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Ballnacht in Colston Hall

Ballnacht in Colston Hall

Titel: Ballnacht in Colston Hall
Autoren: Mary Nichols
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darin verwickelt. Deshalb musste er sie und ihre Angehörigen erst in Sicherheit bringen, bevor er den Verräter entlarvte. Schließlich hatten die Fostyns seinetwegen schon genug zu leiden gehabt. Und außerdem liebte er Lydia über alles in der Welt, und diese Tatsache zählte mehr als alle anderen Argumente zusammen.
    Wenn er zu Pferde gewesen wäre anstatt in einer Kutsche, hätte er all die kleinen Wasserläufe und Buchten, die den Bau von festen Landstraßen in dieser Gegend fast unmöglich machten, mit Leichtigkeit überspringen und in einer knappen Stunde in Colston sein können. Stattdessen musste er die im Vergleich dazu gemächliche Kutschfahrt über sich ergehen lassen und auch noch in Malden anhalten, um Peregrine Baverstock seinen Eltern zu übergeben.
    Lord Baverstock empfing den Earl of Blackwater und seinen Sohn in dem kleinen Salon. Nachdem er Peregrine mit der Ankündigung ins Bett geschickt hatte, er werde sich morgen mit der Angelegenheit befassen, wandte er sich an seinen Besucher. “Mein lieber Blackwater, ich kann Euch gar nicht sagen, wie froh ich bin, dass der Racker wieder wohlbehalten daheim ist. Darf ich Euch ein Glas Madeira anbieten?”
    “Nein, danke, Mylord. Ich muss die junge Dame noch zu ihrer Mutter bringen.”
    “Oh ja, natürlich. Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, wie erleichtert ich bin, dass wir uns nicht mit dieser Familie verbinden müssen.”
    “Nun, ich wäre stolz darauf, Sir”, erwiderte Ralph in scharfem Ton. “Die Familie ist sehr schlecht behandelt worden von Menschen, die es besser hätten wissen müssen …”
    “Aber sie haben Euch doch unrecht getan.”
    “Nein, das habe ich nie behauptet und werde es auch nie tun. Mrs Fostyn ist ein Musterbild an gesundem Menschenverstand, Mut im Unglück und Mitgefühl gegenüber jenen, die ihr übel mitgespielt haben, und sie hat ihre Kinder in demselben Sinne erzogen. Und nun darf ich Euch einen guten Abend wünschen.” Im Hinausgehen hörte Ralph noch, wie Seine Lordschaft murmelte: “Nun, ich bin regelrecht erschlagen.”
    “Warum lächelt Ihr so merkwürdig?” erkundigte sich Annabelle, als er den Wagen wieder bestiegen und dem Kutscher befohlen hatte, ohne die Pferde zu schonen auf dem schnellsten Weg nach Colston zu fahren. “War Lord Baverstock sehr ärgerlich?”
    “Nun, er wird sich sicher wieder erholen, dessen bin ich mir sicher. Aber wenn Ihr immer noch beabsichtigt, den jungen Mann zu heiraten …”
    “Nein, das will ich nicht mehr – zumindest vorerst nicht. Ich glaube, ich bin doch noch nicht reif fürs Heiraten.”
    “Es ist jammerschade, dass Ihr nicht gestern schon zu dieser Erkenntnis gekommen seid. Dann hättet Ihr Eure Mutter nicht zu Tode erschreckt, Eurer Schwester keine Schuldgefühle aufgebürdet, weil sie Euch allein gelassen hatte, und mir keine Ungelegenheiten gemacht.”
    “Es tut mir wirklich sehr, sehr leid.”
    “Ich will über mein Ärgernis gar nicht reden. Aber ich hoffe, dass Ihr Eurer Familie gegenüber den Schaden wieder gutmacht.”
    “Oh, das werde ich, ganz bestimmt. Aber, Mylord …” Unsicher sah Annabelle ihn an. “Ihr werdet doch Lydia nicht erzählen, was ich gesagt habe über … über …”
    “Über die Gründe für ihre Verlobung mit Sir Arthur?”
    “Ja. Sie würde mir dann noch mehr gram sein.”
    “Warum denn?”
    “Weil ich glaube, dass sie sehr viel für Euch übrig hat.” Sie fing plötzlich an zu kichern. “Sie nennt Euch ihren Regenschirmmann, ist das nicht drollig?”
    “Allerdings.” Ralph musste sich räuspern, um die Erregung zu bemänteln, die ihn bei Annabelles Worten erfasst hatte.
    “Sie kann ihre wahren Gefühle nämlich sehr gut verbergen”, plapperte das Mädchen weiter. “Und Ihr seid der Letzte, dem Lydia sie zu erkennen geben würde.”
    “Ist das wirklich so?”, fragte er lächelnd. Auf einmal fand er Annabelle ausgesprochen liebenswert.
    “Ja. Aber ich kann eine solche Einstellung nur schwer begreifen”, erwiderte sie. “Ich wäre jedenfalls nicht in der Lage, so etwas geheim zu halten. Aber vielleicht liebt sie Euch doch nicht richtig.” Ihr ergreifender Seufzer ließ erkennen, wie es demgegenüber mit ihrem Herzen bestellt war.
    Ralph nickte ihr zu, schwieg jedoch. Was konnte die Kleine denn wirklich von Lydias Gefühlen wissen, wenn diese nach ihrer eigenen Aussage so geschickt im Verbergen war? Annabelle hatte ja kaum die Kinderschuhe ausgetreten und fand offensichtlich Gefallen daran, sich Träume
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