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Ball der Vampire

Ball der Vampire

Titel: Ball der Vampire
Autoren: Charlaine Harris
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treffen, aber er hatte sich ihr nicht vollständig anvertraut. Alcide wusste, dass er Debbie nie wiedersehen würde. Und das war meine Schuld.
    Ich habe sie nämlich erschossen.
    Ich habe mehr oder weniger meinen Frieden mit dieser Tat gemacht, aber an die schiere Tatsache muss ich immer wieder denken. Es ist unmöglich, jemanden zu töten und nach einer solchen Tat weiterzumachen wie vorher. Die Konsequenzen verändern dein Leben.
    Zwei Priester kamen in die Bar.
    Klingt wie der erste Satz in einem blöden Witz. Aber diese beiden Priester hatten kein Känguru dabei, und es saß weder ein Rabbi am Tresen noch eine Blondine. Ich hatte bereits jede Menge Blondinen gesehen, ein Känguru mal im Zoo, einen Rabbi zwar noch nie, aber diese beiden Priester schon oft. Regelmäßig alle zwei Wochen trafen sie sich im Merlotte's zum Abendessen.
    Pater Dan Riordan, glattrasiert und von frischer roter Gesichtsfarbe, war der katholische Priester, der jeden Samstag in die kleine Kirche in Bon Temps kam und die Messe abhielt. Und der bleiche, bärtige Pfarrer Kempton Littrell war der Geistliche der Episkopalen und hielt alle zwei Wochen das heilige Abendmahl in der winzigen Episkopalkirche in Ciarice ab.
    »Hallo, Sookie«, sagte Pater Riordan. Er war Ire, ein richtiger Ire, nicht bloß irischer Abstammung. Ich hörte ihn unglaublich gern reden in diesem typischen Singsang. Er trug eine schwarze Brille mit dicken Gläsern und war etwa Mitte vierzig.
    »'n Abend, Pater. Hallo, Pfarrer Littrell. Was darf ich Ihnen denn bringen?«
    »Für mich einen Scotch mit Eis, Miss Sookie. Und für dich, Kempton?«
    »Oh, bloß ein Bier. Und die frittierten Hühnchenstreifen im Korb, bitte.« Der Episkopalgeistliche trug eine Brille mit Goldrand und war jünger als Pater Riordan. Ein sehr gewissenhafter Mann.
    »Gern.« Ich lächelte die beiden an. Da ich ihre Gedanken lesen konnte, wusste ich, dass sie von Grund auf gute Menschen waren, und das freute mich. Es ist immer ziemlich beunruhigend, aus den Gedanken von Geistlichen zum Beispiel herauszulesen, dass sie kein bisschen besser sind als man selbst; und nicht nur das, die meisten versuchen es nicht einmal zu sein.
    Inzwischen war es vollständig dunkel draußen, und so überraschte es mich nicht, als Bill Compton ins Merlotte's kam. Was ich von den beiden Priestern nicht behaupten konnte. Die Kirchen in Amerika kamen mit der Existenz von Vampiren nicht so richtig klar. Ihre Haltung konfus zu nennen, war noch milde ausgedrückt. Die katholische Kirche befand sich zurzeit in Beratungen über die Frage, ob die Kirche alle Vampire verdammen und den Kirchenbann über sie verhängen oder sie als potentielle Katholiken in ihrem Schoß willkommen heißen sollte. Die Episkopalkirche hatte sich dagegen ausgesprochen, Vampire zu Priestern zu weihen, sie durften allerdings das Abendmahl empfangen - auch wenn eine beträchtliche Anzahl von Laien dazu noch immer sagte: »Nur über meine Leiche.« Unglücklicherweise hatten die meisten von ihnen keine Ahnung, wie hoch die Wahrscheinlichkeit war, dass es genau dazu kam.
    Beide Priester sahen mit Bedauern, dass Bill mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange gab und sich dann an seinen Lieblingstisch setzte. Bill würdigte sie kaum eines Blickes, schlug seine Zeitung auf und begann zu lesen. Dabei wirkte er stets sehr ernst, so als würde er aufmerksam den Wirtschaftsteil studieren oder die neuesten Nachrichten aus dem Irak. Aber ich wusste, dass er zuerst die Ratgeberkolumne las und dann die Comics, auch wenn er die Witze oft nicht verstand.
    Bill war allein gekommen, was mal eine nette Abwechslung war. Gewöhnlich brachte er die hübsche Selah Pumphrey mit. Ich verabscheute sie von Herzen. Bill war meine erste große Liebe und mein erster Liebhaber gewesen, wahrscheinlich würde ich nie ganz über ihn hinwegkommen. Vielleicht wollte er das auch gar nicht. Zu jeder ihrer Verabredungen schien er Selah ins Merlotte's zu schleppen. Als wollte er sie mir ständig irgendwie vorführen. Nicht gerade das, was man tut, wenn einem die Verflossene völlig egal ist, oder?
    Ohne dass er mich darum bitten musste, brachte ich ihm sein Lieblingsgetränk, »TrueBlood«, Blutgruppe 0. Wie es sich gehörte, stellte ich es direkt vor ihm auf einer Serviette ab. Ich hatte mich schon zum Gehen gewandt, da spürte ich plötzlich eine kühle Hand auf meinem Arm. Wann immer er mich berührte, durchfuhr es mich; vielleicht würde das ewig so bleiben. Bill hatte mir stets deutlich zu
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