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Bad Fucking

Bad Fucking

Titel: Bad Fucking
Autoren: Kurt Palm
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diesem Land weg will. Ich halte die stickige Atmosphäre hier nicht mehr aus und ich habe es satt, mein Leben als Sklavin zu vergeuden. Mein großes Ziel ist es, nach Belgrad zurückzukehren und dort ein kleines Café zu eröffnen. Ich möchte endlich wieder meine Sprache sprechen und meine Stadt riechen. Mir fehlennoch viertausend Euro zur Erfüllung meines Traums. Dafür bin ich sogar bereit, mich einmal pro Woche vom Zahnarzt Doktor Ulrich ausgreifen zu lassen. Aber ich bin keine Hure. Ich bin Jagoda, die Erdbeere aus Belgrad
.
    Während Jagoda die Spucktasse reinigte, ging Dr. Ulrich zum Fenster und kippte die Lamellen der Jalousie. Vom ersten Stock aus konnte er aber nicht sehen, wer vor der Haustür stand. Nachdem die Ordination seit zwei Stunden geschlossen war, würde um diese Zeit kein Patient mehr läuten. Und dass seine Frau, die als mobile Physiotherapeutin arbeitete, hierher kam, war auch unwahrscheinlich.
    Da Jagoda immer noch mit der Reinigung der Spucktasse beschäftigt war, ging Dr. Ulrich höchstpersönlich ins Vorzimmer und schaltete den Monitor neben der Gegensprechanlage ein. Auf dem Bildschirm war, von der Kamera leicht verzerrt, ein alter Mann zu sehen, der einen Hund in seinen Armen hielt. Der Zahnarzt ging näher an den Monitor heran. »Das gibt’s ja nicht«, sagte er erstaunt, »das ist ja der Bartl. Was will denn der von mir?«
    Jagoda blieb im Türrahmen des Behandlungsraums stehen. »Soll ich weiterputzen oder gehen?«
    »Nein, wir warten, bis er weg ist.«
    Aber Bartl ging nicht weg, sondern läutete ein zweites Mal. Als niemand öffnete, stammelte er in die Gegensprechanlage: »Sie müssen Lumpi helfen, er ist schwer verletzt. Und Vitus Schallmoser ist tot.«
    Die letzte Nachricht traf Dr. Ulrich wie ein Blitz. Er wurde blass und wandte sich hilfesuchend an Jagoda. »Was hat er gesagt? Der Schallmoser ist tot?«
    Jagoda zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht, aber ich glaube, es ist besser, Sie lassen ihn herein.«
    Der Zahnarzt drückte den Türöffner, und Bartl verschwand vom Bildschirm.
    Wenige Augenblicke später stand der alte Hoteldiener schwer atmend im Vorzimmer der Ordination. Seine Jacke und seine Hände waren blutverschmiert. Er roch nach Schweiß und Blut. Dr. Ulrich starrte abwechselnd auf Bartl und den Hund.
    »Was hast du da eben gesagt? Der Schallmoser ist tot? Woher weißt du das? Und was ist mit dem Hund passiert?«
    Während Dr. Ulrich seine Fragen stellte, wollte Bartl den Behandlungsraum betreten, aber der Zahnarzt stellte sich ihm in den Weg. »Bartl, um Gottes willen, du kannst da nicht hineingehen, der Hund versaut mir ja meine frisch geputzte Ordination.«
    Bartl schob den Zahnarzt zur Seite und steuerte auf den Behandlungsraum zu, wo er den schwer verletzten Hund vorsichtig auf einen kleinen Tisch legte. Dass er dabei etliche Hochglanzzeitschriften verdreckte, war dem alten Mann egal.
    Dr. Ulrich warf einen entsetzten Blick auf den winselnden Hund. »Bartl, bring den Hund sofort raus. Ich bin ja kein Tierarzt. Außerdem möchte ich endlich wissen, was mit dem Schallmoser passiert ist.«
    Bartls ganze Aufmerksamkeit galt aber dem Hund, den er mechanisch streichelte. »Wird schon werden, Lumpi, wird schon werden.«
    Dr. Ulrich rüttelte Bartl an der Schulter, wischte sich aber sofort die Hand an der Hose ab, was ein paar unschöne Spuren hinterließ. »Bartl, noch einmal: Wo ist der Schallmoser jetzt? Und hast du schon die Gendarmerie verständigt?«
    Bartl unterbrach kurz seine Tätigkeit und sah den Zahnarzt an. »In der Höhle habe ich ihn gefunden. Aufdem Boden. Aber Sie müssen Lumpi helfen, sonst stirbt er auch noch.«
    »Bist du sicher, dass der Schallmoser tot ist?«
    »Ja, ich glaube schon«, antwortete Bartl zerstreut. »Er hat sich nicht mehr gerührt, wie ich ihn umgedreht habe.«
    Jagoda hatte in der Zwischenzeit ein Handtuch geholt und es zum Schrecken des Zahnarztes auf dem Tisch ausgebreitet. »Legen Sie den Hund da hinauf«, sagte sie zu Bartl, der Lumpi vorsichtig auf das Handtuch hob. Der Hund strampelte mit seinen kurzen Beinen und röchelte, als hätte seine letzte Stunde geschlagen.
    Dr. Ulrich schüttelte angewidert den Kopf und ging in sein Büro. Durch die halb geöffnete Tür sah Jagoda, wie er den kleinen Wandtresor, der hinter einem Gemälde versteckt war, öffnete. Der Maler nannte das Werk
Jasmin, auf einem Elefanten reitend
, obwohl auf dem Bild weder Jasmin noch ein Elefant zu erkennen waren. Typische Ordinationskunst eben.
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