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Back to Black - Amy Winehouse und ihr viel zu kurzes Leben

Back to Black - Amy Winehouse und ihr viel zu kurzes Leben

Titel: Back to Black - Amy Winehouse und ihr viel zu kurzes Leben
Autoren: Alexander Schuller
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britischen Journalistin Daphne Barak, die 2008/09 eine Dokumentation über den Winehouse-Clan drehte, ein auf ein Jahr angesetztes Projekt mit dem bezeichnenden Arbeitstitel »Saving Amy« – denn zu diesem Zeitpunkt war Amys eklatantes Drogen- und Alkoholproblem schon lange kein Geheimnis mehr.
    In den Vorgesprächen zu diesem Projekt konnte ihr Vater Mitch die Eindrücke seiner Exfrau nur bestätigen.
    »Meine Tochter war und ist immer in Eile, und bereits ihre Geburt war da keine Ausnahme. Janis hatte einen speziellen Himbeer-Extrakt getrunken, ein altes Hausmittel, um die Niederkunft zu erleichtern und zu beschleunigen. Denn die Geburt von Amys Bruder Alex vier Jahre zuvor war für sie eine traumatisierende Angelegenheit gewesen. Da wollte Janis nicht noch mal durch.«
    Das Gebräu wirkte wohl tatsächlich: Kurz nachdem Janis Winehouse das süße Zeug getrunken hatte, setzten die Wehen ein. Mitch und Janis rasten ins Chase Farm Hospital
im Norden Londons im Stadtteil Enfield, und kaum zehn Minuten später an diesem 14. September 1983 kam Amy Jade Winehouse zur Welt.
    »Es war wirklich ziemlich hektisch, bestimmt war es sogar ein Rekord, was die Geschwindigkeit betrifft. Amy mussten wir mehr oder weniger auffangen, so schnell kam sie herausgeschossen«, erzählte Mitch. »›Amy, immer in Eile‹: Das ist der Running Gag in unserer Familie.« In einer Familie, die zum Zeitpunkt dieses Interviews 2008 allerdings schon lange nicht mehr intakt war, sondern wie ein Arrangement für die Öffentlichkeit wirkte, zum Wohle Amys.
    1983 lebte die Familie in Southgate, das zur »Enfield Area« gezählt wird, im Herzen des jüdischen London, dem ehemaligen Jagdgebiet des englischen Königs. Fünf Synagogen und drei jüdische Friedhöfe gibt es in diesem Stadtteil und angeblich ist der »Jewish Chronicle«, der freitags erscheint, immer ausverkauft. Southgate selbst bietet wenig Aufregendes. Hier wohnt die »lower middleclass« (würden die Engländer sagen), die untere Mittelschicht, die sich eines jener kleinen, rot geklinkerten Doppelhäuser aus den 1930er Jahren leisten kann, die sich in schier endlosen Reihen die Straßen entlangziehen und sich gerade mal durch verschiedenfarbig lackierte Haustüren voneinander unterscheiden. Wegen ihres postmodernen Art-déco-Stils gilt die kreisrunde, denkmalgeschützte U-Bahn-Station der »North Circular Line« aus dem Jahre 1933 als das architektonische Highlight des Stadtteils, der in jener Zeit enorm wuchs. Einerseits war es der Rassenpolitik der Nazis und andererseits dieser günstigen Stadtanbindung zu verdanken, dass sich in
Southgate während der beiden Weltkriege etwa 250 000 Menschen jüdischer Abstammung ansiedelten.
    Mit der jüdischen Religion nahmen es Amy – wie ihre Familie generell – allerdings nicht so genau, auch wenn Fotos existieren, auf denen Amy in einem Kostüm für das Purim-Fest abgebildet ist. Und zu Jom Kippur besuchte die Familie auch die Synagoge, doch zur »Cheder-Class«, dem traditionellen wöchentlichen Religionsunterricht, wo jüdischen Kindern die Grundwerte des Judentums und Hebräisch beigebracht werden, hätte man Amy hinprügeln müssen.
    »Jede Woche habe ich zu meinem Vater gesagt: ›Daddy, bitte, ich mag da nicht hingehen, bitte zwing mich nicht, da hinzugehen!‹ Und er war so weich, dass ich meistens damit durchgekommen bin«, sagte Amy, die ihre Religion zwar niemals verleugnete, aber eine ganz eigene Vorstellung von Glaube hatte, die sie sehr ernst nahm:
    »Wir sind eine große Familie. Ich finde es wichtig, eine Familie zu haben und eng mit ihr verbunden zu sein«, erklärte sie, »und jüdisch zu sein, das ist mit der Familie verbunden zu sein. Das hat für mich nichts damit zu tun, Kerzchen anzuzünden und ›Broche‹ zu beten.« Sie selbst hielt sich für keinen religiösen Menschen. »Allerdings weiß ich, dass Glaube emotionale Stärke vermittelt. Ich glaube an das Schicksal, und ich glaube, dass die Dinge, die passieren, aus einem gewissen Grund passieren, aber ich glaube nicht an eine höhere Macht. Ich glaube an Karma. Es gibt so viele gemeine Menschen, es gibt so viele Menschen, die keine Freunde haben. Jede Beziehung, die du zu einem anderen Menschen hast – sei es zu deiner Mutter, deinem Vater, deiner Großmutter oder auch zu
deinem Hund – ist immer das, was dich am glücklichsten macht. Außer Schuhen und Handtaschen natürlich!«
     
    Mitchell Winehouse, das Familienoberhaupt war 34 Jahre alt, als Amy geboren wurde;
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