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Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Titel: Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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erbebten.
    Und so wie die Wasser der Heiligen Quelle das Blut der Königin durch die Erde Britanniens trugen, so heilte die Macht, die aus Avalon strömte, alle Wunden.

EPILOG
     
    Lhiannon erzählt:
     
    Dunkelheit hat sich über das Land gelegt, und durch die nackten Äste heult der Wind – wie Boudiccas Hunde. Zu dieser Jahreszeit reitet die Morrigan, aber ich heiße sie nicht willkommen. Seit unsere Gemeinschaft in Vernemeton einen neuen Ort gefunden hat, hat die Göttin viele Male durch mich gesprochen, aber meine Seele habe ich der Herrin der Raben nie wieder geöffnet.
    Und dennoch spricht sie die Wahrheit. Nachdem Boudicca starb, ließ ich Caillean aus Eriu zu mir holen. Eine Zeit lang haben wir in einem Steinturm an der nördlichen Küste gewohnt, doch selbst an diesem einsamen Ort habe ich von dem Schrecken munkeln hören, der auf die Schlacht bei Manduessedum folgte. Feldherr Paulinus suchte seine verlorene Ehre mit Feuern und Schwertern wiederherzustellen, und im Sommer danach stand kaum mehr eine Festung oder ein Gehöft im Land der Icener. Doch der Prokurator, der Decianus Catus nachfolgte, erkannte, dass die römischen Gräueltaten die Menschen in die Verzweiflung trieben, und hielt den Feldherrn auf, bevor er Britannien gänzlich zerstört hatte. Und ganz allmählich kehrte wieder Frieden ein.
    Noch heute liegt ein Großteil von Boudiccas Königreich öde und leer. Doch Argantilla und Caw gingen schließlich zurück und bauten ein Haus nahe der Stelle, wo einst Ramshill stand und wo sie von dem leben, was sie dem Boden abtrotzen. Die Römer haben ihre verwüsteten Städte wieder aufgebaut. Camulodunum, Londinium und Verulamium sind jetzt noch größer, und – wie Caratac einst befürchtete – die Kinder unserer Stammesführer lernen Latein und werden römische Bürger.
    Im Frühling danach gebaren die von den Römern geschändeten Priesterinnen ihre Bastarde. Einige der geborenen Mädchen wurden ertränkt, doch die Jungen wurden großgezogen. So verlangte es der Geheimbund der Raben. Coventa gebar einen Sohn, so wie sie es geträumt hatte, und starb bei der Geburt. Bendeigid hat ihn als seinen eigenen aufgezogen.
    In den Jahren nach dem Angriff auf Mona reiste Ardanos unaufhörlich durch Britannien, besuchte all jene unserer Gemeinschaft, die überlebt hatten, gab sich mit der Zeit einigen der aufgeschlosseneren Römer zu erkennen und wurde zu ihrem Verbündeten. Ob sie je erkannt haben, welch Heißsporn er in jungen Jahren war? Die Göttin weiß, er ist ein mustergültiger Priester, ein Vorbild geradezu für alle Priester, die inmitten eines eroberten Volkes Dienst tun.
    Ihm gebührt, so will ich meinen, die schuldige Achtung aller. Vier Jähre nachdem Oakhalls niedergebrannt worden war, bekam er die Erlaubnis, bei Vernemeton eine Gemeinschaft zu begründen, damit unsere Priesterinnen in Ruhe und abgeschieden von der Welt leben können. Die Römer schienen die Furien in ihren dunklen Roben vergessen zu haben, die sie einst an den Ufern von Mona in Angst und Schrecken versetzt hatten, und halten uns für Verwandte ihrer Vestalinnen.
    Die Priester wählten so, wie Ardanos es geboten hatte, und machten mich zur Hohepriesterin – so wie Herrin Mearan einst vorhergesagt hatte. An manchen Tagen fällt es mir schwer, mich zu erinnern, wie es genau dazu gekommen ist. Doch ich nehme an, die Göttin hat es gebilligt, denn ich bin in meinem Amt inzwischen alt geworden. Caillean ist eine so gute Priesterin geworden wie alle, die wir je auf Mona hatten, obgleich ich nicht davon ausgehe, dass der Rat der Druiden sie als meine Nachfolgerin anerkennen wird. Sie denkt unabhängig, frei vom Willen eines Mannes.
    Ich bin nie mehr nach Avalon zurückgekehrt, und jetzt habe ich nicht mehr die Kraft für diese Reise, selbst wenn ich wollte. Ich denke, dass ich den Pfad bald finden werde, auf dem ich Boudicca folgen kann – das denkt auch Caillean, obwohl sie mich zu sehr liebt, als dass sie es zugeben würde. Ich glaube, Boudicca hat mir vergeben, dass ich sie hierbehalten wollte, so wie ich ihr vergeben habe, dass sie gegangen ist. Ich habe alles in meiner Macht Stehende getan, um den Glauben unseres Volkes zu bewahren, auch wenn es immer wieder Zeiten gab, da ich selbst keinen mehr hatte. Unsere Wege werden nicht verloren gehen.
    Der Zug, der die Weiße Stute begleitet, kommt näher, doch lauter als seine Stimmen tönt das Lied des Windes. Dieser Wind trug Boudiccas Asche durch ganz Britannien. Unser Volk spricht
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