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Bad Hair Days - das Leben ist keine Dauerwelle

Bad Hair Days - das Leben ist keine Dauerwelle

Titel: Bad Hair Days - das Leben ist keine Dauerwelle
Autoren: Ravensburger
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Vor allem braucht sie Zeit – und Geld für den Friseur. Lange Haare dagegen wirken von Natur aus feminin – außer der fettigen Hippieversion (mit Mittelscheitel) natürlich –, und wenn man mal keine Zeit zum Waschen hat, kann man sie einfach hochstecken. Aber das Beste ist: Man muss nicht dauernd zum Friseur rennen.
    Tante Lilah bestärkt ihre Kundinnen darin, die Haare lang zu lassen, und das ist ihr Fehler. Ein Friseur, der Geld verdienen und zum nächsten Level aufsteigen will, muss den Frauen Kurzhaarfrisuren andrehen. Alles andere ist sinnlos. Die Achtzigerjahre müssen eine richtige Boomzeit für das Friseurgewerbe gewesen sein, weil damals alle Frauen kurze Haare und Powerbobs hatten, und selbst wenn sie ihre Haare lang trugen, wurden sie zu Tode gewellt. Das alles habe ich längst durchschaut, obwohl meine Friseurlaufbahn noch gar nicht angefangen hat. Und ich weiß, dass ich als Friseurin Level 80 erreichen werde, einfach weil ich den finanziellen Aspekt einer guten Frisur verstehe und nicht nur gut schneiden kann. Es kommt darauf an, einen Stil zu kreieren, der toll aussieht, aber extrem aufwendig ist und nur vom Profi umgesetzt werden kann – anstatt hausgemacht im Wohnzimmer.
    Im vorletzten Sommer haben Shonna und ich im Berufspraktikum ein Geschäftsmodell für unseren künftigen Friseursalon »Hair Brain« entwickelt: Ich war die Chefstylistin und Shonna war für Buchhaltung und Organisation zuständig. Shonna Matthews hat null Stylingtalent, ehrlich, aber sie kann jeden um den Finger wickeln. Mit oder ohne Tricks. Wenn sie zum Beispiel irgendwelche Jungs herumkriegen will, redet sie ganz leise, damit sie sich zu ihr vorbeugen müssen. »Das funktioniert immer, Sadie, probier’s nur mal aus. Du redest so leise, dass sie sich zu dir vorbeugen und auf deine Lippen starren, und ehe du Piep sagen kannst …«
    Mit anderen Worten, Shonna war das perfekte Aushängeschild für unseren Laden. Billy stellte sich als erster »Kunde« zur Verfügung, weil Shonna ihn natürlich sofort herumkriegte. Er hat heute noch ein Foto von ihr unter seiner Matratze: Shonna als Dorothy im »Zauberer von Oz« bei der letzten Schultheateraufführung. Und dieser Idiot denkt, ich weiß es nicht.
    Jedenfalls verpassten wir ihm einen neuen Schnitt und brachten seine Haare in Ordnung, die vorher absolut unmöglich waren – fettig und trocken, platt und kraus, alles auf einmal. Man sollte die Macht eines stylishen Haarschnitts nicht unterschätzen: Bei Billy wirkte es wie ein Mutagen. Mein Cousin wurde über Nacht ein anderer Mensch, so wie die Schildkröten zu Ninjas wurden. Von da an ging er nicht mehr mit dem Weltatlas ins Bett oder spielte die halbe Nacht World of Warcraft , sondern lernte Elektrogitarre und alles, was es darüber zu wissen gibt. Tony Cruz und Billy wurden Freunde – sofern man bei zwei Typen, die sich hauptsächlich mit Surren und Klicken verständigen, von Freundschaft reden kann. Jedenfalls warfen sie sich ihren Gitarrenslang an den Kopf: »He, was ist mit dem G-Akkord?«, oder: »A-Moll, Kumpel!«, oder was auch immer. Und plötzlich hatte Billy die angesagteste Band, um die sich alle rissen, und als Leadsänger Tony Cruz, mit dem alle Mädchen an der Schule gern geknutscht hätten. Ich will nicht behaupten, dass das alles mein Werk war, aber ich habe die Macht. Mehr will ich nicht sagen.
    Die meisten Mädchen an meiner Schule sind in Tony Cruz verknallt oder finden ihn zumindest total süß, aber Shonna Matthews, die seit der Grundschule meine beste Freundin war – nein, vorher schon, im Kindergarten –, war immer richtig in ihn verliebt. Mehr als ich sogar. Und das Komische ist, dass ich jetzt, seit ich nicht mehr mit Shonna rede, weil sie mich als Samenbankgirl des Jahres geoutet hat, immer öfter mit Tony herumhänge, nur um von ihr wegzukommen. Was ihr garantiert gewaltig stinkt.

Auf dem Weg zum Probenraum musste ich bei der Bibliothekstreppe an Shonna und Imelda vorbei. Ehrlich, es gibt zweitausend Schüler an meiner Schule, aber irgendwie treffe ich immer auf die beiden. Sie starrten mich an, dann rief Imelda mir nach: »Happy birthday, Sadie!«
    Als Nächstes hörte ich Shonna zischen, dass sie die Klappe halten sollte. Mir kribbelte die Kopfhaut unter meiner Glamour-Frisur mit Außenwelle, die inzwischen total abgeschlafft war. Ich rief mir die Handschrift auf der Dadkarte in Erinnerung. War es die von Shonna? Oder vielleicht sogar Imeldas? Und würden die beiden so was wirklich
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