht, ich bin frei, ihr braucht es alle nicht!», ruft er.
    Alan hat rote, vom Salzwasser und der Sonne verfilzte Haare, die nach allen Seiten abstehen. Er sieht aus wie ein Kobold, der besessen einen Strand entlangtobt. Er läuft und reißt und reißt und läuft, bis das Rauschen der Wellen seine Stimme verschluckt und die dünnen Seiten des Lonely Planet Mexico vom Wind auf den Pazifik hinausgeweht werden. Jurek und ich baumeln weiter in unseren Hängematten.
    «Er übertreibt», sagt Jurek mit osteuropäischem Akzent. «He is a bit krrrazy.»
    Neben uns in der Bar bestellt ein Österreicher das achte Bier, obwohl es erst 16 Uhr ist. Eine blonde Deutsche, die irgendwann mal einen Spanischkurs in Guatemala besucht hat und dann nach Mexiko mit einem Brasilianer durchgebrannt ist, bringt es ihm. Es läuft «Mr. Tambourine Man» von Bob Dylan. Ich will mir den Schweiß von der Stirn wischen, doch genau in diesem Moment erreicht meine Haut eine kühlende Brise von den Weiten des Pazifiks.
    Zipolite ist ein großartiger Ort. Ein paar eher provisorisch zusammengezimmerte Bars und Cafés reihen sich an dem vielleicht drei Kilometer langen Sandstrand aneinander. Es gibt nur wenige Zimmer, die meisten von uns schlafen für zwei Euro pro Nacht in einer Hängematte. Am Ende des Strands liegt ein esoterisches Kloster, wo Yogis und Meditationsfreaks leben, sagt zumindest der Österreicher. Allerdings hat sich noch keiner von uns die Mühe gemacht, das zu überprüfen.
    Die, die nicht im Kloster meditieren, lungern in Hängematten herum und tun nichts. Den ganzen Tag bewundern wir die mächtigen Pazifikwellen, die sich in sicherer Entfernung von uns mit Gebrüll brechen. Die Strömung ist sehr stark, man kann eigentlich nur bis zu den Knien ins Wasser gehen. Dann schon spürt man die Kraft des Wassers. Es gibt Bier, mexikanische Tacos und außerdem alle Arten von Drogen zu
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