Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Balla Balla

Balla Balla

Titel: Balla Balla
Autoren: Sobo Swobodnik
Vom Netzwerk:
jetzt, als Susi hustete, spürte Plotek ein widerliches Kratzen im Hals.
    »Da schau!«, krächzte Susi wieder und warf die Abendzeitung vom Vortag auf den Tresen. Plotek schaute und sah ein Bubengesicht von der Titelseite lächeln. Darunter stand: Ivo Jovanovic (18), beim Training tödlich zusammengebrochen. Die Ursache ist noch unklar: Die Staatsanwaltschaft ermittelt.
    »Eines der hoffnungsvollsten Sturmtalente im deutschen Fußball«, mischte sich jetzt einer der Stammgäste neben Plotek am Tresen mit Tränen in den Augen ein.
    Na ja, das scheint nicht schwer zu sein, dachte Plotek, bei diesen Pflaumen im deutschen Angriff. Der Mann mit einem rot-grünen Altona-Schal um den Hals schniefte gotterbärmlich. »Kommt aus unserer Jugend«, fügte er hinzu.
    »Altona-Nord-Fan«, erklärte Susi mit einem Blick auf den Stammgast.
    Der Mann nickte und verteilte dabei ein paar Tränen auf dem Tresen.
    »An dem waren alle interessiert. Dortmund, Schalke und natürlich die Bayern. Sogar aus dem Ausland hatte der Offerten.«
    Da werden die aber jetzt ganz besonders trauern, dachte Plotek.
    »Und vor allem die SpVg Altona-Nord«, fuhr der Altona-Stammgast fort. »Der hatte nämlich einen Fünfjahres-Ver-trag. Eine fette Ablöse wäre da fällig gewesen. Millionensumme. Für einen 18-Jährigen. So weit sind wir schon. Natürlich ist es heute lukrativer, in Fußballer zu investieren als in Immobilien.«
    »Und jetzt?«, krächzte Susi dazwischen.
    »Jetzt ist der Junge tot und die Millionen sind futsch.«
    Auch wieder tröstlich, dachte Plotek, auf der einen Seite. Auf der anderen traurig. Weil, so viele Spitzentalente gibt es im deutschen Fußball auch wieder nicht. Eigentlich kaum welche. Da ist einer weniger fast wie keiner mehr.
    »Na ja, ein paar haben wir noch. Im Prinzip sind die meisten bei uns unter Vertrag, bei der SpVg Altona-Nord. Vier erstklassige Stürmer-Talente. Zwei davon sind jetzt ausgefallen. Bleiben immerhin noch zwei. Da...« Der Mann zeigte auf den Bildschirm über der Tür. »Benny van der Tal, hinter dem ist die ganze Liga her. Acht Tore in zehn Spielen. Jugendnationalspieler, spritzig, trickreich, torgefährlich und schnell. Und da, heute auf der Bank, Jo Hillebrand, sieben Tore in neun Spielen. Noch ein klassischer Straßenfußballer, bei der SpVg Altona-Nord groß geworden. Den verfolgen alle großen Clubs. Der wird schon mit Bayern und Arsenal in Verbindung gebracht. Jo und Benny sind gleich alt, beide ähnlich gut. Das ist die Lebensversicherung für die SpVg Altona-Nord.«
    »Hm«, machte Plotek.
    »Altona-Nord macht seit ein paar Jahren eine erstklassige Jugendarbeit, Die haben gemerkt, dass in der Ausbildung die Zukunft liegt. Wenn die Jungtalente flügge sind, werden sie gewinnbringend verkauft. Damit finanzieren die sich dann ihre erste Mannschaft. Gibt es selten in Deutschland.«
    »Freiburg«, sagte Plotek.
    »Stimmt, aber sonst?«
    Keine Ahnung, dachte Plotek und trank einen Schluck aus seinem Weißbierglas, während der Reporter im Fernseher sich um Kopf und Kragen redete. Von der Einstellung her stimmt die Einstellung, schien auch sein Motto zu sein.
    »Plotek! Da bist du ja!«
    Die Tür ging auf. Agnes stolperte herein und brachte einen Schwall Kälte mit.
    »Wir haben gewonnen!«
    Aber das Spiel hat doch erst angefangen, dachte Susi und der Stammgast am Tresen dachte dasselbe. Nur Plotek dachte was anderes, nämlich, wer ist wir.
    »Du und ich!«, sagte Agnes. »Schau!«
    Sie legte einen Zettel auf den Tresen, griff nach Ploteks Weißbier und nahm einen großen Schluck, rülpste lautlos und fuhr fort: »Na, da schaust du, was?!«
    Und wie er da schaute, der Plotek. Obwohl er anfangs gar nicht richtig kapierte, was da eigentlich auf dem Zettel stand.
    Der Zettel war ein Brief und der Brief kam von einer Agentur mit dem Namen Glückspfad. Das sah er am Briefkopf. In dem Brief stand, dass Dr. Agnes Behrendt beim Frühjahrs-Preisausschreiben eines bekannten deutschen Dosensuppenherstellers ein Wochenende in Hamburg gewonnen hatte.
    Schön, dachte Plotek, irgendwie kommt mir der Name des Dosensuppenherstellers bekannt vor. Und als er noch immer darüber nachdachte, stieß ihn der Stammgast mit dem Altona-Schal in die Seite und sagte: »Das gibt es doch nicht, ich werd’ verrückt.«
    War für Plotek natürlich interessant, was den Altona-Schal zum Wahnsinn trieb. Er sah hinauf zum Fernseher. Ein Spieler wälzte sich auf dem Boden.
    Der Reporter verwechselte das Spielfeld einmal mehr mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher