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Axis

Axis

Titel: Axis
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einer Überwachungskamera im Hafen aufgenommen. Das Bild ist vergrößert und bearbeitet worden.«
    »Du hast also auch Zugang zu Überwachungskamera-Downloads?«
    »Nein, aber…«
    »Dann hast du es also von jemand anders. Einem deiner Freunde im Konsulat. Brian oder einer seiner Kumpel.«
    »Dazu kann ich nichts sagen.«
    »Du kannst mir wenigstens sagen, warum du dich so für…« Er deutete auf das Bild. »… eine alte Dame interessierst?«
    »Wie du weißt, versuche ich seit einiger Zeit, mit Leuten zu sprechen, die Verbindung zu meinem Vater hatten. Sie ist eine von ihnen. Ich würde gerne mit ihr in Kontakt treten.«
    »Gibt es einen speziellen Grund dafür? Ich meine, warum gerade diese Frau?«
    »Na ja… auch dazu kann ich nichts sagen.«
    »Der Schluss, den ich daraus ziehe, ist, dass hier alle Wege zu Brian führen. Was für ein Interesse hat er an dieser Frau?«
    »Brian arbeitet beim Ministerium für Genomische Sicherheit. Ich nicht.«
    »Aber es gibt da jemanden, der dir den einen oder anderen Gefallen tut.«
    »Turk, ich…«
    »Schon gut. So genau wollen wir’s gar nicht wissen, nicht wahr? Offenbar weiß also jemand, dass ich diese Person geflogen habe. Und das heißt, es ist außer dir noch jemand daran interessiert, sie zu finden.«
    »Das könnte man so sehen. Aber ich bin nicht im Auftrag anderer hier. Was du irgendwelchen Konsulatsangehörigen sagen oder auch nicht sagen willst, das ist allein deine Entscheidung. Was du mir sagst, bleibt bei mir.«
    Er sah sie an, als versuchte er den Wert dieser Erklärung abzuschätzen. Warum sollte er ihr trauen? Was hatte sie je getan, um sich sein Vertrauen zu verdienen, außer an einem ziemlich ungewöhnlichen Wochenende mit ihm zu schlafen?
    »Ja«, sagte er schließlich. »Ich habe sie geflogen.«
    »Okay. Kannst du mir irgendetwas über sie sagen? Wo sie ist, worüber sie gesprochen hat?«
    Er lehnte sich zurück. Wie von ihm vorhergesagt, wurden die Lichter im Restaurant langsam abgedimmt, und die Glasfront, die den Speiseraum von der Terrasse trennte, wurde geöffnet. Der Himmel war von Sternen übersät, durch die Lichter im Hafen womöglich ein wenig verwaschen, aber trotzdem so gestochen scharf, wie Lise es in Kalifornien nie erlebt hatte. Hatte der Meteorschauer schon begonnen? Am Meridian schien es ein paarmal hell aufzublitzen.
    Turk sah nicht hin. »Ich muss darüber nachdenken.«
    »Ich bitte dich nicht, irgendwelche Vertraulichkeiten zu verraten. Einfach nur…«
    »Ich weiß, worum du bittest. Und es ist auch nicht zu viel verlangt. Aber ich würde trotzdem gerne darüber nachdenken, wenn du nichts dagegen hast.«
    »Natürlich.« Sie konnte ihn nicht weiter drängen. »Dann sag mir, was du von mir wissen möchtest. Quid pro quo, nicht wahr?«
    »Nur eine Sache, die mich neugierig macht… Vielleicht hast du etwas darüber aufgeschnappt bei den Quellen, über die du nicht reden willst. Arundji hat heute Morgen ein Memo von der Luftkontrollabteilung der Provisorischen Regierung erhalten. Ich hatte einen Flugplan für den fernen Westen eingereicht und wäre wohl schon in der Luft gewesen, als du heute Nachmittag zu mir kamst. Aber der Flug wurde nicht genehmigt. Also habe ich ein bisschen herumtelefoniert, um herauszufinden, was los ist. Sieht aus, als dürfe niemand in die Rub al-Khali fliegen.«
    »Und warum?«
    »Das sagen sie nicht.«
    »Ist dieses Flugverbot zeitlich begrenzt?«
    »Auch darauf habe ich keine Antwort bekommen.«
    »Wer hat es verhängt? Und mit welcher Befugnis?«
    »In den Ämtern gibt es niemanden, der einem Auskunft erteilt. Ich bin von einer Abteilung zur nächsten verwiesen worden – so ist es allen betroffenen Piloten ergangen. Ich behaupte nicht, dass es da irgendwelche dunklen Machenschaften gibt, aber wundern tut es mich doch. Warum wird die westliche Hälfte des Kontinents zur Flugverbotszone erklärt? Der reguläre Flugverkehr von und zu den Ölfeldern findet weiter statt, und dahinter gibt es nichts als Felsen und Sand. Da zieht es nur Touristen hin, Abenteurer – und solche Leute wollten mich auch chartern. Ich verstehe es nicht.«
    Lise wünschte, ihm wenigstens den Hauch einer hilfreichen Information anbieten zu können, aber sie hörte zum ersten Mal von diesem Flugverbot. Es stimmte, sie besaß Kontakte im US-Konsulat, vor allem natürlich ihr Exmann. Doch die Amerikaner waren lediglich beratende Mitglieder der Provisorischen Regierung. Und Brian war noch nicht einmal Diplomat, nur ein Beamter im
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