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Autoimmunerkrankungen

Autoimmunerkrankungen

Titel: Autoimmunerkrankungen
Autoren: Joern Klasen
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das Ich? Aber schon früher in der Geschichte der Menschheit stellten sich Philosophen diese Frage. Der wohl berühmteste Satz von René Descartes (1596–1650) lautet: »Ich denke, also bin ich.« Ludwig Feuerbach (1804–1872) hielt dem entgegen: »Ich fühle, also bin ich.« Wer hat nun recht? Meine Lebenserfahrung gibt mir als Antwort: »Ich bin, also denke, fühle und handle ich.«
    Das Wort »ich« hat eine besondere Stellung in unserer Sprache: Wir können es nur für uns selbst benutzen. Interessant ist, dass vermutlich erst seit 80.000 Jahren Sprachen existieren, die es ermöglichen, ausdrücklich Ich zu sagen. Dieses Ich begegnet sich im Spiegel der anderen, denn zur Entwicklung des Ich benötigen wir ein Gegenüber. Menschliche Erziehung ist nur durch Menschen möglich. Das Ich entwickelt sich zunächst durch Nachahmung am Vorbild (Vorschulalter), dann durch Abgrenzung von Eltern und Lehrern (ab dem 9./10. Lebensjahr) und schließlich durch die Auseinandersetzung mit diesen und anderen Menschen (Pubertät). Mit dem Erwachsensein wird die Erziehung durch andere durch die Selbsterziehung abgelöst. Damit kommt es zunehmend zur Auseinandersetzung mit sich selbst.
    WISSEN
    Krisen als Chance
    Johann Wolfgang von Goethe sagte mit 35 Jahren: »Ich bin am Boden zerstört und weiß nicht, wie es weitergehen soll.« Damit macht auch ein Goethe deutlich, dass jeder Mensch für seine Entwicklung Krisen benötigt, um zu dem heranzureifen, was er ist. Solche Krisen können Kritik und Auseinandersetzungen mit und durch andere Menschen, Krankheiten oder jede Art von Schicksalsschlägen sein.
    Haben Sie Ihr eigenes Ich schon einmal wahrgenommen? Vielleicht wenn Sie morgens in den Spiegel schauen und sich nach einer durchwachten Nacht fragen: Wer ist denn das? Sehen Sie dann Ihr Ich? Oder doch nur die Spuren im Physischen? Der stumpfe Blick, die schattigen Augen, die schlaffe Körperhaltung, der müde Gang … Und ich frage mich, wer steckt dahinter? Wovon ist dieser Eindruck Ausdruck? Von meinem Ich und seiner Begegnung mit den Menschen und der Welt.
    Ihr Ich können Sie nicht direkt sehen, Sie können es auch nicht hören oder riechen. Unser Ich ist nicht direkt wahrnehmbar – es ist unsichtbar. Aber es ist erlebbar. Am Du ist das Ich an seinen Auswirkungen im Physischen wahrnehmbar: Der Blick, der Gang, die Haltung des Körpers, die Sprache sagen etwas darüber aus, ob das Ich präsent ist. Präsenz ist wohl die deutlichste Eigenschaft des Ich. Diese Eigenschaft nehmen wir direkt am Du wahr und wissen deshalb, dass ist ein Ich – ein menschliches Gegenüber.
    Dieses Ich entwickelt sich im Spannungsfeld von Vererbung, Erziehung, sozialem Umfeld, Schicksal und Freiheit. Bis vor wenigen Jahrzehnten glaubten viele – auch Wissenschaftler –, dass wir den Menschen verstehen, wenn wir seinen Gencode entschlüsselt haben. Es ist gut 10 Jahre her, dass Craig Venter und Francis Collins eine Rohversion des entschlüsselten menschlichen Erbgutes vorlegten. Seitdem hat die Biotechnologie enorme Fortschritte gemacht. Es ist in diesen 10 Jahren aber auch deutlich geworden, dass das Erbgut die Entwicklung des Menschen keineswegs so festlegt wie bis dahin vermutet. Vor Kurzem fasste das ein Evolutionsbiologe bildhaft zusammen: »Oder glauben Sie, dass herumliegendes Baumaterial (Gene) das ganze Haus erklärt?«
Die moderne Physik
    Der frühere Zehnkämpfer Jürgen Hingsen tat einmal den Ausspruch: »In einem gesunden Körper lebt ein gesunder Geist.« Im Umkehrschluss würde das bedeuten, dass in kranken und schwachen Körpern kein gesunder Geist lebt. Ein derartiges Verständnis führt geradewegs in die Diskriminierung körperbehinderter Menschen. Ist es so, dass der gesunde Körper die Voraussetzung für einen gesunden Geist ist? Nein, wir können heute eindeutig sagen, dass es diesen einfachen Zusammenhang nicht gibt. Als Heilpädagogehabe ich häufiger erleben dürfen, wie sich Menschen durch ihre körperliche Behinderung geistig-seelisch sogar weiterentwickelt haben.
    WISSEN
    Wert der Erfahrung
    Mehr und mehr setzt sich insbesondere bei Neurobiologen die Überzeugung durch, dass weniger die genetischen Anlagen als die Erfahrungen, die wir machen, uns prägen, ganz besonders die Erfahrungen in der frühen Kindheit und auch die vor der Geburt.
    Der Hirnforscher Gerald Hüther macht deutlich, dass unsere genetischen Anlagen dafür sorgen, dass wir ein Überangebot an Hirnzellen und an Verknüpfungsmöglichkeiten bereitgestellt
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