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Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Titel: Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen
Autoren: Rachel Treasure
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beobachteten, wie er in den wartenden Krankenwagen geschoben wurde, der ihn ins Krankenhaus fahren würde. Er wusste, wenn sie ihn und Emily lebend gefunden hätten, hätte man sie mit lautem Jubel begrüßt. Aber über seiner Heimkehr lastete das Wissen, dass Emily verloren war, so schwer, dass er sich wünschte, das Feuer hätte ihn ebenfalls verschlungen.
    Er kam in ein Krankenzimmer mit Blick auf die Hauptstraße. Durch die Vorhänge sah er, wie Betty vom Empfang die Pressemeute verscheuchte, die wie Hyänen auf Aas lauerte.
    Er sah zur Decke auf, während Tracy, die Krankenschwester, seinen Puls und Blutdruck maß. Er zuckte unter der Berührung ihrer kühlen, pummeligen Hände zusammen, weil seine Haut immer noch brannte. Er sehnte sich nur nach einer menschlichen Berührung, und das war Emilys. Er dachte an ihre Nacht in dem Farmhaus in den Bergen, wo sie ihm am Kamin erzählt hatte, wie ihre Mutter in genau diesem Krankenhaus gestorben war. Jetzt war auch Emily von ihnen gegangen. Die Krankenschwester spürte, wie er sich quälte, und behandelte ihn besonders vorsichtig.
    Die Sonne war zu einem kleinen Fleck am Fußende von Lukes Krankenbett zusammengeschmolzen, als Flo ihren Bruder Rod auf die Station führte. Der alte Cattleman ging tief gebeugt und schlurfte beinahe über den Boden. Der Anblick von Emilys einst so stolzem, großem und jetzt gramgebeugtem Vater traf Luke wie ein Schock.
    Hinter ihm standen Bridie und Sam, doch wirklich schockiert, nein, entsetzt war Luke, als er sah, wie Clancy Meg und Tilly ins Krankenzimmer führte. Luke sah allen an, dass sie geweint hatten, sogar Clancy. Emilys sonst so ungestüme, immer lachende Kinder waren bleich und still. Aus ihren Augen sprachen Angst und Verwirrung. Ohne ihre fröhliche, geschäftige Mutter wirkten sie vollkommen verloren. Luke stockte der Atem.
    Rod kam an sein Bett und schloss Luke in die Arme. Beide Männer hielten sich und scheuten sich nicht, um Emily zu weinen. Ihre Körper bebten. Quälendes Mitleid schnürte die Herzen aller Umstehenden ein.
    Vor ihnen lag noch ein ganzes Leben, ein Leben ohne Emily.
    Schließlich richtete Rod sich wieder auf.
    »Danke«, sagte er, »dass du nach meiner Tochter gesucht hast.«
    Luke verzog das Gesicht und schüttelte vehement den Kopf.
    »Es ist alles meine Schuld. Ich hätte sie aufhalten müssen. Aber ich …«
    Rod legte die Hand auf seinen Arm, und Luke spürte, dass er dieselbe Energie ausstrahlte wie seine Tochter.
    »Niemand kann Emily zu etwas zwingen, was sie nicht will.«
    Luke lächelte erleichtert, weil Rod in der Gegenwartsform von seiner Tochter sprach.
    Als die Mädchen Luke lächeln sahen, lösten sie sich von Clancy, kletterten auf Lukes Bett und schlossen ihn in die Arme.
    »Geh nicht weg, Luke«, sagte Tilly.
    »Nein, geh nicht weg«, bekräftigte Meg. »Mum sagt, dass du wirklich, wirklich nett bist. Sie will, dass du bei uns bleibst.«
    In diesem Moment verlor Luke sein Herz endgültig an Emily Flanaghans Töchter.
    Am nächsten Morgen stieß Donna aus dem Pub einen solchen Schrei aus, dass Kate im Supermarkt gegenüber alles fallen ließ und auf die Straße lief, um nachzusehen, was passiert war. Die alten Männer auf der Bank brummelten, jetzt sei Donna eindeutig und endgültig übergeschnappt. Sie stand mitten auf der Hauptstraße, den Blick zum Fluss gerichtet, hielt beide Hände über die Augen und schrie immer wieder: »O mein Gott!«
    Donnas Schreie hallten so weit, dass sie sogar die Räume von Beauty im Busch erreichten. Dort waren Rod, Flo, Bob, Bridie und Sam still und schweren Herzens damit beschäftigt, den Trauergottesdienst für Emily und Evie zu organisieren, während Meg und Tilly wie betäubt die Sesamstraße anschauten.
    Während der letzten Tage hatten Bob und Sam immer wieder versucht, Evies Familie zu kontaktieren, aber es war, als hätte sie keine Vergangenheit und keinerlei familiäre Bindungen. Sie fanden keine Spur zu ihrem früheren Leben. Genauso wenig wie die Reporter, die ihnen im Genick saßen, weil sie mehr über die alte Dame zu erfahren hofften, die in den Flammen umgekommen war. Es war, als wäre Evie aus dem Nirwana angeweht gekommen. Nachdem in den Trümmern ihres Hauses kein Leichnam gefunden worden war, war es, als wäre sie auch dorthin zurückgekehrt.
    Weil keine Spur zu den beiden vermissten Brandopfern zu führen schien, hatten die Journalisten aus der Stadt damit begonnen, vor dem Motel ihre Ausrüstung in den Kofferraum ihrer Autos zu
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