Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Autobiografie einer Pflaume - Roman

Titel: Autobiografie einer Pflaume - Roman
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
Kraftausdruck gesagt.»
    «Tut mir Leid. Manchmal verschafft einem das Erleichterung. »
    «Bist du sicher, dass deine Uhr nicht stehen geblieben ist?»
    Charlotte hält das Ohr an die Uhr.«Ja, sie tickt.»
    «Warst du schon einmal vor Gericht?»
    «O ja, schon oft, Pflaume, das ist nicht weiter aufregend.»
    «Aber der Richter hat gesagt …»

    «Richter, Richter, die sind auch nicht die ganze Welt. Die können sich genauso irren wie jeder andere.»
    «Ich hoffe nur, dass sie sich heute nicht irren.»
    «Aber nein, mit dem, was der Richter über die Hexe rausgekriegt hat, kann überhaupt nichts schief gehen.»
    «Was denn?»
    «Ich sollte langsam lernen, nachzudenken, bevor ich den Mund aufmache.»
    «Bitte, bitte, sag es mir.»
    «Na gut, aber versprich mir, dass du es für dich behältst!»
    «Versprochen.»
    «Offenbar hat sie die Messieurs für die Mama von Camille aufgerissen und dabei abkassiert.»
    «Aufgerissen?»
    «Sie hat sie hingeschickt.»
    «Die Messieurs, denen das Herz geflickt werden musste?»
    «Oh … Ja, Pflaume, ganz genau. Aha! Da kommen sie ja!»
    Ich renne aus dem Büro von Madame Papineau, flitze durch die Flure und über die Treppen, bin ganz außer Atem auf dem Weg zu Camille, die aus dem Auto steigt.
    Sie sucht mit den Augen nach mir, und als sie mich findet, sehe ich an der Farbe, dass die Hexe verloren hat.
    Ich laufe zu ihr, packe sie an der Hand und reiße sie wie in einem wahnwitzigen Wirbel mit.
    Madame Papineau höre ich fast nicht, die uns hinterherruft:«Kinder! Kommt zurück! Auf der Stelle!»
     
     
    Wir haben gewonnen, alles andere ist unwichtig. Wir laufen in den Wald, wo der nasse Boden unter unseren Schritten klebt, und gehen zu unserem Lieblingsbaum, dem Baum, unter dem ich Camille zum ersten Mal geküsst habe, und wir legen uns in das Moos, und es ist uns egal, ob wir unsere Kleidung schmutzig machen, sogar die schönen Kleider von Camille.

    Heute ist ein Festtag, an dem man sich alles erlauben darf.
    «Erzähle», sage ich.
    Und Camille knöpft ihren Blusenkragen auf.
    «Raymond hat als Erster ausgesagt. Er war aufgeregt, das hat man an seiner Stimme gehört. Er hat den Richtern gesagt, dass er dich ins Herz geschlossen hat, weil er weiß, wie schwer es für ein Kind ist, seine Mutter zu verlieren, vor allem unter solchen Umständen. Und dann hat er gesagt: ‹Ich weiß, dass ich als Witwer leider keine Frau vorweisen kann, die sich um diese Kinder kümmern würde, wenn ich sie adoptieren dürfte. Aber ich weiß auch, dass ich ihnen viel Liebe geben kann und dass mein eigener Sohn sie so lieb gewonnen hat, als wären sie seine Geschwister, und dass wir als Familie ein engeres Verhältnis haben würden als viele andere, die alles haben und nichts geben.»
    «Was für ein Glück, dass ich nicht dabei war, sonst hätte ich sofort zu heulen angefangen und kein einziges Wort herausbekommen. Und was hast du gesagt?»
    «Die Richter waren sehr nett zu mir. Und deshalb habe ich mich vor ihren schwarzen Roben und dem kleinen Käfig, den sie Zeugenstand nennen, kein bisschen gefürchtet. Die Hexe wollte meinen Blick auffangen, aber ich habe sie nicht angeschaut. Ich habe die Richter ganz brav angelächelt, und dann habe ich losgelegt wie ein Wasserfall. Ich habe gesagt, dass Raymond sich noch besser um uns kümmert als ein Vater, vor allem meiner, und dass wir noch nie eine Waffe bei ihm zu Hause gesehen haben und dass ich sehr stolz wäre, wenn ich seine Tochter sein dürfte, und dass wir uns supergut verstehen,Victor, du und ich, und dass Victor für mich wie ein Bruder wäre, auch wenn ich noch nie einen gehabt habe. Und dabei habe ich Raymond angeschaut, und das hat mir geholfen, weil ich ihm seine Liebe zu uns ansehen konnte. Das konnte jeder sehen, vor allem im Gegensatz zu der Hexe, die nach mir dran war und honigsüß
geredet hat, aber niemanden damit täuschen konnte. Und geklungen hat es wie die Pfeife von einem Wasserkessel, so schrill. ‹Dieses Kind hat eine blühende Phantasie, aber bei den Familienverhältnissen ist das ja kein Wunder. Immer wieder hat die Kleine mir gesagt, dass sie sich vor dem Gendarmen und den Waffen in seiner Wohnung fürchtet.› Ich habe dabei Monsieur Clerget angeschaut, der den Kopf geschüttelt hat, und deshalb habe ich nicht losgeschrien, was für eine gemeine Lügnerin sie ist, und der Vorsitzende Richter ist ihr ins Wort gefallen. ‹Die Phantasie scheint mir eher bei Ihnen zu liegen, Madame. Zum einen bin ich dank Monsieur Clerget
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher