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Bärenmädchen (German Edition)

Bärenmädchen (German Edition)

Titel: Bärenmädchen (German Edition)
Autoren: Luca Berlin
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Ananasring.
    Die Schüssel leeressen? Sie könnte eine ganze Obstplantage vertilgen.
    „Anne?“
    Sie schaute wieder auf.
    „Tu mir einen Gefallen. Hör auf zu schmatzen. Du bist hier nicht in eurem Speisesaal.“
    Sie klappte ihren Mund zu. Oh weh, das hatte sie wirklich ganz vergessen. Schnell kaute sie so geräuschlos wie möglich zu Ende. Als nächstes griff sie sich grazil, wie sie nur konnte, eine kleine, geradezu winzige Erdbeere und beförderte sie sich mit einer eleganten Bewegung in den Mund. Dann hielt sie sich mit den Zeigefingern und Daumen beider Hände fest die Lippen zu und schielte gleichzeitig zu Sieversen, um zu sehen, wie ihre Vorstellung ankam.
    Sehr albern war sie gerade, aber dem alten Herrn schien es zu gefallen. Er griente sie breit an. Das war nicht das wehmütige Lächeln, das sie früher so oft bei ihm gesehen hatte. Plötzlich wurde ihr auch wieder klar, wie gutaussehend er als junger Mann ausgeschaut hatte. Sie hatte es auf den Bildern in seinem Haus gesehen. Jetzt wirkte er nicht nur sehr jungenhaft, sondern sehr erleichtert. Er musste sich wirklich große Sorgen um sie gemacht haben. Da fiel ihr etwas ein und sie schaute mit einem Mal sehr betroffen. Sie schluckte die Erdbeere fast im Ganzen herunter, dann platzte es aus ihr heraus: „Es tut mir so leid. Wie müssen sie sich fühlen. Ich habe Adrian und Miriam hat ihren Oldtimer-Gebieter und sie haben niemanden. Dabei sind sie so großartig. Sie sind… Ach ich kann es gar nicht beschreiben, aber ich werde immer zu ihnen kommen. Adrian wird es bestimmt erlauben, und, wenn sie möchten, dass ich ihnen jetzt zur Verfügung stehe. Ich meine…“
    Er unterbrach sie mit einer brüsken Handbewegung. Einen Augenblick sah er gerührt aus, dann lächelte er so böse, lüstern und herablassend, dass es jedem Alpha im Schloss zur Ehre gereicht hätte: „Keine Bange, Süße, dich nehme ich mir gründlich auf unserer Rückfahrt vor“, sagte er. „Ist es dir schon mal vor dem Sulky gekommen?“
    Mühelos hatte er es geschafft, ihr die Röte ins Gesicht zu treiben. Sie schüttelte verlegen den Kopf.
    „Dann wirst du gleich eine Premiere erleben. Den Schrittriemen werde ich dir zwei Loch strammer schnallen, und dann werden wir uns ein bisschen vergnügen. Unsere Fahrt eben war nämlich nur zum Aufwärmen gedacht. Wusstest Du, dass eine Stute, die einmal einen Orgasmus durch den Schrittriemen hatte, angeblich bei jeder Ausfahrt wieder einen bekommt?“
    Noch während Anne überlegte, ob sie verlegen, ängstlich, empört oder mit wollüstiger Vorfreude auf seine Ankündigung reagieren sollte, sprach er weiter: „Und jetzt erzählst du mir noch mindestens eine halbe Stunde lang, was dir so durch den Kopf geht. Nicht, dass es bei dir im Oberstübchen noch einmal zappenduster wird. War schwer genug, dort oben wieder für Licht zu sorgen.“
    Sieversen hätte sich keine Sorgen machen müssen. Denn Annes Verstand war fortan sozusagen lichtdurchflutet. In den nächsten Tagen grübelte sie unablässig darüber nach, wie ihre Befreiung vonstatten gehen könnte. Sie erwog eine Entführung oder stellte sich vor, wie man sie durch eine Doppelgängerin ersetzte. Da sie immer ungeduldiger wurde, gerieten ihre Theorien immer verwegener. Ein Medikament, das sie in einen scheintoten Zustand versetzte, kam darin vor, ein künstliches Erbeben und ein tödliches Duell zwischen Ortega und Adrian. Als erfahrener und tapferer Soldat würde es ihr Räuberhauptmann natürlich mit Leichtigkeit für sich entscheiden.
    Trotz allem lief sie im Geschirr so gut wie niemals zuvor. Die Ausfahrt mit Sieversen hatte ihr gezeigt, wie sie besser mit den Zügelsignalen fertig werden konnte. Wenn sie Vertrauen zum Fahrer hatte und ihre Mundpartie ganz entspannt ließ, konnte der auch mit den Zügeln viel sanfter umgehen. So war es möglich, dass auch Anatol und Rockenbach ihr das „Kuss-Erlebnis“ verschafften. Sie musste es nur zulassen. Selig aber wartete sie von nun an bei allen Ausfahrten auf das Erscheinen des weißen Hengstes. So hatte sie ihn für sich genannt, den Rausch, wenn der Schrittriemen ihr höchste Wonnen bescherte. Sieversen hatte nicht zu viel versprochen. Der schneeweiße Hengst kam machtvoll und mit lichtfunkelnder Mähne jetzt fast jedes Mal herbeigaloppiert, um seine Stute zu beglücken.
    Anatol jedenfalls war voll des Lobes für sie, und nach praktisch jeder Ausfahrt legte er sie sich über den Strafbock und nahm sie mit kraftvollen Stößen. Rockenbach
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