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Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern

Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern

Titel: Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern
Autoren: Dana Phillips
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Campari erfunden. Ich weiß zwar nicht mehr genau, wann, aber es muss irgendwann im 19. Jahrhundert gewesen sein. Übrigens war diese Bar damals der In-Treffpunkt der feinen Mailänder Gesellschaft, und alle tranken ...«
    »Campari?«
    »Richtig. Irgendwann hat Gaspares Sohn das Zepter bei Campari übernommen. Und weil er der Legende nach unsterblich in eine berühmte Opernsängerin verliebt war, ist er ihr in jedesand gefolgt, in dem sie ihre Auftritte hatte, und hat dort dann den Campari bekannt gemacht.«
    »Ach – nur weil Gaspare ein Stalker war, ist der Campari berühmt geworden?«
    »Genau. Er wusste, dass er sich um seine Firma kümmern musste, aber er wollte gleichzeitig die Sängerin erobern. Da hat er einfach Geschäftliches mit Privatem verbunden. Clever, oder?«
    »Ja, genauso mache ich es ja auch. Und was ist aus ihnen geworden?«
    »Nichts, soviel ich weiß. Sie hat ihn verschmäht. Aber er hat sie trotzdem geliebt. So sind wir, hoffnungslos romantisch.« Raffaele wirft mir einen schmachtenden Blick zu und fasst sich erneut ans Herz. Ich muss lachen.
    »Süß und bitter, genau wie das Getränk. Klingt nach einem PR-Gag, aber trotzdem schön. Ich glaube, ich würde den Mann erhören, der mir mit seiner Firma hinterherreist.«
    »Ja?« Raffaele blickt mir tief in die Augen. Flirtet der etwa mit mir? Unsicher knabbere ich an einem Taco-Chip. Ich weiß nicht recht, wie ich damit umgehen soll, beschließe dann aber trotzdem, mich auf den Flirt einzulassen.
    »Zurück zum Thema: Wieso bist du dir so sicher, dass ich noch nicht lange hier bin? Vielleicht arbeite ich ja auch in Mailand«, kokettiere ich.
    »Na ja, du siehst einfach nicht aus wie jemand, der hier lebt«, entgegnet Rafaele trocken. »In Sachen Äußerlichkeiten ist hier alles viel extremer als in anderen Städten. Die Mädchen in Mailand tragen meistens schicke Kleider, extrem hohe Schuhe und sind immer perfekt frisiert.« Ich blicke an mir herunter. Zugegebenermaßen entspreche ich mit meinem ausgewaschenen Jeansrock, Sneakers und meinem locker zusammengebundenen Pferdeschwanz nicht gerade dieser Beschreibung. Raffaele mustert mich erneut. »Und mit stoppeligen Beinen würde hier auch keine Frauuf die Straße gehen.« Er grinst und weist auf meine Beine. Bei so viel Unverschämtheit stehen mir im wahrsten Sinne des Wortes die unrasierten Haare zu Berge. Obwohl ich dachte, dass man sie kaum sieht, ist ihm sofort aufgefallen, dass ich nicht frisch epiliert bin. Wie peinlich.
    »Nun guck doch nicht so betreten. Ich finde das völlig in Ordnung so. Ich sage dir ja nur, wie es hier abgeht. Und du siehst doch trotzdem nett aus.«
    Nett. Das war deutlich. Nett ist auch das Meerschweinchen meines Cousins. Ich schweige. Mit meinem ersten Flirtversuch in Italien bin ich offensichtlich gnadenlos gescheitert.
    »Wir Italiener achten einfach sehr auf unser Äußeres. Auch die Männer. Ich glaube, das liegt daran, dass das Leben hier in Italien zum Großteil in der Öffentlichkeit stattfindet. Wir treffen uns zum Essen, nehmen unseren cappuccino zum Frühstück in einer Bar, genau wie den Spritz am Nachmittag. Wir präsentieren uns ständig. Schau mal, der Typ da draußen.« Raffaele zeigt auf einen älteren Herrn, der in kurzer Hose und T-Shirt am Fenster vorbeiläuft. »Das ist bestimmt ein Deutscher. Ein Italiener würde niemals auf die Idee kommen, in der Öffentlichkeit eine kurze Hose und Sandalen zu tragen. Kurze Hosen gehören an den Strand. Tut mir leid, aber die Deutschen haben in Italien einfach den Ruf, besonders schlecht gekleidet zu sein.«
    »Na vielen Dank«, entgegne ich etwas brüskiert. So habe ich mir mein erstes echtes Gespräch mit einem italienischen Mann nicht vorgestellt.
    »So war das nicht gemeint. Das gilt hauptsächlich für die deutschen Männer.« Er lacht mich an. »Mit ihren weißen Socken.«
    »Jetzt tu mal nicht so, als würde jeder Deutsche weiße Socken tragen.«
    »Nein, aber bestimmt jeder zweite«, antwortet er frech.
    »So ein Blödsinn! Na ja, ich muss los. Hat mich gefreut, dich kennenzulernen«, sage ich kurz angebunden und nicke ihm zu,ährend ich zur Kasse hinübergehe. Ich habe keine Lust, mir weiterhin seine Sprüche anzuhören.
    »Ich hatte einen Campari-Orange«, sage ich zu dem älteren Herrn, der gerade die sortierten Geldscheine in die alte Registrierkasse legt.
    »Lassen Sie sich von Raffaele nichts erzählen. Manchmal redet er schon, bevor er nachdenkt. Er meint es nicht so.« Scheinbar hat er unsere
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