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Ausgeträumt

Ausgeträumt

Titel: Ausgeträumt
Autoren: Charles Bukowski
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mich?«
»Nee, eigentlich nicht.«
»Sollten Sie aber. Ich bin gut.«
»In was? Kurzschrift?«
»Nee, aber ich mach kurze Sachen lang.«
»Was denn, zum Beispiel?«
»Das wissen Sie doch!«
»Nee, weiß ich nicht.«
»Raten Sie mal.«
»Luftballons?«
»Sie sind ja witzig.«
»Ja, hat man mir schon gesagt.«
Ihr Drink kam. Sie nippte daran. Je mehr ich sie ansah, desto weniger fand ich an ihr.
»Verdammt«, sagte sie, »wo ist mein Feuerzeug!«
Sie klappte ihre Handtasche auf und kramte Zeug heraus. Einen Flaschenöffner. Drei Sorten Lippenstift. Kaugummi. Eine Trillerpfeife. Und … was war das?
»Ich hab es!« sagte sie und hielt das Feuerzeug hoch. Sie schüttelte eine Zigarette aus der Packung und gab sich Feuer.
»Was’n das für ein Ding da?« fragte ich. »Da auf der Bar. Das rote Ding da.«
Ich zeigte darauf.
»Oh«, sagte sie, »das ist mein Spatz.«
»Ist er lebendig? Oder war er es mal?«
»Nein, Sie dummer Junge, er ist ausgestopft. Ich hab ihn heute in einer Tierhandlung gekauft. Für meine Katze. Kitty spielt gern damit.«
»Ach, Scheiße. Tun Sie ihn wieder weg.«
»David, Sie waren eben so erregt … werden Sie von Vögeln angetörnt?«
»Nur vom Red Sparrow.«
»Möchten Sie ihn haben?«
»Nee, schon gut.«
»Ich hab zuhaus noch mehr. Und sie könnten Kitty kennenlernen.«
»Nein, lassen Sie nur. Ich muß weiter.«
»Na dann, David. Aber Sie ahnen nicht, was Sie sich entgehen lassen.«
Ich stand auf, ging an der Bar lang, warf dem Barmann ein paar Scheine hin und ging raus. Der Schnösel lag nicht mehr auf der Bank. Ich stieg ins Auto, fuhr los und fädelte mich in den Verkehr ein. Es war ungefähr zehn Uhr abends. Der Mond stand am Himmel, und mein Leben ging langsam den Bach runter.

47
    Am nächsten Tag saß ich im Büro, da ging ruckartig die Tür auf und Harry Sanderson stand mit seinen beiden Affen da. Diesmal trug er einen lila Anzug. In Farben hatte er wirklich einen sonderbaren Geschmack. Ich kannte mal eine, die trug auch lauter komische Farben. Wir brauchten nur in ein Restaurant zu kommen, da drehten sich schon sämtliche Köpfe nach ihr um. Das Problem war, daß sie nicht viel hermachte. Sogar verkatert und mit Dreitage-Bart sah ich noch besser aus als sie. Na schön, zurück zu Sanderson …
    »Punk«, sagte er, »Deine vierundzwanzig Stunden sind um. Drehst du immer noch an deinem Schniedel, oder hast du dich entschlossen?«
    »Ich dreh noch an meinem Schniedel.«
»Also willst du jetzt den Red Sparrow oder nicht?«
»Doch, schon. Aber ihr Typen erinnert mich an die Kerle, die
    mal meine Tante in Illinois reingelegt haben.«
»Deine Tante? Was soll dieser Quatsch mit deiner Tante?« »Sie hatte ’n undichtes Dach.«
»Ah ja?«
»Ja. Da sind solche Typen gekommen und haben ihr gesagt,
    sie würden das Dach reparieren. Sie hätten so ein Superdichtungsmittel. Sie mußte ihnen was unterschreiben und einen Scheck ausstellen, und dann sind sie raufgeklettert.«
    »Wo rauf, Punk?«
»Aufs Dach. Sie haben alles mit Altöl vollgeschüttet und sind verschwunden. Als es das nächste Mal geregnet hat, ist alles durchgekommen. Der Regen mitsamt dem Öl. Hat ihr das ganze Haus versaut.«
»Was du nicht sagst, Belane. Da kommen mir ja richtig die Tränen. Aber jetzt reden wir mal Tacheles – willst du den Sparrow haben, oder sollen wir wieder gehn.«
»Ihr leiht mir zehn Riesen, ja? Die ich nicht mal in die Hand kriege. Und dafür berechnet ihr mir fünfzehn Prozent Zinsen im Monat. Habt ihr noch mehr so nette Angebote? Ich meine, sieh es doch mal so: Würdest du dich an meiner Stelle auf so einen mistigen Deal einlassen?«
Sanderson lächelte. »Belane, es gibt ein paar Dinge, für die ich dankbar bin, und eins davon ist, daß ich nicht du bin.«
Das entlockte seinen beiden Affen ein Schmunzeln.
»Schläfst du mit diesen Typen, Sanderson?«
»Schlafen? Was zum Kuckuck meinst du denn damit?«
»Schlafen. Augen zu. Heia machen. So in der Art.«
»Belane, dich sollte ich eigentlich so zurichten, daß du weniger als ein Furz in einer leeren Kirche bist.«
Seine beiden Affen kicherten.
Ich atmete tief durch. Irgendwie hatte ich das Gefühl, als würde mir gleich der Kragen platzen. Aber das geht mir oft so.
»Also, Sanderson, du sagst, ihr könnt mir den Sparrow liefern.«
»Ohne jeden Zweifel.«
»Na, dann leck mich mal.«
»Was??«
»Ich hab gesagt, du kannst mich mal.«
»Was ist los, Belane, drehst du langsam durch?«
»Yeah. Genau. So isses.«
»Moment mal …« Sanderson und seine beiden Affen
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