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Ball der Vampire

Ball der Vampire

Titel: Ball der Vampire
Autoren: Charlaine Harris
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Frau in Claudes Bekanntenkreis, die bereit war, ihm umsonst zu helfen. Natürlich kannte Claude einige Stripperinnen, die es auch gemacht hätten; aber sie hätten erwartet, dafür bezahlt zu werden. Das hatte er mir mit seinem üblichen Feingefühl auf der Fahrt ins Fotostudio erzählt. Er hätte diese Details genauso gut für sich behalten und mir damit das gute Gefühl geben können, dass ich dem Bruder einer Freundin einen Gefallen tat - aber nein, in typischer Claude-Manier ließ er mich an seinem Wissen teilhaben.
    »Okay, Claude, jetzt runter mit dem Hemd«, rief Alfred.
    Claude war daran gewöhnt, zum Ausziehen aufgefordert zu werden. Seine breite, unbehaarte Brust war beeindruckend muskulös, so dass er ohne Hemd tatsächlich sehr gut aussah. Bei mir regte sich gar nichts. Vielleicht wurde ich langsam immun.
    »Rock, Bein«, erinnerte Alfred mich, und ich sagte mir, dass es einfach nur ein Job war. Al und Maria-Star verhielten sich ganz professionell und unpersönlich, und cooler als Claude konnte sowieso keiner sein. Aber ich war es nicht gewöhnt, vor anderen Leuten die Röcke zu raffen, und für mich fühlte es sich wie eine ziemlich intime Sache an. Obwohl ich in Shorts genauso viel Bein zeigte, ohne je dabei rot zu werden, erschien mir das Raffen des langen Rocks doch irgendwie viel aufgeladener mit Sexualität. Ich biss die Zähne zusammen und legte den Stoff sorgfältig in Falten, damit ich ihn auch festhalten konnte.
    »Miss Stackhouse, es soll so aussehen, als würde Ihnen das Spaß machen«, sagte Al. Er spähte hinter seiner Kamera hervor, die Stirn ziemlich unzufrieden gerunzelt.
    Ich versuchte, nicht beleidigt zu sein. Schließlich hatte ich Claude versprochen, ihm einen Gefallen zu tun, und Gefallen sollten bereitwillig getan werden. Ich hob mein Bein so weit, dass mein Oberschenkel parallel zum Boden war, und streckte die nackte Fußspitze in einer, wie ich hoffte, graziösen Haltung nach unten. Dann legte ich beide Hände auf Claudes nackte Schultern und sah zu ihm auf. Seine Haut fühlte sich warm und weich an - aber es war weder erotisch noch erregend.
    »Sie wirken gelangweilt , Miss Stackhouse«, sagte Alfred. »Sie sollen aussehen, als ob sie ihn gleich anspringen wollen. Maria-Star, mach sie mehr... mehr...« Seine Assistentin schoss auf mich zu und zog die kleinen Puffärmel noch weiter über meine Schultern herunter. Sie war etwas zu eifrig bei der Sache, und ich war nur froh, dass das Mieder ziemlich stabil war.
    Tatsache war, dass Claude den ganzen Tag lang wunderschön und nackt dastehen könnte, ohne dass ich ihn begehren würde. Er ist ein mürrischer Typ mit äußerst schlechtem Benehmen. Selbst wenn er hetero wäre, hätte ich nichts mit ihm anfangen können - das war mir schon nach zehn Minuten in seiner Gesellschaft klar.
    Wie Claude vorhin musste jetzt ich Zuflucht zu meiner Fantasie nehmen.
    Ich dachte an den Vampir Bill, meine erste große Liebe in jeder Hinsicht. Doch statt Lust verspürte ich nur Wut. Bill traf sich mit einer anderen Frau, und das schon seit ein paar Wochen.
    Okay, dann vielleicht Eric, Bills Boss, der einstige Wikinger? Mit dem Vampir Eric hatte ich im Januar einige Tage lang mein Haus und mein Bett geteilt. Nein, bloß nicht, das war zu gefährlich. Eric kannte ein Geheimnis, das ich für den Rest meines Lebens verbergen wollte. Da er allerdings an Gedächtnisverlust gelitten hatte, während er bei mir zu Hause war, konnte er sich nicht daran erinnern, dass mein Geheimnis irgendwo in seinem Hirn schlummerte.
    Und auch ein paar andere Gesichter kamen mir noch in den Sinn - mein Boss Sam Merlotte, der Besitzer von Merlotte's Bar. Nein, tu das nicht, stell dir nicht deinen Boss nackt vor, ganz schlechte Idee . Alcide Herveaux? Völlig ausgeschlossen, und erst recht nicht in Gegenwart seiner neuen Freundin ... Okay, damit waren die realen Personen für meine Fantasien aufgebraucht; jetzt musste ich auf meine alten Lieblinge aus der fiktiven Welt zurückgreifen.
    Aber Filmstars wirkten so langweilig, verglichen mit der übernatürlichen Welt, die ich kannte, seit Bill das erste Mal ins Merlotte's gekommen war. Mein letztes irgendwie entfernt erotisches Erlebnis hatte - seltsamerweise - damit zu tun, dass eine blutende Wunde an meinem Bein abgeleckt wurde. Das war... beunruhigend gewesen. Aber sogar unter jenen ungewöhnlichen Umständen hatte sich tief in meinem Innern etwas geregt. Ich erinnerte mich, wie sich Quinns kahler Kopf bewegt hatte, während er
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