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Ausgerockt - [Roman]

Ausgerockt - [Roman]

Titel: Ausgerockt - [Roman]
Autoren: FUEGO
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verstehst du? Überhaupt nicht. Als wenn es dich nie gegeben hätte.«
    Linus bleibt stehen. Er dreht sich in alle Richtungen. Er hat Mark nie so viel reden gehört. Und das, nachdem er ihn jahrelang gar nicht gehört hat.
    »Wollen wir uns mal hinsetzen?« Mark steuert eine Holzbank an, setzt sich kerzengerade auf die Kante und stützt die Hände auf die Knie.
    »Du bist ständig in meinen Träumen rumgegeistert«, sagt er. »Immer wenn ich von Mutti geträumt habe, warst du auch dabei. Und wenn ich völlig andere Dinge geträumt habe, warst du plötzlich mitten drin. Und wenn ich morgens aufgewacht bin, musste ich dann doch an dich denken. Solange ich im Bett gelegen habe. Wenn ich aufgestanden bin, auf dem Weg vom Bett zum Bad, da habe ich dich wieder vergessen. Das ging. Einfach so. Bis letztes Jahr.«
    Unbewusst hat Linus die Sitzhaltung von Mark übernommen. Nun sitzen sie beide kerzengerade nebeneinander, die Hände auf den Oberschenkeln und den Blick geradeaus gerichtet.
    »Letztes Jahr hab ich einen Film gesehen.« Marks Stimme klingt eintönig. »Keine Ahnung, wie der hieß. Irgendwas Billiges, Fernsehproduktion, Fox, ist ja auch egal. Jedenfalls musste ich dadurch an Muttis Beerdigung denken. Und daran, wie stark du warst. Zumindest kamst du mir so vor.«
    Er schiebt die Hände auf den Oberschenkeln vor und zurück. »Du hast mich getröstet und ich habe gedacht, du hättest Mutti nicht geliebt, weil du nicht geweint hast, und dass du sie ja auch gar nicht so geliebt haben kannst, wie ich, weil … du weißt schon.«
    Linus dreht den Kopf, wendet den Blick von seinem Halbbruder ab.
    »Aber es ist nicht wahr. Du bist einfach nur anders. Ich meine, ich weiß nicht, wer deine Eltern sind, aber sie haben dir Stärke vererbt, sie haben … ich meine, du hast das alles über die Bühne gebracht, nach Muttis Tod. Vielleicht bist du genetisch mit weniger Emotionen ausgestattet, dafür mit mehr Stärke.«
    Mark lacht gezwungen, schiebt seine Hände wieder über die Beine.
    »Da hast du es vielleicht besser getroffen. Jedenfalls war es nicht richtig von mir, mich nicht zu melden und dich mit allem alleine zu lassen. Weil ich ja ihr richtiger …«
    »Lass gut sein.«
    »Nein, versteh mich nicht falsch. Du bist auch ihr …, aber du weißt schon.«
    »Du redest dich um Kopf und Kragen.«
    »Es tut mir leid.« Mark sitzt kerzengerade. Seine Hände kommen auf den Knien zur Ruhe. »Alles.«
    Linus lässt sich aus seiner ebenso geraden Haltung gegen die Rückenlehne fallen und verschränkt die Arme vor der Brust.
    »Wie ist Burlington so? Ich meine so zum leben.«
    »Du solltest mal zum Indian Summer nach Vermont kommen. Ich schwöre dir, du hast keine Ahnung, wie viele Farben ein Wald haben kann.«
    »Ja, das ist das, was man immer hört. Indian Summer und Ben und Jerry’s Eis.«
    Mark lehnt sich ebenfalls zurück, versucht, sich zu entspannen. »Soll ich dir mal was verraten?«
    »Hm?«
    »Ich hab manchmal fest daran geglaubt, dass du mal so was wie ein Rockstar wirst.«
    In Linus Gesicht wächst ein Lächeln. Es steigert sich zu einem unterdrückten Lachen und mündet in einem unverständlich hervorgepressten Laut.
    Mark sieht ihn erstaunt an. »Wirklich. Ich hab das wirklich geglaubt.«
    »Ja?«
    »Klar.«
    »Na denn.«
    »Machst du dich über mich lustig?«
    »Nein, nein.« Linus muss immer noch grinsen. »Eher über mich. Da vorne ist ein Kiosk. Gehen wir uns ein Bier holen?«
    »Gute Idee. Ich muss eigentlich aufhören, aber heute sollten wir unser Wiedersehen feiern.«
    »Du musst aufhören?«
    »Ja. Ich hab … mir tun … mir tun manchmal die Hände weh. Ich glaube, ich krieg Gicht oder sowas. Das ist ein Zeichen, dann sollte man aufhören. Es macht die Hände kaputt.«
    »Ich glaube …«, sagt Linus, »… oft macht es auch eine Beziehung kaputt.«
    Mark nickt wissend. »Du hast recht. Du hast vollkommen recht.«
    Sie stehen auf und laufen zu einer nahegelegenen Treppe am Deich.
    »Cathy wollte unbedingt Kinder. Als festgestellt wurde, dass sie keine bekommen kann, hat sie sich ein Hobby gesucht. Zuerst einmal die Woche, und mittlerweile verbringt sie drei Abende in der Woche in ihrem Bücher-Club. Mir war langweilig, weißt du? Ich habe die Abende zu Hause vor dem Computer verbracht. Hab jedesmal ein Sixpack Miller Light in mich hineingeschüttet. Irgendwann habe ich das Light gegen Budweiser ausgewechselt. Doppelte Dosis, verstehst du? Und ich weiß gar nicht mehr, ob ich damit angefangen habe, weil sie im
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