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Baeuerin sucht Frau

Baeuerin sucht Frau

Titel: Baeuerin sucht Frau
Autoren: Rebecca Stein
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Woche, fehlt mir die Energie in die Stadt zu fahren, um solche Plätze der Kontaktaufnahme aufzusuchen. Einige Zeit glaubte ich, das Internet sei eine Alternative. Wollte mir auf dem Weg ein paar Freundinnen zum Gedankenaustausch suchen und, wer weiß, vielleicht würde sich ja was ergeben. Aber auch das Kapitel habe ich abgeschlossen. Irgendwie endete alles immer in einer Katastrophe oder verlief im Sande. Ich lebe, was Frauenkontakte betrifft, also total abgeschnitten. Da  kann es ja durchaus sein, dass meine Fähigkeiten der Signalerkennung degeneriert sind. Sehr wahrscheinlich sind sie das.
    Carmen wartet offensichtlich auf eine Reaktion von mir. Ich kann mich immer noch nicht entschließen, meinem Instinkt zu vertrauen.
    »Na dann, danke für den Kaffee«, sagt sie.
    Wenn sie erst gegangen ist, wird die Spannung, die in der Luft liegt, sich auflösen. Bald werde ich sagen, sie war nie da, ob nun echt oder eingebildet, werde alles mit einer Handbewegung abtun und mich dabei trotzdem noch wochenlang fragen, ob ich nicht die Chance auf eine aufregende Bekanntschaft habe gehen lassen. Dann werde ich mich verfluchen, dass ich meinen Mund nicht aufbekam. Also los Sylvia, mach jetzt endlich!
    Carmen ist schon an der Küchentür.
    Ich stemme mich gegen das Häufchen Elend in mir auf, versetze ihm einen Tritt, so dass es vom Küchentisch aufspringt. Da steht es nun und krallt sich an der Tischplatte fest.
    »Kuh«, krächzt es aus mir heraus. Mein Kehlkopf verkrampft sich. Schon versagt die Stimme.
    Carmen dreht sich um. »Wie bitte?« Unwilliges Stirnrunzeln begegnet mir.
    »Kuhbiathlon«, bringe ich endlich heraus. »Wäre das so ein Fall der Fälle?«
    Wie bringe ich Antje bei, dass ich Carmen zum Dorffest am nächsten Samstag eingeladen habe? Die Frau, die ich als dreisten Eindringling beschrieb und über die ich abgelästert habe.
    Hm, muss ich Antje überhaupt davon erzählen?
    »War was los heute?«, fragt Antje.
    Wir sitzen, wie üblich nach dem Abendessen, auf der Gartenbank hinterm Haus, blicken in die Abenddämmerung.
    »Nichts, was einem vom Hocker hauen könnte«, erwidere ich. Abgesehen von einem Paar Augen, deren Blau sich in meine Erinnerung eingegraben hat. Wird Carmen wirklich zum Dorffest kommen? Zusehen wie Bauern auf Kühen reiten, dabei mit Pfeil und Bogen auf Strohpuppen schießen wie die Kinder. Sie sagte doch, für Spinner hat sie nichts übrig.
    Verdammt, sie hat eine Woche Zeit es sich anders zu überlegen.
    Vielleicht wusste sie bereits, dass sie nicht kommen würde, als sie sagte »Klingt so doof, könnte schon wieder gut sein«. Vielleicht war sie nur zu höflich meine Einladung rundheraus abzulehnen.
    Ich seufze tief vor mich hin.
    »Sorgen?« Antje sieht mich forschend an. »Ist es, weil Nina übermorgen kommt? Eine Fünfzehnjährige in Obhut zu nehmen ist nicht gerade eine leichte Aufgabe.«
    »Nina? Übermorgen schon?«
    Antje schüttelt den Kopf. »Hast du das vergessen?«
    Naja. Nein. Doch. Also nicht, dass meine Nichte kommt, nur, dass ihre Ankunft bereits übermorgen stattfindet.
    Ich erinnere mich an den Anruf meiner Schwester vor vier Wochen.
    »Es ist eine Forschungsreise. Wieder nach Afrika. Wir werden diesmal nicht an einem festen Ort sein, sondern viel herumreisen. Nina könnte nicht zur Schule gehen«, hatte es geheißen. 
    Meine Schwester und ihr Mann sind Archäologen. Eigentlich war die Familie vor kurzem erst aus Südafrika zurück gekehrt, wo Ramona und Christoph drei Jahre an einem Institut in Kapstadt gearbeitet hatten. Sechs Monate waren sie gerade mal in Deutschland. Und nun wollten sie schon wieder weg.
    »Die Reise dauert nur drei Monate«, hatte Ramona tröstlich gesagt.
    »Drei Monate?« Mir tat sich ein Teenagerabgrund auf.
    »Ja. Du musst Nina bei euch in der Schule anmelden!« Ich vermisste die Bitte. Aber so war meine Schwester. Immer im Befehlston.
    Ich erinnere mich noch gut, wie am anderen Ende der Leitung im Hintergrund plötzlich ein kleiner Aufruhr entstand. Die aufgeregte Stimme meiner Nichte rief: »Ich fahr ganz bestimmt nicht in dieses Kuhkaff!«
    »Das bestimme immer noch ich, mein Fräulein!« Türknallen.
    »Nina ist ja echt begeistert«, kommentierte ich die Szene.
    »Ach sie ist in so einen Jungen verknallt. Ronnie. Deshalb der ganze Aufstand. Nina will hier bei einer Freundin wohnen, damit sie bei Ronnie bleiben kann. Das könnte ihr so passen. Christoph und ich fühlen uns noch zu jung, um Großeltern zu werden!«
    Na das konnte ja lustig
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