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Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Titel: Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Gliedern an die Seite der Königin. »Wir hatten eine Abmachung. Du hast deinen Teil erfüllt. Ich bitte dich nun, mich von meinem Teil zu entbinden.«
    »Die Göttin hat dich bereits entbunden«, sagte Lhiannon steif. »Von mir brauchst du keine Erlaubnis mehr.«
    Boudicca schüttelte den Kopf, lächelte schwach. »Nein – nur Vergebung. Meine Liebe, du warst besser zu mir, als ich das verdient hätte. Ich verlasse dich jetzt, meine Liebe …«
    Trotzdem bist du es, die mich verlässt …, dachte Lhiannon im Stillen, als sich ihre Blicke begegneten, und sagte, laut: »Jeder tut, was er tun muss.« Ich muss dich gehen lassen, aber meine Zustimmung werde ich nicht geben, und es wird lange dauern, bis ich den Göttern das verziehen habe.
    Boudicca streckte die Hand nach ihr, und zum letzten Mal schloss Lhiannon sie in die Arme, und es zerriss ihr abermals das Herz, als sie spürte, wie dünn die Gestalt unter dem weißen Gewand geworden war. Als sie sie losließ, seufzte Boudicca tief und schloss die Augen.
    »Königin, was ist mit dir?«, fragte Brangenos wenig später.
    »Ich fühle mich sehr leicht.« Boudiccas Stimme klang erstaunlich fest. »Und ich fühle keine Schmerzen. Ich glaube, wir bringen es schnell hinter uns, bevor ich mich unverrichteter Dinge davonmache.«
    »Die Bedingungen des Rituals sind klar …«, sagte Brangenos leise. »Das Blut des Herrschers muss vergossen werden – als gewolltes Opfer. Das Wasser, das der Quelle entspringt, wird dich in das Land tragen.«
    »Dann soll es so sein …« Die Königin streckte ihm erst den einen Arm entgegen, dann den anderen, und in einem schnellen Zug fuhr das scharfe Messer längs durch ihre Venen. Blut spritzte tiefrot auf ihre weiße Haut, rann in kräuseligen Linien hinab und tröpfelte auf die Steine.
    »Nun legt mich in den Teich …«
    »Seht da, den Schoß der Mächtigen.« Die Stimme des Druiden schien von sehr weit her zu kommen.
    Boudicca zuckte zusammen, als die Trage hochgenommen und die Stufen hinunter in den Teich getragen wurde. Ihre Arme brannten vom Schnitt des Messers, doch im Vergleich zu alledem, was sie bislang ertragen hatte, empfand sie es kaum als Schmerz. Sie blutete stark, war bereits schlohweiß, als kräftige Arme ihre Glieder hoben. Ihr Blut strömte als tiefrote Wolke durch das vom reichen Eisen verfärbte Wasser, floss weiter über die kleine Hohlrinne aus dem Teich hinaus, verteilte sich wie Nebel im Licht.
    Sie hatte gehofft, die Stimme der Göttin in sich zu hören. Aber wenigstens hatte sie durch Lhiannon gesprochen. Wenn es mir erlaubt ist – Boudicca schickte einen letzten Gedanken an ihre Freundin –, dann will ich in deinen Träumen zu dir kommen, so wie Prasutagos zu mir gekommen ist …
    »Mögen die Wasser dich empfangen …« Brangenos’ Stimme zitterte. »Dies ist der Schoß des Dagdevos, aus dem du wiedergeboren werden sollst.«
    Herrin der Raben, fügte sie still hinzu. Ich bin dein Opfer.
    »Boudicca«, erklang da die Antwort, »du bist mein Sieg!«
    Dann deckten die kühlen Wasser sie zu und nahmen sie hinfort.
    … Und so war sie irgendwo, stand nackt an einem strömenden Fluss, war ganz, stark und nicht die, die sie kannte.
    Von plötzlicher Erkenntnis geschüttelt, begriff sie, dass sie eins war mit der Morrigan. In schierer Erleichterung warf sie den Kopf zurück und lachte – und wie im Widerhall hörte sie ein tiefes Lachen. Er stand am Ufer, hellhaarig und stattlich, auf seine Keule gestützt, und seine andere Waffe baute ein Zelt in seiner unwirklich kurzen Tunika auf.
    »Dagdevos …« Sie frotzelte ihn. Und der Teil in ihr, der Boudicca war, erkannte, dass Prasutagos durch die Augen des Gottes lächelte.
    Sie schöpfte Wasser in ihre hohle Hand und spritzte es zwischen ihre Schenkel, was einen Schauer der Erregung durch ihre Haut jagte. Sie sah ihn noch einmal an. Er hatte seine Tunika abgestreift und die Keule beiseitegelegt. Mit steifem Glied und bereit, schritt er in das Wasser, stemmte die Füße in das Flussbett und zog sie in seine Arme.
    »Jetzt ist die Stunde unserer Wiedervereinigung.« Seine tiefe Stimme grollte durch ihr Haar. »Lass deinen Zorn befriedigt. Lass den Raben ziehen und werde zur Taube. Lass die Zerstörung ein Ende haben. Nimm das Opfer dieser Frau an!«
    Er hob sie hoch, sie schlang ein Bein um ihn, um ihn zu halten, gab und nahm, und ihre Leidenschaft erweckte seine Kraft, sein Friede wandelte ihren Zorn in Liebe, bis sie schließlich in völligem Gleichgewicht
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