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Babylon: Thriller

Babylon: Thriller

Titel: Babylon: Thriller
Autoren: D. J. McIntosh
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Sammlung zu verkaufen, bin ich dir gerne behilflich.«
    Heißt, du kriegst ein Viertel von dem, was es wirklich wert ist.
    »Eigentlich tue ich alles in meiner Kraft Stehende, um seine Sammlung zusammenzuhalten. Das hätte Samuel sich sicherlich gewünscht.«
    Er verstand meine Worte völlig falsch. »Ah, den gesamten Bestand. Nun, bei einer solchen Menge müssen wir wohl oder übel mit einem deutlich niedrigeren Preis rechnen.«
    »Phillip, ich habe nicht die Absicht, sie zu verkaufen.«
    Mit einer übertrieben demonstrativen Geste streckte er seinen dünnen Arm aus, um auf die Uhr zu schauen. Dabei rutschte die Ärmelmanschette seines Oberhemdes nach oben und entblößte Leberflecken und graue Haare, die auf fischbauchweißer Haut sprossten. »Ich würde mich gerne noch viel länger mit dir unterhalten, aber ich erwarte einen Kunden. Er müsste jede Minute eintreffen.«
    »Ich bin dein Kunde, Phillip.«
    Eine Falte erschien auf seiner hohen, glänzenden Stirn. »Ich dachte, du hättest gerade mein Angebot abgelehnt.«
    »Was ich meinte, ist, dass ich dieses Treffen arrangiert habe. Der Name war Bernard White, glaube ich.«
    »Er soll für einen Käufer die Echtheit eines Objekts prüfen. Woher weißt du das? Vertrittst du den Käufer?«
    »Es gibt keinen Bernard White. Ich habe ein wenig gezaubert und die ganze Sache erfunden.«
    Augenblicklich ließ er seine freundliche Maske fallen. »Du Bastard. Ich habe zwei andere Interessenten hingehalten, weil ich glaubte, dein Phantomkunde würde einen besseren Preis zahlen. Du hast meine wertvolle Zeit vergeudet. Verschwinde!«
    Ich nehme an, das war der Moment, als mein Eindruck von diesem Mann sich grundlegend wandelte. Es war ein totaler Wechsel, wie man es gelegentlich erleben kann, wenn die Sonne nach dunkler Nacht am Horizont aufsteigt und man die Landschaft ringsum plötzlich so sehen kann, wie sie wirklich ist. Der Amateur verschwand plötzlich, und zum Vorschein kam eine völlig andere Persönlichkeit. Ich erkannte sie wieder. Hatte ich sie doch oft bei den reichsten Sammlern gefunden, die mir im Laufe der Zeit begegnet waren. Es waren immer Männer. Und sie waren absolut skrupellos.
    Ich ging auf sein Büro zu. »Warum gehen wir zu unserer langen Unterhaltung nicht dort hinein?«
    »Das ist überhaupt nicht nötig.« Mit geradezu würdeloser Hast eilte er zur Tür und baute sich mit verschränkten Armen davor auf wie ein Bullterrier, der seinen Knochen bewacht.
    »Ich weiß, dass sie da drin ist, Phillip. Ich habe über eine Stunde vor dem Laden gewartet. Ich habe sie reinkommen sehen.«
    »Das geht dich absolut nichts an, John.«
    Die Tür öffnete sich knarrend. Phillip blickte verunsichert hinter sich und trat dann beiseite. Laurel kam über die Schwelle. »Sei nicht albern, Phillip. Offenbar weiß er Bescheid.« Sie hatte die Augen leicht zusammengekniffen. Aber das war das einzige Zeichen ihrer inneren Anspannung. Sie hatte ihren früheren Hippielook abgelegt und repräsentierte jetzt die typische Upper-East-Side-Lady – teures maßgeschneidertes Jackett, ein Bleistiftrock, der dicht über den Knien endete, Pumps von Christian Louboutin. Ein Choker aus Opalen und Diamanten mit Rosettenschliff umschloss ihren Hals.
    Beinahe hätte mich der rasende Zorn, sie vor mir zu sehen, übermannt, aber ich hielt ihn im Zaum und konzentrierte mich auf mein Endziel.
    »Wer hätte gedacht, Laurel, dass du dir Kapitalverbrechen als neues Betätigungsfeld aussuchst.«
    Phillip, stets der galante Gentleman, glaubte, sie sofort verteidigen zu müssen. »Ich finde, Sarkasmus ist hier völlig fehl am Platze. Du solltest jetzt lieber gehen.«
    »Ich gehe, wenn wir unsere Angelegenheiten geregelt haben.«
    Laurel legte ihm eine Hand auf den Arm. »Wir erreichen nichts, wenn wir uns streiten. Es hat keinen Sinn, mit unguten Gefühlen auseinanderzugehen.«
    Ungute Gefühle? Nach all den Toten, die letztendlich sie zu verantworten hatte? In was für einer Realität lebte sie?
    Phillip machte Anstalten zu widersprechen, überlegte es sich jedoch anders. Er ging zur Eingangstür und tippte einen Code in die elektronische Schließanlage an der Wand. Ein Messinggitter glitt vor dem Schaufenster herab. Dann geleitete er uns in sein geräumiges Büro. Möbel von Gehry, auf dem Boden ein großer Bakhshaish-Teppich. In einer Ecke des Raums stand ein Tintoretto auf einer Staffelei. Ein Flachbildschirm an der Wand gegenüber seinem Schreibtisch diente ihm wahrscheinlich als Hilfsmittel bei
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