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Ausreißer

Ausreißer

Titel: Ausreißer
Autoren: Andreas Schlueter , Irene Margil
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Lennart schien interessiert, eszu hören. Nur Michael drehte sich demonstrativ weg und schaute aus dem Fenster.
    Jabali stand vorne und überlegte, was er sagen sollte.
    »Es geht ihm schlecht«, rief die stämmige Vanessa dazwischen. »Denn wie man sieht, hat er kein Eis dabei.«
    Die Klasse lachte.
    Na toll, dachte Jabali. Super Einstieg, wenn schon zu Beginn alle über dich lachen.
    »Hast du EPO bekommen?«, rief jemand anderes.
    Wieder Gelächter in der Klasse, obwohl sicher nicht alle wussten, dass EPO ein bekanntes Dopingmittel vieler Radprofis war.
    »Es reicht«, wies Frau Kick ihre Klasse zurecht. »Jetzt hören wir lieber mal Jabalis Bericht.«
    »Tja, also . . .«, begann Jabali. »Es ist eigentlich ziemlich toll.«
    »Ich hab gehört, es sind Grünheimer in deinem neuen Team?«
    Diese Frage hatte Jabali befürchtet. Und er hätte sie von Michael erwartet. Doch sie kam von Matthias aus der zweiten Reihe.
     Wo auch immer der das gehört hatte, die Frage saß.
    Jabali sah, wie Michael sich vom Fenster wegdrehte, sich ihm zuwandte und die Ohren spitzte.
    Was sollte Jabali jetzt antworten? Sagte er die Wahrheit, würde Michael kein Wort mehr mit ihm sprechen. Schwindelte er, würde
     es vermutlich doch irgendwann herauskommen und er stand als Lügner da. Jabali entschied sich für die Wahrheit und hoffte,
     dass seine drei anderen Freunde Michael wieder zur Vernunft bringen würden.
    Die Reaktion war noch schlimmer als von Jabali befürchtet.
    Michael sprang so heftig auf, dass sein Stuhl umkippte. »Das reicht mir!«, zischte er und stampfte aus dem Raum.
    »Michael?«, rief ihm Frau Kick hinterher. »Wo willst du hin?«
    »Aufs Klo«, antwortete Michael. »Mir ist speiübel.« Mit diesen Worten knallte er die Tür von außen zu.
    Linh sah ihm böse hinterher. Ilka schüttelte den Kopf und Lennart verdrehte die Augen.
    Jabali erzählte zwar noch kurz und knapp von seinem neuen Team, dem Training und seinenFortschritten. Aber er wurde das Gefühl nicht los, dass ihm niemand mehr zuhörte.
    Als er geendet hatte, wünschte er sich, er säße nicht mehr in der Schule, sondern beim Training mit seinem neuen Team.
    Nach dem Unterricht kam Linh auf ihn zu. »Wir haben uns alle schon gedacht, dass du bei dem neuen Team bleibst«, erzählte
     sie Jabali. »Jessica ist deine Nachfolgerin.«
    Jabali schaute Linh verwundert an. Ihm war es trotz aller Freude und Aufregung schwergefallen, sich für das neue Team zu entscheiden.
     Sein Fünf-Asse-Team hingegen schien ihn nicht gerade zu vermissen. Dass sie jetzt schon einen Ersatz hatten!
    »So, so«, sagte er deshalb nur knapp. Er konnte nur schwer verbergen, wie enttäuscht er war.
    »Ach, komm!« Ilka stieß ihn von der Seite an. »Du weißt doch genau, dass Linh sonst nicht mitfahren könnte. Wir brauchen ein
     Team.«
    »Ihr hättet ja mal wenigstens meine Entscheidung abwarten könnten«, maulte Jabali.
    Lennart verzog das Gesicht. »Ich finde, du bist der Letzte, der hier Grund hat, eingeschnappt zu sein«, warf er Jabali an
     den Kopf.
    Das saß. Insgeheim wusste Jabali, dass Lennart nicht ganz unrecht hatte. Aber er war tief enttäuscht, hatte er doch gehofft,
     dass seine Freunde sich mit ihm freuten. Stattdessen schien er ihnen völlig egal zu sein. Jabali brauste auf. »Ach ja?« Er
     sprang von seinem Stuhl hoch, riss seine Tasche an sich und wollte nur noch raus. Doch durch den Ruck, mit dem er seine Tasche
     an sich riss, öffnete sie sich und der halbe Inhalt verstreute sich auf dem Boden.
    »Oh Mann!«, fluchte Jabali und begann, seine Sachen aufzusammeln.
    Plötzlich war eine Hand schneller. Die von Michael. »Was ist das denn?«, fragte er und hielt das Päckchen mit den Vitamintabletten
     fest.
    »Das geht dich nichts an!«, schnauzte Jabali ihn an und wollte ihm die Packung entreißen.
    Michael zog seine Hand schnell zurück und las den Namen des Medikaments, der ihm aber nichts sagte. »Wozu ist das?«, fragte
     er und streckte die Tabletten vor.
    Jabali nutzte die Gelegenheit, riss Michael das Päckchen aus der Hand und verschwand ohne ein weiteres Wort aus dem Klassenraum.

Trainingsalltag
    Jabali war froh, als er nach der Schule endlich zu Hause war und sich wieder auf sein Training konzentrieren konnte. Bisher
     trainierte er dreimal pro Woche. Doch künftig wollte Jabali auch die freien Tage für ein individuelles Training nutzen. Pausieren
     und Ausruhen kam für ihn nicht infrage. Er wollte in seinem neuen Team nicht nur mithalten, sondern zu
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