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Autobiografie einer Pflaume - Roman

Titel: Autobiografie einer Pflaume - Roman
Autoren: PeP eBooks
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ein vertrockneter Keks aussieht, und dem Wanst wie von einem Mastschwein. Richtig Mitleid erregend.

    Ich habe ihm die Hand auf die Schulter gelegt, und Simon hat auf den Boden gespuckt und uns den Rücken zugekehrt.
    Ahmed macht sich ganz klein und sagt kein Wort mehr, seit Simon ihm damit gedroht hat, ihn lebenslänglich in den Schrank zu sperren, und dabei hat Ahmed nur seine Hausaufgaben gemacht und niemandem was zuleide getan.
    Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich habe versucht, Simon zu beruhigen, aber er hat gesagt, mit Verrätern würde er sich nicht abgeben.
    «Was ist mit Simon los?», fragen mich Rosy und Charlotte immer wieder.
    «Ich weiß nicht», sage ich und mache mich aus dem Staub, damit ich nichts ausplaudere.
    Diese Woche hatte Simon schon zweimal«Treppendienst», weil ihm die Kraftausdrücke wie von allein aus dem Mund purzeln. Camille und ich, wir wollten ihm helfen, aber er hat gesagt:«Euch brauche ich nicht! Haut bloß ab!», und wir sind erstarrt wie die Statuen.
     
     
    «Es ist schwer, ein Geheimnis für sich zu behalten», sagt Camille. Sie hat so viel Gras ausgerissen, dass man die Erde sehen kann.
    «Ja, und ich glaube, ich sage es Simon, bevor es zu spät ist.»
    «Wir haben Raymond versprochen, es für uns zu behalten.»
    «Ich weiß, Camille. Aber ich kann den Blick von Simon, mit dem er mich anschaut, nicht mehr aushalten. Der ist noch geladener als ein Revolver.»
     
     
    In Fontaines frage ich Ahmed, ob er mit seinen Hausaufgaben zu Rosy gehen kann, und setze mich auf das Pult von Simon.
    Zuerst tut er so, als wäre ich Luft, obwohl er zweimal den gleichen Satz abschreibt.
    «Simon, ich muss mit dir sprechen.»

    «Keine Lust.»
    «Ich will dir mein Geheimnis anvertrauen.»
    «Ist mir piepegal.»
    Da nehme ich sein Buch und werfe es weg.«Ich weiß, dass es dir nicht piepegal ist, denn sonst wärst du nicht so giftig.»
    «Ich kann dir nur raten, sofort mein Buch aufzuheben und deinen Arsch aus dem Zimmer zu bewegen.»
    «Nein.»
    «Okay. Ich habe dich gewarnt.»
    Und er verpasst mir einen Faustschlag in den Bauch. Vor Schmerz kommen mir die Tränen. Ich kann nichts mehr sehen. Ich nehme mir vor, nicht mit Wut zu antworten, obwohl ich spüre, wie sie in mir wächst.
    «Simon, ich brauche dich.»
    Ich warte darauf, dass er mich beschimpft oder wieder zuschlägt, aber nichts geschieht. Keine Beschimpfungen, keine Schläge, und meine Wut ist auch weg. Und ich wische mir die Augen und schaue Simon an.
    Er steht vor mir und zittert und hat die Hand geöffnet, als wäre die Wut aus ihr weggeflogen, und er hat keine Kugeln mehr in den Augen.
    «Es tut mir Leid, Pflaume. Ich wollte dir nicht wehtun.»
    Er setzt sich auf das Bett von Ahmed, und ich setze mich neben ihn.
    «Du schlägst zu wie ein Boxer», sage ich und betaste meinen Bauch, der noch wehtut.
    «Findest du?»
    «Ja.»
    Und wir sitzen beide auf dem Bett und starren vor uns hin.
    «Raymond will uns adoptieren, Camille und mich», sage ich ganz leise, als wollte ich nicht, dass Simon es hört.
    «Ihr geht also weg?»
    «Ja.»

    «Und wann?»
    «Weiß ich nicht. Vielleicht nach der Kirmes von Madame Papineau. Es hängt vom Richter ab.»
    «Und seit wann weißt du es?»
    «Seit wir mit Raymond am Meer waren.»
    «Ehrenwort?»
    «Ehrenwort.»
    «Hattest du vorher keine Ahnung?»
    «Manchmal habe ich gesehen, dass Raymond mich so komisch angeschaut hat. Ein bisschen so, wie er Victor anschaut. Aber ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass er uns fragen könnte, ob wir alle zusammenwohnen wollen …»
    «Dann lässt du uns also auch im Stich?»
    «Nein, Simon. Wir sehen uns ganz oft. Raymond hat es mir versprochen.»
    «Es wird aber nicht dasselbe sein.»
    «Doch, wir haben uns gleich lieb, daran ändert sich nichts.»
    «Nein, Pflaume. Du wirst hier nicht mehr wohnen und sicher in eine andere Schule gehen, und wir sehen uns nicht mehr jeden Tag, und du wirst uns irgendwann vergessen, so wie dieser Trottel Jujube. Der kann von mir aus zum Teufel gehen mit seinen Eltern und ihrem ganzen Zaster. Aber dir wünsche ich das Paradies, auch wenn ich total neidisch bin. Du bekommst ein normales Leben weit weg von diesem Knast. Und wenn du erst bei Raymond wohnst, wirst du uns mit anderen Augen sehen. Wir sind wie Wiesenblumen, die niemand pflücken mag. Die Leute wollen Babys adoptieren, aber keine Blagen wie uns. Dafür sind wir ihnen zu alt.»
    «So was darfst du nicht sagen. Ich bin kein Wetterfähnchen, das sich nach dem Wind
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