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Baeuerin sucht Frau

Baeuerin sucht Frau

Titel: Baeuerin sucht Frau
Autoren: Rebecca Stein
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zwölf«, sagt Nina, als läge eine Ewigkeit zwischen diesem Tag und heute. »Jetzt bin ich erwachsen«, stellt sie klar.
    Mein Blick geht hilfesuchend zu Antje. Die zwinkert mir zu.
    »Hallo Nina, ich bin Antje, Sylvias Freundin.« Auch Antje umarmt meine Nichte, soweit die Reisetasche das zulässt. »Es wird dir in Pleßnitz schon nicht langweilig werden, glaub mir«, versichert sie.
    Nina ist überrascht von der herzlichen Begrüßung der ihr fremden Frau, setzt die Tasche nun doch ab. »Pleßnitz ist ja auch ´ne richtige Weltstadt«, spottet sie.
    »Na das nun nicht. Aber du wirst genug Anschluss finden«, ist Antje optimistisch. »Und wenn du Probleme an der Schule hast, kommst du zu mir. Ich arbeite nämlich dort. Ich bin Lehrerin.«
    Nina verdreht als Antwort die Augen.
    Antje lacht. Sie hat ein ansteckendes Lachen. Doch bei Nina verfehlt es seine Wirkung. Ungeachtet dessen nimmt Antje einen der beiden Henkel von Ninas Reisetasche, nickt meiner Nichte auffordernd zu, den anderen zu nehmen.
    Im Lieferwagen wird es eng auf der Fahrerbank. Zu dritt sitzen wir nebeneinander. Nina in der Mitte. »Jetzt wo ich weg bin, wird sich die blöde Katrin an Ronnie ranmachen«, schnieft sie frustriert.
    Na prima. Das Mädchen ist noch keine fünf Minuten da und schon dieses Thema. Eine Teenagerliebe. Wie ernst muss ich das nehmen? Ich kann mir vorstellen, drei Monate sind im Leben einer Fünfzehnjährigen eine halbe Ewigkeit. Diese Zeit, frisch verliebt, ohne den Freund zu verbringen, ist für Nina schon Katastrophe pur. Dann aber noch eine Rivalin in der Nähe des Freundes zu wissen, die glatte Folter.
    Nina tut mir leid. Aber ich kann auch ihre Mutter verstehen, die sie möglichst weit weg von Ronnie wissen will. Sicher ist sicher.
    »Ihr könnt doch miteinander simsen und telefonieren«, tröste ich Nina.
    »Das ist doch nicht dasselbe.«
    »Immerhin. Als ich so alt war wie du und verknallt, da gab es noch keine Handys. Da konnte man nur Briefe schreiben und sich die Beine an der Telefonzelle in den Bauch stehen.«
    »Soll mich das aufbauen?«
    Ja. Das hatte ich gehofft.
    »Wie lange bist du denn mit Ronnie schon zusammen?«, erkundigt sich Antje.
    »Sechs Wochen. Und er ist sooo süß.«
    »Und er ist natürlich genauso verliebt in dich wie du in ihn.« Es ist kein Fragezeichen zu hören. Antje stellt fest. Versteht. Und sie nimmt Ninas Problem ernst. Das spürt die Fünfzehnjährige offensichtlich. Ihre verkrampfte Haltung lockert sich etwas.
    Antje legt ihre Hand auf Ninas Arm. »Dann wird er diese Katrin doch abblitzen lassen«, versucht sie Nina aufzubauen.
    Nina seufzt. »Bist du verheiratet?«, fragt sie Antje.
    »Nein.«
    »Verlobt?«
    Kopfschütteln.
    »Aber einen Freund hast du!«
    »Nein.«
    »Wieso nicht?«
    »Ich ... hab im Moment eben keinen.«
    »Bist du in jemanden verknallt?«, bohrt Nina weiter. Die Fragerei lenkt sie von ihrem Problem ganz gut ab.
    Antje zögert. »Ich weiß nicht.«
    »Wie kann man das nicht wissen?!«
    Genau! Das weiß man doch.
    Antje zuckt mit den Schultern. »Es ist kompliziert.«
    Ich werde hellhörig, nehme mir vor, in einer ruhigen Minute mit Antje zu reden. Es scheint, sie hat ein Geheimnis. Auch vor mir, ihrer besten Freundin! Wo gibt es denn so was!
    Ja wo denn?, stichelt eine vorwitzige Stimme in mir. Und was ist mit deinem kleinen Geheimnis! Ich sage nur blaue Carmenaugen.
    »Ich habe übrigens eine Überraschung für dich«, lenkt Antje von sich ab.
    »Überraschung?« Ninas Gesicht zeigt nicht gerade unbändige Erwartungsfreude. »Was denn?«
    »Wenn ich es jetzt sage, ist es ja keine Überraschung mehr. Warte, bis wir zu Hause sind.«
    Mit zu Hause meint Antje natürlich meinen Hof. Aber es passt schon, wenn sie es so sagt. Es bedeutet, sie fühlt sich bei mir ebenso zu Hause wie bei sich. Kein Wunder, so oft wie sie da ist!
    Nicht, dass mich das stört, ganz und gar nicht.
    Letztes Jahr im April war es, da trennte sich Antje von ihrem damaligen Freund Torsten. Der konnte die Trennung nicht akzeptieren, rief dauernd bei ihr an, tauchte zufällig immer dort auf wo sie war, besuchte Antje unter fadenscheinigen Vorwänden zu Hause. Irgendwie verständlich. Man verliert nicht gerne eine Frau wie Antje. Sie ist überaus attraktiv. Die Natur hat sie mit einem hübschen Äußeren beschenkt, was durch ihre natürliche Art noch unterstützt wird. Dazu Intelligenz mit Witz gepaart und ein Herz, das oft viel zu gutmütig ist. Aber eben nicht gutmütig genug sich an einen Mann zu
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