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Ballade der Leidenschaft

Ballade der Leidenschaft

Titel: Ballade der Leidenschaft
Autoren: Carol Townend
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verlassen, wollte sie noch nicht verraten. „Mark hat sich so über die Damaste und die byzantinische Seide gefreut … Oh, bevor ich es vergesse – ich habe den blauen Samt, der dir so gut gefällt, für dich aufgehoben.“
    „Wirklich?“ Mikaelas Augen strahlten. „Vielen Dank. Aber … ich habe nur wenig Geld und kann dir nichts zahlen.“
    „Sei nicht albern! Wenn Per mir auch einige Schulden hinterlassen hat – ich nage nicht am Hungertuch und kann dir etwas schenken.“
    „Wie großzügig du bist! Und was wirst du ohne deinen Laden machen? Du wirst doch weiterhin schneidern? Das musst du tun, Rose! So gut kannst du mit Nadel und Faden umgehen. An Arbeit wird es dir niemals mangeln.“
    Rozenn ging ins Wohnzimmer voraus und legte noch ein Holzscheit in das Herdfeuer, das inmitten des Raums loderte. Dann ergriff sie einen mit Wachs überzogenen Span, hielt ihn in die Flammen und zündete noch einige Kerzen an. Einladend wies sie auf einen Stuhl. „Ja, ich erhalte genug Aufträge.“ Sie hob ihren schweren Geldbeutel mitsamt der Näharbeit, die sie darüber ausgebreitet hatte, auf und legte beides aufs Bett. Bald würde sie Pers Schulden bezahlen können. Welch eine Erleichterung …
    Inzwischen hatte Mikaela sich an den Tisch gesetzt. In einer Hand stützte sie ihr Kinn, mit der anderen winkte sie lässig ab, während Rozenn Holzbecher und – teller bereitstellte. „Reden wir nicht mehr von der Arbeit, befassen wir uns lieber mit wichtigeren Dingen. Also soll ich erraten, wen Rose liebt? Wer mag es sein?“ Grüblerisch klopfte sie mit einem Zeigefinger auf ihre Lippen. „Nun frage ich dich noch einmal, ob ich ihn kenne.“
    „Eh – ja. Allerdings hast du ihn eine Zeit lang nicht gesehen.“
    „Hm.“ Plötzlich richtete Mikaela sich auf. „Oh, ein Kinderspiel! Ich weiß ganz genau, wer es ist!“
    Rozenn nahm einen Weinschlauch von einem Haken, zog den Stöpsel heraus und griff nach Mikaelas Becher. „Tatsächlich?“
    „Ja, ja, natürlich! Es ist Ben, Benedict!“
    Verwirrt spürte Rozenn, wie der Weinschlauch in ihrer Hand zitterte. Dann starrte sie die kleine dunkle Pfütze an, die sich irgendwie auf dem Tisch gebildet hatte. „Was – Ben?“
    „Oh ja, der Lautenspieler.“
    Rozenn schnaufte verächtlich und schüttelte den Kopf. „Selbst wenn Benedict der letzte Mann auf Erden wäre – niemals würde ich ihn lieben.“
    „Seltsam …“ Mikaela hob die Brauen. „Und ich dachte immer, ihr würdet zusammengehören. In eurer Kindheit habt ihr miteinander gespielt, wann immer er hierhergekommen ist. Unzertrennlich wart ihr.“
    „Kinder lassen sich leicht beeindrucken …“
    „Aber du magst ihn, Rose, das weiß ich.“
    „Ja, sicher“, stimmte Rozenn etwas ungeduldig zu. „Warum sollte ich ihn nicht mögen? Er ist freundlich und geistreich und amüsant.“
    In Mikaelas Augen erschien ein träumerischer Glanz. „Und gut aussehend. Vergiss das nicht. Diese Augen – dunkel wie die Sünde …“
    „Unstet, ständig auf der Wanderschaft …“
    „Diese langen Wimpern, Haare wie Ebenholz. Wie ein Engel spielt er Laute.“
    „Wenigstens das ist wahr.“
    Ein tiefer Seufzer hob Mikaelas Busen. „Und sein Körper …“
    Erschrocken fuhr Rozenn auf. „Was weißt du denn über Bens Körper?“
    Mikaelas Mundwinkel zuckten. „Ah, dachte ich es mir doch, das würde dich aufschrecken. Offensichtlich habe ich recht, es ist Ben! Rozenn liebt Benedict …“
    „Nein!“ Rozenn füllte Mikaelas Becher, knallte ihn auf den Tisch und drehte sich zum Herd um, wo sie Stefans Pastete in einer Schale erwärmte. „Zumindest nicht so, wie du glaubst. Ich mag ihn wie einen Bruder. So wie ich Adam liebe.“
    „Früher dachte ich, du würdest Ben heiraten.“ Mikaela legte ihren Kopf schief. „So gut habt ihr zusammengepasst. Aber du hast Per genommen und …“
    „Was, Ben und ich? Zusammengepasst? Ich  – an der Seite eines nichtsnutzigen Musikanten, der die Hälfte aller Frauen in der Bretagne verführt hat? Sehr schmeichelhaft …“
    Statt zu antworten, zuckte Mikaela vielsagend mit den Schultern.
    „Außerdem“, fuhr Rozenn ärgerlich fort, „habe ich Ben zwei Jahre lang nicht gesehen. Nicht mehr seit seinem heftigen Streit mit Adam.“
    „Ja, das ist sonderbar. Bis dahin standen sich die beiden sehr nahe. Worum ging es bei dieser Auseinandersetzung?“
    „Keine Ahnung. Darüber will Adam nicht reden.“
    „Also muss es jemand anderes sein, der schon lange nicht mehr in
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