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Autobiografie einer Pflaume - Roman

Titel: Autobiografie einer Pflaume - Roman
Autoren: PeP eBooks
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sich den Fuß gebrochen, und er hat geheult, und Pauline hat ihm
den Fuß massiert, der kein bisschen gebrochen war, und Simon hat gesagt:«Damit will er sich nur wichtig machen.»
    Und dann fährt Gérards Bus in einen Park, und wir sind bei der Schule angekommen, direkt neben einem großen Haus mit grauen Fensterläden, in dem andere Kinder nachts schlafen.
    Man sollte meinen, man wäre im Land der Kinder, die niemanden mehr haben, der sie lieb hat.
     
     
    Der Lehrer heißt Monsieur Paul, und er ist sehr nett zu uns. Er bringt uns die französische Erdkunde mit großen Karten bei, die er an die Tafel hängt, und es fällt mir nicht leicht zu begreifen, wie die ganzen Häuser der Leute darauf unterkommen sollen.
    Ich habe gefragt, wo der Fluss ist, weil ich an Raymond dachte, der mich jeden Sonntag besuchen kommt, und Monsieur Paul hat mir eine Art Schlange gezeigt, die von der«gro ßen Stadt»abzweigt und«in die Arme anderer Flüsse einmündet».
    Monsieur Paul redet manchmal richtigen Blödsinn; Flüsse haben keine Arme. Warum nicht gleich Augen oder einen Mund?
    Wenn wir nicht gerade Erdkunde lernen, erzählt Monsieur Paul uns die Geschichte der Cromagnon-Menschen, der Leute, die vor uns da waren. Sie haben wie Affen ausgesehen, und sie haben das Feuer erfunden, indem sie Steine aneinander rieben. Sie haben alle zusammen in Höhlen gelebt und Tierfelle angehabt, und gegessen haben sieTiere, die sie mit selbst gebastelten Waffen gejagt haben wie ihren Bögen aus einem Stück Baum und einer Liane, mit denen sie Pfeile aus spitzem Stein abgeschossen haben.
    Ich habe Monsieur Paul gefragt, ob Tarzan ein Cromagnon-Mensch war, und die ganze Klasse hat gelacht, und ich bin
ganz rot geworden und habe die Antwort von Monsieur Paul gar nicht gehört und habe keine Fragen mehr gestellt.
    Simon wollte wissen, ob die Cromagnon-Menschen sich gewaschen haben oder nicht, und der Lehrer hat gesagt, dass es damals noch keine Seife gab und keine Duschen oder Badewannen und dass die Cromagnon-Menschen sich gewaschen haben, wenn sie zufällig ins Wasser fielen, und Simon hat laut gesagt:«Die Seife ist von den Eltern erfunden worden, um ihre Kinder zu ärgern», und alle haben gelacht, sogar Monsieur Paul.
    Béatrice, die kleine Schwarze, hat ihre Nasenpopel gegessen, und Monsieur Paul hat sie gefragt, ob sie seinen Finger auch noch haben will, und sie hat gesagt:«Nein, danke.»
    Alice hat am Daumen gelutscht, die Haare im Gesicht, und Monsieur Paul hat ihr die Haare mit einem Gummiband hinter den Ohren festgemacht, und Alice hat es zugelassen und hat dabei gezittert.
    Wir haben zwei verängstigte schwarze Augen zu sehen bekommen, einen kleinen Mund ohne Lippen, eine Stupsnase und ganz viele Sommersprossen.
    Monsieur Paul hat gesagt:«Jetzt kannst du die Tafel besser sehen», und Alice hat mit dem Kopf genickt und dabei das Gesicht hinter den Armen versteckt, und der Lehrer hat sich an sein Pult gesetzt, und Alice ist aus dem Klassenzimmer gelaufen, und Monsieur Paul ist hinterhergelaufen und hat sie gesucht.
    Als sie wiedergekommen sind, hat Monsieur Paul eine Hand auf ihrer Schulter gehabt.
    Wir anderen waren auf unsere Pulte geklettert und haben so getan, als wären wir Cromagnon-Menschen, und haben«Onga, onga»gerufen, und die laute Stimme von Monsieur Paul hat uns von unseren Bergen runtergeholt, nur Simon nicht, der immer noch«Onga, onga»gerufen hat, bis Monsieur Paul ihn am
Ohr gezogen und in die Ecke gestellt hat, wo er bis zur Pause mit den Händen auf dem Rücken stehen musste, ohne sich zu rühren.
     
     
    Wenn es klingelt, klatscht der Lehrer in die Hände und schickt uns alle nach draußen, und das ist viel Arbeit, weil es immer welche gibt, die bei Monsieur Paul bleiben wollen, statt in die Pause zu gehen, aber von uns aus dem Heim ist keiner dabei.
    Der dicke Jujube sagt, er hätte Herzbeschwerden oder Bauchschmerzen, und geht auf die Krankenstation, wo man seine Herzbeschwerden oder Bauchschmerzen mit einem Pflaster um den Finger behandelt, und er zeigt uns seinen Finger, aber Simon und mich lässt das kalt, und wir spielen mit den Brüdern Chafouin und mit Ahmed Schussern oder Fangen.
    Wir mischen uns nicht unter die anderen Kinder, und wir können ihnen nur raten, nicht mit dem Finger auf uns zu zeigen, denn das letzte Mal hat sogar Béatrice, die kleine Schwarze, die Finger aus der Nase genommen, um dem Jungen, der sich über uns lustig machen wollte, die Augen auszukratzen. Und wir anderen haben nach ihm
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