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Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Titel: Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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das hatte auch Ardanos gemeint, was Lhiannon aber nicht besser gefiel, nur weil die Morrigan das Gleiche sagte.
    »Das Blut Tausender aus meinem Volk hat bereits die Felder von Manduessedum getränkt«, rief Boudicca. »Was kann ich opfern, um die Verbliebenen zu retten?«
    »Dein eigenes …« Die Antwort fiel in die Stille wie ein schwerer Stein. An jenem verborgenen Ort, an dem ihre Seele Schutz fand, begann Lhiannon zu heulen und zu klagen, während die Göttin ihre Lippen benutzte, um Boudiccas Untergang zu verkünden. »Dein eigener Schwur bindet dich. Das Blut des Herrschers ist das letzte Opfer.«
    Argantilla verlieh dem Widerspruch Ausdruck, der in Lhiannons Herzen schrie und tobte, aber der Schrei der Morrigan war lauter.
    »Erkennst du selbst jetzt nicht, wer ich bin? Ich bin das Stöhnen der sterbenden Krieger und der Schrei ihrer Mörder; ich bin der Schrei der Frau im Kindsbett und der erste Schrei ihres Neugeborenen. Fürchte meinen Zorn, denn ohne dieses Gleichgewicht wird er die Welt zerstören. Nur aus dem Schoß des Dagdevos kann dein Volk wiedergeboren werden!«
    Der Schoß war die Blutquelle. Lhiannon konnte die Worte, die aus ihrem Mund geflossen waren, nicht leugnen, obgleich sie sich die Lippen lieber zugenäht hätte, als sie zu hören. Diesmal konnte sie sich danach nicht nur an die Worte der Morrigan erinnern, sondern auch an die Gefühle, die dahinterstanden, den fürchterlichen Erguss von Liebe und Schmerz. Doch indem sie der Göttin eine Stimme gegeben hatte, hatte sie alles getan, mehr konnte sie nicht verkraften. Und so war es Brangenos, der sie mit seiner selbstbeherrschten Ruhe leitete, während sie sich auf das Ritual vorbereiteten.
    In eisiger Stille folgte Lhiannons Blick der Trage, auf der Boudicca lag, als Caw und Rianor sie zum Teich trugen. Das funkelnde Sonnenlicht auf dem Wasser schmerzte in den Augen. Boudiccas flammendes Haar leuchtete auf dem Kissen, und ihr Gesicht schien von einem inneren Feuer erhellt.
    Sie sieht so friedlich aus, dachte sie verzweifelt, genauso wie am Vorabend der Schlacht, als sie alle Kräfte auf das eine Ziel hin gebündelt hatte. Vielleicht, sann Lhiannon, bin ich es, die die Furcht in sich trägt … Aber ob dies die Strafe oder die Gnade der Morrigan war, wusste sie nicht zu sagen.
    Coventa fasste sie am Arm und half ihr auf. Caw hatte seinen üblichen Platz neben Argantilla eingenommen, und die beiden Druiden standen gleich daneben beisammen.
    »Tilla«, sagte die Königin leise. »Komm her, mein Liebes, und hör mir zu. Ich wünsche mir so sehr, ich könnte bei dir bleiben. Ich glaube, dass du und Caw wunderschöne Kinder haben werdet. Du kannst noch nicht zurück nach Ramshill. Doch wenn die Götter mein Opfer annehmen, dann wird die Reise dorthin eines Tages sicher sein … Du musst den Halsring mitnehmen, wenn du gehst …« Sie beugte den Kopf, sodass ihre Tochter die ineinandergeflochtenen Goldschlingen lösen konnte, die sich zuerst nicht lockern wollten. Am Ende musste Brangenos seinen Dolch gebrauchen, um die Enden zu zerschneiden und ihn abzunehmen.
    »Vielleicht ist es gut so«, sagte die Königin, während Argantilla dasaß, den zerschnittenen Halsring in der Hand. »Ich denke, es wird sehr lange dauern, bis ein Prinz aus unserem Volk einen solchen Halsring wieder tragen wird. Aber er sollte nach Hause gebracht werden. Begrabt ihn in der Erde der Icener, und mein schützender Geist wird euch allezeit begleiten.«
    »Wir werden einen Grabhügel darüber errichten, und unser Volk wird dir Opfer bringen!«, sagte das Mädchen bewegt.
    »Nein!«, schrie die Königin. »Wenn ihr das tut, dann werden die Römer ihn finden – und dich! Ort und Umstände meines Todes müssen für immer ein Geheimnis bleiben. Verstecke den Halsring an einem geheimen Fleck, den keiner kennt … Aber errichtet meinen Totenscheiterhaufen auf der Spitze des Tor, sodass der Wind meine Asche über das ganze Land trägt. Dem Volk der Icener habe ich einen Schwur geleistet, gekämpft habe ich für ganz Britannien.«
    Das hat Caratac auch getan, dachte Lhiannon, aber er hat dieses letzte Opfer verweigert. Hätte er sein Blut in jener letzten Schlacht gegeben, müsste Boudicca dann jetzt ihres geben?
    Eine lange Weile wiegte die Königin den flachshellen Kopf des Mädchens an ihrer Brust. Dann erschlaffte ihre Hand. Argantilla fuhr auf, weinte, und Caw schloss sie in seine Arme.
    »Lhiannon«, flüsterte Boudicca sodann, und die Priesterin schleppte sich mit schweren
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