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Bad Fucking

Bad Fucking

Titel: Bad Fucking
Autoren: Kurt Palm
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schluckte.
    »Ist schon in Ordnung.« Sie tätschelte die Hand der Verletzten und verließ verwirrt den Raum.
    Wenig später läutete hinter dem Empfangstresen das Telefon. Dr. Klopfs Stimme überschlug sich. »Camilla, eine Katastrophe ist passiert. In München ist der russische Innenminister erschossen worden. Und zwar von einer Frau, die alle für die österreichische Innenministerin hielten. Sie hatte nicht nur deren Pass bei sich, sondern sah auch genauso aus wie Maria Sperr. Der russische Innenminister nahm dort an einer Konferenz teil, und natürlich wusste dort niemand, dass die Sperr verschwunden ist. Wir haben gestern ja auch eine Nachrichtensperre verhängt. Es ist eine Katastrophe. Irgendjemand muss die Sperr entführt und sich ihre Identität angeeignet haben.«
    »Ach, du heilige Scheiße«, war alles, was Camilla herausbrachte.
    »Camilla, sind Sie noch da?«
    »Ja, ja, ich bin noch da und ich glaube, ich weiß jetzt auch –.«
    Das Unwetter kam ohne jede Vorwarnung. Von einer Sekunde auf die andere schob sich eine schwarze Wolkendecke vor die Sonne und verdunkelte die Erde. Einohrenbetäubender Krach ließ das Hotel erzittern, und Camilla fiel vor lauter Schreck der Hörer aus der Hand. Alle im Hotel schrien durcheinander, aber niemand hörte etwas, weil das Getöse des plötzlich losbrechenden Sturms alle anderen Geräusche übertönte.
    Camilla lief zum Fenster und zuckte zusammen. So etwas hatte sie in ihrem ganzen Leben noch nie gesehen. Der Himmel war fast schwarz und wurde nur vom Flackern ferner Blitze erhellt. Die tief herabhängenden Regenwolken waren fahlgelb und sahen aus, als würden sie von innen beleuchtet. Aus den Wolken schossen tausende Megatonnen Wasser auf die Erde, die ungeheure Wärmemengen zum Antrieb der Winde freisetzten. Es war, als würde über Mitteleuropa gerade eine Turbine mit einem Durchmesser von tausend Kilometern angeworfen werden. Camilla rieb sich die Augen, weil sie plötzlich das Gefühl hatte, alles nur noch unscharf zu sehen. Aber was sie sah, war nichts anderes als Regen. Zuerst hatte sie gedacht, es wäre Hagel, aber nach und nach erkannte sie, dass es riesige Tropfen waren, die auf die Erde fielen. Durch den Regenschleier zeichneten sich schemenhaft die Umrisse ihres Autos ab, und sie glaubte zu träumen. Wie in Zeitlupe drehte sich das Auto, und als die Kühlerhaube in ihre Richtung schaute, zerbrach die Windschutzscheibe. Langsam verschwand das Auto aus ihrem Blickfeld. »Oh, mein Gott.«
    In der Lobby schrien die Cheerleader wie am Spieß und umarmten einander. Sie bildeten einen Ring wie Footballspieler, die sich vor dem Anpfiff noch einmal konzentrierten.
    Greg tauchte kurz auf, rief »Oh Lord, have mercy«, und verschwand gleich wieder, um Sandra zu trösten, die zitternd im Bett lag.
    Camilla wusste nicht, was sie tun sollte. Hinauszugehen wäre reiner Selbstmord gewesen, also blieb ihr gar nichts anderes übrig, als im Hotel zu warten, bis das Unwetter vorbei war. In der Zwischenzeit hatte sich die Straße in einen reißenden Fluss verwandelt, und wenn der Regen nicht aufhörte, würde bald auch das Hotel überschwemmt werden.
    Obwohl es erst kurz nach sieben war, war es stockdunkel. Ab und zu erhellten Blitze die nähere Umgebung, sonst war nichts zu sehen. Einmal bildete sich Camilla ein, einen lauten Donnerknall gehört zu haben, was bedeutet hätte, dass das Tosen des Windes etwas schwächer geworden wäre. Sie konnte sich aber auch getäuscht haben.
    Camilla wunderte sich, dass sie keine Angst hatte. Der Tag, der langsam zu Ende ging, war in seiner Gesamtheit so absurd, bizarr und skurril gewesen, dass es sie nicht gewundert hätte, wenn sie in Bad Fucking vom Blitz erschlagen worden wäre.
    Als das Unwetter begann, war Wellisch gerade mit zwei Kübeln Aalfutter im Wald Richtung Höllensee unterwegs. Um die Aale standesgemäß willkommen zu heißen, hatte er extra seine schöne Ausgehuniform angezogen und den Sheriffstern poliert. So schnell konnte Wellisch gar nicht schauen, war er nass bis auf die Haut. Auch wenn die Bäume den Regen und den Sturm etwas abmilderten und Wellisch unter einem Felsvorsprung Unterschlupf fand, hatte er ein mulmiges Gefühl im Bauch. Mit besorgter Miene sah er auf die Uhr. Bis zur Ankunft der Aale bei Eintritt des Vollmonds um 20 Uhr 13 blieb ihm nur noch etwas mehr als eine Stunde. Wenn der Regen nicht bald nachließ, würde eram Ufer des Höllensees bis zu den Knöcheln im Wasser stehen.
    Wellisch fragte sich, ob
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