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Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern

Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern

Titel: Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern
Autoren: Dana Phillips
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sind – egal welcher Kategorie sie angehören – in Begleitung einer gestylten Italienerin. Mit einer Mischung aus Bewunderung, Sorge und Unverständnis beobachte ich, wie sie am Arm ihres Gefährten in ihren zwölf Zentimeter hohen Highheels trittsicher über die Pflastersteine stolzieren . Ich käme mit solchen Absätzen kaum drei Meter weit, zumindest nicht, ohne eine charmante Begleitung, die mich stützt. Meine Chefin Carla fällt mir ein, die es bestimmt nicht gutheißen würde, dass ich hier so viel Zeit damit verschwende, verschüchtert vor dem Dom zu hocken. Als pflichtbewusste Deutsche beschließe ich daher, direkt damit anzufangen, Italiener kennenzulernen, und gehe auf eine Bar zu, die sich unter den Arkaden befindet. Zucca steht in verschnörkelter Schrift über dem Eingang. Vom Zucca habe ich schon mal gehört, der Name ist über Italien hinaus ein Begriff. Die Bar wirkt etwas antiquiert. Von der hohen Decke baumeln zwei Kronleuchter, deren Lichter sich in den großen Wandspiegeln vervielfältigen. Hinter der Kasse in der Ecke sortiert ein älterer Herr geschäftig das Geld. Ich trete an die Bar, hinter der ein gut gelaunter junger Italiener arbeitet. Er pfeift fröhlich vor sich hin, während er mit einem Lappen den Tresen abwischt, auf dem Taco-Chips, Oliven, Gürkchen und Blätterteig-Gebäck stehen. Ich schätze ihn auf Anfang dreißig.
    Entschuldigung«, sage ich zu ihm. »Ist das hier die berühmte Campari-Bar?«
    »Si, si«, antwortet er, seine Stimme klingt freundlich. »Hier wurde der Campari erfunden.« Ich mustere ihn. Er ist groß, schlank, mit einer markanten Nase und hohen Wangenknochen. Seine kinnlangen Haare hat er aus dem Gesicht hinter die Ohren gestrichen, vor denen sich kurze Koteletten abzeichnen. Er streckt mir die Hand entgegen.
    »Ich bin Raffaele. Piacere , freut mich. Was darf ich dir zu trinken anbieten?«
    »Hi! Ich heiße Dana.« Ich lasse den Blick über die Flaschen wandern, die hinter ihm im Regal stehen. »Was würdest du mir empfehlen?«
    »Campari-Spritz wird im Moment gern getrunken. Ich kann dir aber auch den Klassiker Campari-Orange empfehlen.«
    »Den nehme ich«, antworte ich, während mir angesichts der Köstlichkeiten auf dem Tresen das Wasser im Mund zusammenläuft. Nachdem Raffaele meinen Drink gemixt hat, verziert er das Glas mit einem Stück Ananas und einer Erdbeere.
    »Bitte schön. Und bediene dich gern. Das gehört hier dazu.« Er deutet auf die Oliven. Offenbar hat er meinen gierigen Blick bemerkt. »Du bist erst seit kurzem in Mailand, oder?«
    »Ist das so offensichtlich?« Ich fühle mich ertappt.
    »Irgendwie schon.« Er grinst. »Was machst du hier? Urlaub?«
    »Na ja – nicht direkt. Ich arbeite für eine Zeitschrift und begebe mich auf die Spuren der italienischen Männer. Ich möchte herausfinden, wie ihr Italiener tickt.«
    »Wir Italiener? Na, dann bist du hier genau richtig!« Ich greife nach meinem Portemonnaie, um mein Getränk gleich zu bezahlen. Als ich es aus der Innentasche meiner Jacke ziehe, rutscht das Foto von Mario heraus und landet auf dem Tresen.
    »Du kannst später bezahlen«, sagt Raffaele und wirft einen neugierigen Blick auf das Bild. »Wer ist denn das? Dein Sohn?«
    Natürlich nicht. So alt bin ich ja wohl auch noch nicht. Das ist meine Jugendliebe. Ich habe ihn achtzehn Jahre lang nicht gesehen, und jetzt will ich ihn wiederfinden.«
    Raffaele schüttelt den Kopf.
    »Aha, verstehe, der Junge, der dich mit ... wie alt warst du damals? Zehn?«
    »Zwölf.«
    »Ach, na dann. Zwölf – dann hat er sich bestimmt kaum verändert ...«, antwortet Raffaele ironisch. »Ich wäre da vorsichtig, womöglich kannst du heute nicht mal mehr erkennen, wer Mario und wer der Hund ist!«
    »Sehr witzig! Aber wer sagt denn, dass aus einem tollen Jungen immer gleich ein Idiot werden muss? Wer weiß, vielleicht ist Mario heute ja tatsächlich der perfekte Mann.«
    »Ihr Frauen seid einfach hoffnungslos romantisch. Den perfekten Mann gibt es doch gar nicht.« Raffaele lacht.
    »Ich dachte, ihr Italiener habt die Romantik erfunden?«, kontere ich.
    » Giusto! Richtig! Wir Italiener sind die romantischsten Männer der Welt!«, entgegnet Raffaele süffisant und fasst sich mit übertriebener Geste ans Herz. »Aber Scherz beiseite. Möchtest du eine wirklich romantische Geschichte hören?«
    »Na klar.« Ich nippe an meinem Campari und blicke Raffaele an, während ich Marios Foto wieder in meine Tasche stecke.
    »Der Campari wurde von Gaspare
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