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Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Titel: Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen
Autoren: Rachel Treasure
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hören, die vor dem Zelt ihr Heu kauten und ab und zu kurz wieherten, wenn sie die vorwitzigen Ponys der Mädchen von ihrem Futter verscheuchen mussten.
    Über dem Zelt flatterten Vögel geschäftig durch die Kronen der Eukalyptusbäume am Ufer, und neben ihnen plätscherte das Wasser über die Felsen.
    Schließlich wälzten sich Emily und Luke auf den Bauch, um durch den Gazevorhang ihres winzigen Privatgemaches die Reiter zu beobachten, die auf durchtrainierten Arbeitspferden vorbeigeritten kamen und ihren Tieren an ausgewählten Trinkstellen im Fluss einen Schluck Wasser gönnten. Manche Pferde hatten Kinder auf Ponys im Schlepptau wie kleine runde Dinghis, die von großen Schiffen gezogen wurden. Ein großes schwarzes Pferd war so beeindruckend durchtrainiert und schlank, dass Emily den Blick kaum von ihm und seinem Reiter wenden konnte.
    »Wärst du bei dem Rennen morgen gern mitgeritten?«, fragte Luke.
    Emily schüttelte den Kopf. »Auf keinen Fall. Ich verbringe den Tag viel lieber mit dir!« Sie schmiegte sich an ihn.
    Sie ließ den heutigen Tag Revue passieren. Zum ersten Mal überhaupt hatte Luke einen VPP -Stand bei dem zweitägigen Treffen organisiert. Es sollte dabei weniger darum gehen, Informationen zu verbreiten, als sie vielmehr gleichberechtigt auszutauschen.
    Alte Cattlemen mit gebeugten Knien kamen angewackelt, um den Leuten vom VPP von Stellen zu berichten, an denen gefährlich viel Unkraut wucherte. Ob man etwas dagegen unternehmen könne? Junge Männer kamen und berichteten von wilden Hunden in Gegenden, wo noch nie welche gesichtet worden waren. Andere zeigten sich besorgt, dass am Fluss zu wenig Gestrüpp verbrannt wurde, weil durch das wuchernde Gebüsch die empfindsamen, Schatten liebenden Galaxia-Schwertlilien gefährdet wurden. Ob dort eine kontrollierte Brandrodung vorgenommen werden könne? Nach anfänglichen Empfindlichkeiten hörten inzwischen beide Seiten mit offenen Ohren darauf, was der jeweils andere zu sagen hatte.
    Luke und Emily leisteten den ganzen Tag Standdienst. Hin und wieder kamen Meg und Tilly mit ihren Ponys vorbei, gefolgt von einem kleinen Hofstaat an Freundinnen, und bettelten um Geld für Eis oder Pommes frites. Je länger sie am Stand arbeitete, desto mehr begeisterten sich die Menschen für das Potenzial, das diese neue Partnerschaft bot, das konnte Emily erkennen.
    Vor einem Jahr wäre dieser Gedankenaustausch nicht möglich gewesen, aber nach den verheerenden Buschbränden hatte ein Umdenken eingesetzt. Überkommene Einstellungen mussten aufgegeben werden. Im VPP arbeitete man mittlerweile an einem Vertrag, mit dem Emily und eine andere Familie aus den Bergen beauftragt werden sollten, Rinder im Wonnangatta-National-Park weiden zu lassen, um die Brandlast zu reduzieren. Außerdem hatte man die Cattlemen gebeten, Teile des verbrannten Landes schon während der Erholungsphase zu beweiden.
    Die Einstellungen hatten sich in kürzester Zeit grundlegend geändert. Emily wusste, dass es jemanden gab, der sie persönlich bei ihrer Arbeit leitete.
    Plötzlich begann sie von Evie tagzuträumen. Ihre Freundin hatte mit ihr über den Tod gesprochen und ihr erklärt, dass die Seele so unvergänglich war wie die Liebe. Der Tod war gar nicht so endgültig, wie einem die Menschen immer weismachen wollten, hatte sie gesagt. Hatte Emily nicht genau das vor einem Jahr am eigenen Leib erlebt, als sie für kurze Zeit diese Erde verlassen hatte? Eine Sekunde später wurde sie von Tilly aus ihren Gedanken gerissen. »Mummy! Schau mal!«
    Draußen verschwand die Sonne soeben hinter einer hohen Wolkenwand, die tief hängend auf sie zu rückte und aussah wie eine Front von fetten, grauen Ballons kurz vor dem Platzen.
    »Ein Gewitter!«, riefen die Mädchen aufgeregt, klatschten in die Hände und hüpften.
    »Die Autofenster!« Schon lief Emily dicht gefolgt von Luke geduckt aus dem Zelt.
    Noch während sie die Fenster hochkurbelten, begann der Wind in den Bäumen zu rauschen. Die Pferde traten unruhig auf der Stelle und versuchten, dem nahenden Unwetter möglichst wenig Fläche zu bieten. Emily spürte warme Windböen an ihren Armen und Beinen zerren. Große, fette Tropfen begannen, auf den Boden zu platschen, knickten Gräser um und sammelten den Staub auf den Autos zu schlammigen Rinnsalen. Der Sturm schleuderte die Abdeckplanen hoch und ließ sie wie Peitschen knallen. Picknicktische wurden umgeworfen, Soßen und Salzstreuer flogen durch die Luft. Jeder suchte Schutz. Emily bückte
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