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Banalverkehr - Roman

Banalverkehr - Roman

Titel: Banalverkehr - Roman
Autoren: Heyne
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Um ehrlich zu sein, es ist stimmt etwas nicht.«
    »Aha. Und zwar?«
    Wir halten an einer Ampel, und draußen sehe ich ein Pärchen, zusammen ungefähr zweihundert Jahre alt, an einer Bushaltestelle, wie es sich eine Caprisonne teilt. Durch ihre zahnlosen Münder saugen sie Konzentrat durch einen gemeinsamen Strohhalm. Das ist ekelhaft, aber irgendwie auch romantisch. Edo und ich werden das nie sein.
    »Puppe?«
    Trau dich, Mira! Einmal in deinem Leben: Trau! Dich! Damit die Zukunft wieder offen ist. Auch, wenn es keinen neuen Plan gibt. Auch, wenn ich noch nicht weiß, was ich darin sein werde: ein Krapfen, Sushi, ein Tortellini wie Timmy oder etwas ganz anderes.
    Aber bestimmt nicht Soße .
    »Alles«, sage ich endlich.

Outro: Montag, 16.03 Uhr – Der Stuhlkreis, Teil 4
    »Danke«, sagt sie und schnäuzt sich erst mal kräftig, während ich mich für ein paar Sekunden vom Sonnenschein ablenken lasse. Es ist schön draußen, Ich glaube, ich verzichte sogar auf die Kurzversion und komme gleich auf den Punkt. »Erst letzte Woche habe ich nach mehr als einem Jahr meine ehemals beste Freundin im Supermarkt getroffen, und sie hat mich eiskalt ignoriert.«
    Die Geschichten sind ja eh alle gleich und … Was???
    » Eiskal t!!! «
    Moment mal!!!!
    »Das hat dermaßen wehgetan.«
    »Also, Lene, jetzt aber halblang!«, unterbreche ich sie. »Ich hab dich nicht ignoriert, ich hab dich nur von hinten gesehen. Mit einer neuen Haarfarbe und in Jogginghosen und mit …« … diesem Riesenarsch. »Damit, also, wie hätte ich dich denn da sofort erkennen sollen?«
    Lene schnäuzt in ihr Taschentuch und wirft mir dann einen bösen Blick zu. »Ich hab dich angerufen und dir gesagt, wie schlecht es mir geht. Das hat dich null interessiert!«
    »Und du bist, entschuldige bitte, schon mal die allerletzte Person, die mir erzählen muss, wie es ist, wenn die beste Freundin einen hängenlässt!«
    Langsam wird es lauter, und »laut« stört den Frieden im Stuhlkreis, also fühlt sich die Chefin dazu verpflichtet einzugreifen. »Mädels, jetzt beruhigt euch mal. Du bist?«, fragt sie und sieht mich an.
    » Die ehemals beste Freundin, die sie ignoriert hat «, zitiere ich mit lenemäßiger Piepsi-Stimme. »Echt, Lene. Du hast sie doch nicht mehr alle!«
    »Bitte beruhige dich«, sagt die Stuhlkreischefin in einem Ton, der mich befürchten lässt, sie holt Lene und mir gleich einen Batzen nasser Erde, damit wir unsere Gefühle töpfern können.
    »Ich muss mich hier gar nicht beruhigen! Lene konnte ja überhaupt nicht genug davon kriegen, mir vorzuhalten, wie toll ihr neues Leben ist mit diesem …«
    »Andy! Und was bist du überhaupt für eine Freundin, die sich nicht mal den Namen meines Freundes merken kann?«
    »Andy! Andy, Andy, Andy … Oh, Puppe, wir kochen uns was Schönes, und dann kriegen wir unser Baby, und dein Leben ist total blöd und meins nicht . Ich hatte Probleme, Lene! Richtige beschissene Probleme, aber wahrscheinlich war es auch unter deinem tollen neuen Niveau, für mich da zu sein, als ich mit einem Abgang im Krankenhaus lag.«
    »Du verstehst es nicht! Wie immer geht es nur um dich!«
    »Nee-hee, Lene. Es ging nur um dich. Ich hab versucht dich anzurufen, dir geschrieben, immer und immer wieder. Aber es kam rein gar nichts zurück! Und dann erwartest du tatsächlich, dass ich noch da bin, wenn es dir dann auf einmal nicht mehr so gutgeht?«
    »Ich denke«, schaltet sich die Chefin ein, bevor Lene reagieren kann, »es ist gut und nötig, dass ihr euch aussprecht. Da scheint sich ja Einiges angestaut zu haben.«
    »Dann frag doch mal warum?«, schreit Lene mich an.
    »Aber es wäre schön, wenn wir die Lautstärke …«
    »Und warum?«, schreie ich zurück.
    »Vielleicht im Sinne der anderen Gruppenmitglieder …« Die sich übrigens köstlich zu amüsieren scheinen.
    »Glaubst du nicht, dass ich mich geschämt haben könnte?«
    »… etwas zurückschrauben würden«, beendet die Chefin endlich ihren Satz, und damit herrscht erst mal Ruhe. Nicht wegen der Chefin, sondern weil Lene sich geschämt hat. Mit so was hatte ich nun wirklich nicht gerechnet.
    »Wieso solltest du dich denn geschämt haben?«, frage ich nach einer Weile ganz ruhig.
    »Schau mich doch an. Erst schwinge ich große Reden von meinem neuen, tollen Leben, und dann geht alles schief. Ich hatte Angst, dass du mich auslachst.«
    »Ich? Die Personifizierung von Alles-geht-schief ? Ich? Die über zehn Jahre lang deine beste Freundin war? Ich hab dir die
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