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Bad Hair Years

Bad Hair Years

Titel: Bad Hair Years
Autoren: M Kink
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eine Ausbildung? Ich möchte doch sehr bitten, besser noch ein abgeschlossenes Hochschulstudium und ein paar Jahre Auslandserfahrung. Die allerdings hat sie – eindrücklich bewiesen. Mehrsprachig sowieso, Erste-Hilfe-Kurs, mit diversen Superkräften ausgestattet. Simsalabim, Zauberstab etcetera, klar.
    Trifft die sich manchmal mit anderen Engeln? Ich nehm es an, die müssen auch mal raus, all work no play tut niemandem gut. Das aber geht selbstverständlich nur, während wir schlafen. Dann kann uns nicht mehr allzu viel passieren, außer schlimmen Träumen, aber damit muss man auch mal alleine klarkommen. Schutzengel von Babys dürfen übrigens nie weg, als Baby hat man wahrscheinlich eine ganze Flotte. Erwachsenwerden würde somit bedeuten, dass sich ein Engel nach dem anderen aus dem Staub macht, bis nur noch einer übrig bleibt. Der ist dann der Depp. Ausgerechnet dann, wenn man anfängt, Auto zu fahren, Alkohol zu trinken und sich zu verlieben, ist nur noch einer da, der einem beisteht. Bisschen verantwortungslos, wenn ihr mich fragt. Es gibt Ausnahmen, habe ich mir sagen lassen, manche Menschen haben zwei Schutzengel oder mehr. Oder mehr! Man stelle sich bitte den Alarm vor, wenn die sich dauernd die Köpfe einschlagen:
    »Jetzt lass sie doch mal!«
    »Spinnst du!«
    »Jetzt lass sie doch mal!«
    Hinterher dann wieder großes »Ich hab’s ja gleich gesagt.«
    Da sitzen sie dann, am Stammtisch. Trinken einen Wein nach dem anderen, rauchen wie die Bekloppten, und dann werden sie übermütig. Wie wir halt auch. Wer sonst sollte uns immer dieses »ein letztes kleines Weinchen« ins benebelte Hirn flüstern, wenn wir sturzbetrunken schon den vorletzten halb verschüttet haben? Dann kriegen wir die Kurve nicht mehr, fallen mit dem Rad um und schicken vertippte SMS und unsinnige Tweets durch die Nacht. Und so was schimpft sich Engel, na, gute Nacht. Aber gut, irgendwo müssen die sich ja mal treffen, Erfahrungsaustausch, Rumjammern, ich versteh schon. Und neue Arten der Kontaktaufnahme diskutieren, ich kann mir gut vorstellen, dass die sich manchmal gerne bemerkbar machen würden. So ganz ohne Feedback ist ja auch immer ein bisschen doof.
    Jemand, der sich auch damit auskennt, aber nicht so gut wie die durchgeknallte New Yorkerin, hat mir folgendes erzählt: Wenn du auf die Uhr kuckst, und die zeigt 22:22 Uhr oder so was, dann ist das Clara, um dir zu zeigen, dass sie da ist. Das will ich hoffen, dass sie da ist, dazu ist sie schließlich da. Natürlich ist es bei mir jetzt immer 22:22 Uhr oder so was, wenn ich nach der Zeit sehe, so ticke ich nun mal. Mittlerweile reagiere ich darauf nur noch mit »Jaja, dann sag halt mal was«. Es kam aber noch nie eine Antwort. Gott sei Dank, ich kriege ja schon einen Herzkasperl, wenn der Schlauch vom Staubsauger mal wieder umfällt, was übrigens ständig passiert. Sollte jemand eine Methode haben, die Dinger richtig zu verstauen, wäre ich einer Heirat übrigens nicht abgeneigt. Manchmal hab ich auch so ein Pfeifen im Ohr, vielleicht ist das ja Clara, die mir etwas Wichtiges sagen will. Und ich zupf immer nur genervt am Ohrläppchen und denke »Scheiße, Tinnitus«. Oder sie schickt mir Zeichen, damit ich was zum ruminterpretieren hab. Aber da krümmt sich schon wieder das bisschen Logik, das in mir steckt, schreit »Was denn für Zeichen!«, und dann hab ich wieder Kopfschmerzen.
    Ist es Zufall, ob der persönliche Schutzengel weiblich oder männlich ist? Die Mädchen Engelinnen, die Jungen Engel? Es kostet mich gerade sehr viel Kraft, hier nicht »Bengel« zu tippe … hoppla hopalla. Andersrum wäre interessanter, vielleicht würden wir uns dann besser verstehen. Die ganze »Warum Frauen nicht mal ein Rad einparken können und Männer besser Bierflaschen mit dem Feuerzeug aufmachen«-Diskussion hätte sich damit ein für alle Mal erledigt. Wäre Clara ein Carl, sie würde mir sicher in die Parklücke helfen. Andererseits kann ich das aber sogar mit einem fetten BMW und alleine 1A, und mir ist auch noch kein Bier untergekommen, das ich nicht aufgekriegt hätte.
    Wird ihnen langweilig, weil wir gerade nicht schnell und gefährlich leben, dann überlegen sie sich andere kleine Dinge, das kennt man ja: Dings, denkt man, Dings meldet sich auch nie, der Arsch. Dann klingelt das Telefon, Dings ist dran und sagt hallihallo. Leider lässt sich das nicht erzwingen, Clara hat da ihren eigenen Kopf. »Mach doch mal«, nöle ich, aber da wird die so was von stur, die lässt sich nicht
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