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Balla Balla

Balla Balla

Titel: Balla Balla
Autoren: Sobo Swobodnik
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einem Truppenübungsplatz.
    »Das ist Rot, eindeutig, Dunkelrot ist das. Ein Foul, ein ganz böses Foul, ein widerliches Foul, das ist eine Tätlichkeit am Sturmführer. Um Himmels willen, hoffentlich ist dem Jungen nichts passiert. Da hat der Spieler aber die Sense ausgepackt, Blutgrätsche nannte man das früher, heimtückisch, gemeingefährlich, kriminell – dass es so was noch gibt.«
    Der Junge wälzte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Boden.
    Das ist Benny van der Tal, das Ausnahmetalent, dachte Plotek, das sieht nach einer schweren Verletzung aus.
    Die Zeitlupe wurde eingeblendet, die zeigte, wie der Gegenspieler dem Benny von hinten in die Hacken steigt. Wenn da nicht Kreuzband, Achillessehne und alles ab ist, dachte Plotek, dann ist das Kreuzband und die Achillessehne und alles aus Stahl, und dann dachte er, der deutsche Fußball ist wieder für Monate um ein hoffnungsvolles Talent ärmer.
    »Also, da muss jetzt doch auch mal der DFB eingreifen, so was macht doch auch den Fußball kaputt«, schwadronierte der Moderator.
    Nicht nur den Fußball, dachte Plotek, sondern vor allem die Spieler, und Lothar Matthäus fiel ihm ein und sein Spruch: Das sind natürlich Fouls, wo wir auch als Spieler nicht gerne sehen. Reflexartig musste er wieder an den Dosensuppenhersteller aus dem Brief denken. Als ob es einen Zusammenhang gäbe zwischen Dosensuppenhersteller, Kreuzbandriss und Matthäus, tauchte der Dosensuppenhersteller jetzt auch im Fernseher auf. Immerhin besser als Matthäus, dachte Plotek und entdeckte in diesem Moment auf dem Trikot des noch immer am Boden liegenden Benny van der Tal genau den gleichen Namen und Schriftzug wie im Brief.
    »Der neue Sponsor von Altona-Nord«, erklärte der Altona-Fan, als er Ploteks Verwunderung sah. Natürlich konnte der nicht wissen, dass Plotek jetzt mit etwas ganz anderem beschäftigt war.
    »Nicht schlecht, was?«, sagte Agnes und traf die Sache damit schon eher. Obwohl jetzt wieder Plotek rätselte, was genau sie damit meinte.
    Als sie aber mit den Fingerknöcheln auf den Brief klopfte, schien die Sache klar: Preisausschreiben, Dosensuppenhersteller, Reise, Hamburg. Na ja, so klar auch wieder nicht, weil Plotek noch immer nicht einleuchten wollte, was das mit ihm zu tun haben sollte. Aber das würde Agnes ihm sicher noch erklären. Tat sie auch.
    »Da«, sagte sie und tippte mit ihrem schönen, rot lackierten Fingernagel auf eine bestimmte Stelle: für zwei Personen.
    Langsam dämmerte es Plotek. Er sah Agnes an, die breit grinsend nickte, als wollte sie ihn warnen: Widerstand zwecklos.
    »Zwei Tequila«, sagte Agnes, während Benny van der Tal mit einer Trage vom Platz geschleppt wurde.
    »Das sieht nicht gut aus, gar nicht gut«, schwatzte es aus dem Kasten über der Tür und der Altona-Fan neben Plotek rieb sich ständig die Augen.
    »Ob er in dieser Saison noch mal zum Einsatz kommt, dürfte fraglich sein, ob er überhaupt noch mal für die SpVg Altona-Nord spielt, scheint mehr den je ungewiss. Sie wissen ja, er soll verkauft werden. Potenzielle Interessenten stehen Schlange. Das ist nur noch eine Frage des Preises. Das ist natürlich auch die Chance für Jo Hillebrand, der sich jetzt schon die Trainingsjacke auszieht. So gut beide Spieler auch sind, sie bleiben Konkurrenten. Altonas Spiel ist defensiv angelegt, kein Wunder bei dem Tabellenplatz, und deshalb kommt in der Regel immer nur ein Stürmer zum Zug. In diesem Moment Jo Hillebrand. Des einen Freud ist des anderen Leid.«
    »So ein Blödsinn!«, ging jetzt der Altona-Fan dazwischen, »die sind Freunde, der Jo und der Benny, haben sogar zusammengewohnt. Da freut sich keiner über die Verletzung des anderen. So ein Schwachsinn.«
    Na ja, für Benny und Jo mag das ja stimmen, dachte Plotek, für den deutschen Fußball sicher nicht. Und Bennys Gegenspieler schien gleicher Meinung zu sein. Überhaupt nicht schuldbewusst, sondern hämisch grinsend verließ er unter den Pfiffen der Zuschauer und mit der roten Karte im Rücken den Platz.

    Der Tequila kam. Plotek nahm die Zitrone in die linke Hand, das Glas in die rechte. Auf seinen Handrücken hatte er sich bereits Salz gestreut.
    »Prost«, sagte Agnes. Sie stießen an. Salz, Schnaps, Zitrone und dann gleichzeitig: »Ah!«
    »Am Freitag fahren wir«, ließ Agnes ihn wissen.
    Plotek erschrak, griff nach seinem Weißbierglas, nahm den letzten Schluck. Er sah in Agnes’ Gesicht und ein alter Andy-Brehme-Spruch fiel ihm ein: Uns steht ein hartes Restprogramm
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