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Ballade der Leidenschaft

Ballade der Leidenschaft

Titel: Ballade der Leidenschaft
Autoren: Carol Townend
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mit gebrochener Nase. Ben wandte sich ab, schlüpfte in die dunkle Gasse zwischen zwei Holzhäuserreihen und rannte den Hang hinauf, nach Hauteville.

2. KAPITEL
    Z um zweiten Mal in dieser Hexennacht ratterte der Türriegel, und Rozenn hielt die Luft an. Die Mitternachtsstunde musste bereits vorbei sein. Sicher hatten Mikaela und ihre Freundinnen die Saint-Columban-Kirche längst verlassen und waren nach Hause gegangen.
    Inzwischen war das Herdfeuer fast erloschen. Rozenn stieg aus dem Bett und tastete sich durch die Finsternis. Als sie mit dem Knie gegen einen Stuhl stieß, hob sie ihn hoch und hielt ihn wie einen Schild vor sich, während sie die Werkstatt durchquerte.
    Klopfenden Herzens legte sie ein Ohr an die Haustür. Atmete jemand auf der anderen Seite? Nein, nein, das bildete sie sich nur ein. Mikaelas Gerede über Hexen und böse Geister brachte sie ganz durcheinander. Natürlich war es nur der Wind, der in den Blumen der schützenden Girlande raschelte.
    Plötzlich klickte der Riegel, und Rozenn sprang zurück. Mit aller Kraft umklammerte sie den Stuhl.
    Ein Schrei auf der Gasse. Schritte. Mehrere Leute rannten vorbei. Vermutlich Comte Remonds Männer; Dorfbewohner hätten sich mehr Mühe gegeben, Lärm zu vermeiden. Stahl klirrte, Schwerter wurden gezückt – beängstigende Geräusche …
    „Verflucht!“, rief jemand dicht vor Rozenns Tür, der Riegel rückte an seinen Platz zurück. Schnelle Schritte entfernten sich …
    „Hier entlang!“
    „In diese Richtung ist er gelaufen!“
    Ein Stolpern, ein Keuchen, die Stimmen verklangen.
    Jetzt erst erinnerte sich Rozenn, dass sie atmen musste. Sie stellte den Stuhl auf den Boden, lehnte ihren Kopf an die Tür und wartete, bis ihr Herz wieder etwas langsamer pochte. Offenbar war ein Dieb an ihrer Tür gewesen, und Comte Remonds Soldaten hatten ihn verscheucht – oder festgenommen. Das hoffte sie zumindest … Irgendwo in der Ferne bellte ein Hund. Ja, sie waren nach unten in die Stadt zurückgekehrt.
    Sogar in Hauteville ist eine alleinstehende Frau gefährdet, dachte sie bedrückt. Vielleicht hat Comtesse Muriel recht, und ich sollte bis zu meiner Abreise in der Burg wohnen. Im Sonnengemach bei den anderen Damen gab es genug Platz. Aber dort wollte Rozenn nicht schlafen. Wann immer ihr Name erwähnt wurde, sah sie Verachtung und Mitleid in den Augen der Frauen. Rose, das Mädchen, das als Baby vor einer Taverne abgelegt und in Ivonas Obhut gegeben worden war.
    Gewiss, ihre Ziehmutter hatte gut für sie gesorgt und sie genauso liebevoll behandelt wie Adam. Trotzdem sah sie stets das geringschätzige Mitleid in den Augen der Frauen. Bevor Rozenn einschlief, wollte sie solchen Blicken nicht begegnen. Sonst würden sie womöglich Albträume heimsuchen …
    Während sie den Stuhl in Richtung Wohnstube schleifte, stieß etwas gegen einen Fensterladen, und sie hörte jemanden stöhnen. Erschrocken erstarrte sie und schnappte nach Luft.
    Um Himmels willen, der Dieb versuchte sein Glück erneut! Wer immer er sein mochte – offenbar hatte er herausgefunden, dass sie verwitwet war, und hielt sie für hilflos. Nun, da würde sie ihn eines Besseren belehren! Entschlossen wandte sie sich zu dem Fensterladen und umfasste die Stuhllehne fester.
    Holz knarrte. Noch ein Stöhnen. Das Dunkel schien sich zu bewegen.
    Warnend streifte ein warmer Luftzug Rozenns Haut, der Fensterladen wurde aufgestoßen. Ein Dolch blitzte silbrig auf, Metall scharrte über Holz. Mit einem lauten Knacken gab der Riegel nach, Mondlicht fiel ins Zimmer.
    Ein schwarzer Schemen nahm Gestalt an und schob etwas durch die Öffnung. Vorsichtig ließ er es zu Boden gleiten. Andere Gegenstände folgten dem ersten und landeten ebenso sanft unterhalb des Fensters. Also versuchte der Mann, keine Geräusche zu verursachen.
    Zitternd rang Rozenn nach Atem und schwenkte den Stuhl empor. Eine innere Stimme drängte sie zur Flucht. Aber die Hintertür des Hauses war fest verschlossen. Es würde zu lange dauern, sie zu erreichen und den Riegel zu öffnen, der Eindringling würde sie überwältigen. Wer immer er war, sie musste sich ihm in ihren vier Wänden stellen.
    Der milde Luftzug verstärkte sich. Angespannt lauschte sie und hörte ein Rascheln, ein dunkler Schatten bewegte sich.
    Da!
    Nein, dort!
    Atemzüge …
    Hinter ihr!
    Just als sie herumfahren wollte, schlangen sich starke Arme um ihre Taille. Ihr Haar wurde beiseitegeschoben, warme Lippen berührten ihren Nacken.
    „Rate mal.“ Ein leises
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