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Ausgeweidet (German Edition)

Ausgeweidet (German Edition)

Titel: Ausgeweidet (German Edition)
Autoren: Brigitte Lamberts , Annette Reiter
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erst einmal gut aufgehoben. Wir interviewen morgen Kreutz und lassen uns die Personalakte kommen, dann sehen wir weiter.«
    »Warum ist der nur so durchgedreht?«
    »Keine Ahnung. Wir werden das morgen«, Clemens schaut auf seine Armbanduhr, »nein, heute herausfinden.«

25.
    Montag früher Morgen Hafen. Das Appartement liegt im Dunklen. Nur vereinzelte Lichter von der gegenüberliegenden Seite des Innenhafens sind durch einen Spalt der bodenlangen weißen Baumwollvorhänge zu erkennen. Nach den dramatischen Ereignissen der letzten Stunden konnte Clemens von Bühlow, obwohl er hundemüde war, nicht einschlafen. Immer wieder ist er aufgestanden. Dann hat er es mit zwei Gläsern Rotwein probiert. Schweren Herzens hat er sich entschlossen, die gute Flasche Bordeaux zu öffnen, die er von Alexander zu seinem letzten Geburtstag geschenkt bekommen hat. Eigentlich wollte er sie für einen besonderen Anlass aufheben. Da er es aber bei dem ganzen Trubel nicht mehr geschafft hat, Wein einzukaufen, musste sie herhalten. Die zwei Gläser verhalfen ihm aber nur zu einer kurzen Einschlafphase, dann war er wieder wach. Entnervt probierte er es daraufhin mit dem Geheimrezept seiner Mutter: warme Milch mit Honig.
    Nachdem der erste Wecker, das gackernde Huhn, das freundlich »Guten Morgen« sagt, verstummt ist, kommt Wecker Nr. 2 zum Einsatz: ein unerträgliches Geräusch, das immer lauter und fordernder wird, für eine Minute pausiert, um dann mit voller Lautstärke wieder loszulegen. Das ganze Prozedere dauert gut zwanzig Minuten. Clemens erwacht aus dem Tiefschlaf. Schlaftrunken geht er ins Bad, blinzelt in den Spiegel:
    »Ich kenne dich nicht, wasch und rasier dich aber trotzdem.« Er dreht den Wasserhahn auf und lässt sich kaltes Wasser über Kopf, Nacken und Gesicht laufen. Dann angelt er blindlings nach einem neuen Handtuch aus dem Regal, trocknet sich ab und geht mit dem Handtuch um den Hals zur Kaffeemaschine. Am kleinen Tisch in der Küche schlürft er seinen ersten Becher Milchkaffee. Langsam erwachen seine Lebensgeister. Doch die erste Zigarette bekommt ihm gar nicht, sodass er sie nach wenigen Zügen im Aschenbecher ausdrückt.
    Nach dem zweiten Becher Milchkaffee wagt er einen Blick auf die Uhr. Hastig begibt er sich erneut ins Bad. Zwei Dinge kann er nicht ausstehen: Schlafentzug und Hektik nach dem Aufstehen.
    Clemens ist nicht der Einzige im Team, der eilig das Präsidium betritt. Vor ihm hetzt Christian auf der Heide die Treppen hoch, und hinter ihm, das kann er aus den Augenwinkeln erkennen, überquert Florian Schmidt den Parkplatz. Clemens lässt sein Büro links liegen und geht sofort zu Hendrik. Hier haben sich die ersten vom Team schon um eine große Thermoskanne Kaffee versammelt, die Sonja aus der Kantine mitgebracht hat. Clemens begrüßt seine Kollegen, legt seinen Mantel ab und schaut in die Runde. Die Bemerkung »Ihr seht aber auch ziemlich fertig aus«, kann er gerade noch runterschlucken. Stattdessen bittet er Flemming, Pia Cremer und Otto Kreutz zu verständigen.
    Während das Team auf die Oberstaatsanwältin und den Kriminalrat wartet, trinken sie Kaffee. Nur Hendrik sitzt vor seiner Tasse mit grünem Tee. Anstelle des Teebeutels schwimmen dunkelgrüne, saftig anmutende Teeblätter in einem sauberen Glas Wasser.
    »Wie geht es deiner Frau?«, fragt Maria Christian auf der Heide.
    »Bestens. Erschöpft, aber glücklich. Wir sind nun zu fünft.« Christian sieht völlig übernächtigt aus, aber er strahlt über das ganze Gesicht.
    »Und das verrätst du erst jetzt!«, grinst Maria ihn an.
    »Es ging auf einmal alles ganz schnell, aber Mutter und Tochter sind wohlauf.«
    »Schon wieder eine Tochter?«
    »Ja, aber dank Ultraschall konnte ich mich monatelang darauf vorbereiten«, antwortet Christian verschmitzt.
    »Du kannst wohl nur Mädchen«, flachst Maria.
    Christian lacht. »Scheint so.«
    »Wenn wir das hier hinter uns haben, dann feiern wir«, verspricht ihm Maria. »Wer passt eigentlich auf die zwei Kleinen auf?«
    »Meine Schwiegermutter. Sie wohnt ja gleich um die Ecke.«
    »Und wann fährst du wieder in die Klinik?«
    »Nach der Besprechung, wenn ihr auf mich verzichten könnt.«
    »Dann grüße die beiden ganz herzlich von mir.«
    »Ja, mache ich.«
    Kaum sind Pia Cremer und Otto Kreutz eingetroffen, beginnt Clemens von den Vorfällen des gestrigen Abends zu berichten. Er spricht von dem ›Blassen‹ und nennt den Namen Jürgen Beyer nicht. Als er geendet hat, fragt Pia Cremer etwas
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