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Ausgelöscht

Ausgelöscht

Titel: Ausgelöscht
Autoren: K Ablow
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Operation findet nicht statt.«
    »Warum?«
    »Er ist tot.«
    »Tot? Wie denn das?«
    »Sie haben ihn in einer Gasse hinter dem Krankenhaus gefunden. Mit einer 9-mm-Kugel in der Brust.«
    »Mein Gott. Haben sie den Schützen?«
    »Coady denkt schon – Snow höchstpersönlich.«
    »Er hat Selbstmord begangen?«
    »Keine Zeugen. Die Kugel stammte aus Snows eigener Waffe.«
    »Und wofür braucht Coady uns dann?«, wollte Clevenger wissen.
    »Der Gerichtsmediziner schließt offiziell Mord nicht aus«, erklärte Anderson. Er verschränkte die massigen Arme. »Coady hat derzeit noch elf andere Mordfälle auf dem Schreibtisch.«
    »Also möchte der werte Detective, dass ich mit dem passenden Psychogramm aufwarte, posthum, um die Selbstmordtheorie zu untermauern«, sagte Clevenger. Er schüttelte den Kopf. »Ich werde ihn anrufen und ihm sagen, dass er besser das Ergebnis der ballistischen Untersuchung abwartet.«
    Anderson zuckte die Achseln. »Ich könnte ein bisschen herumschnüffeln, mal horchen, ob irgendwas gemunkelt wird, nur um ein Gefühl für die Sache zu bekommen.«
    »Warum Energie verschwenden, wenn Coady nichts weiter will, als dass wir seine Theorie absegnen, damit er den Fall zu den Akten legen kann.«
    »Niemand würde je glauben, dass wir irgendetwas einfach unbesehen absegnen.«
    »Vielleicht hofft er gerade deshalb, dass wir es diesmal tun. Glaubwürdigkeit wird mitgeliefert.« Er griff nach dem Telefonhörer. »Hast du seine Nummer?«
    »Klar«, sagte Anderson. Doch er rührte sich nicht von der Stelle.
    Clevenger sah ihn fragend an. »Was ist?«
    »Kennst du das nicht, dass man manchmal einfach so ein komisches Gefühl hat? Vielleicht lasse ich mich bloß von all den Lobeshymnen auf diesen Snow blenden, aber er stand kurz davor, eine Reise in medizinisches Neuland anzutreten. Er war nahe daran, Geschichte zu schreiben. Jeder Reporter des Landes brannte darauf, den Typen nach der Operation zu interviewen. Ich bin kein Seelenklempner, aber ich würde denken, das kann einem genug Auftrieb geben, dass es einen über ein paar miese Tage hinwegträgt. Und er erschießt sich in einer Gasse, einen Steinwurf vom OP entfernt? Das ergibt einfach alles keinen Sinn.«
    »Du denkst also nicht, dass es Selbstmord war?«
    »Ich denke, Selbstmord ist die Antwort, die Coady sich erhofft. Es könnte die richtige sein. Doch jemand hat heute Morgen eine Kugel in die Brust bekommen, und mein Instinkt sagt mir, dass ich die vollständige Geschichte hören sollte.«
    »Von einem Toten.«
    »Wenn es leicht wäre, die Wahrheit ans Licht zu bringen«, gab Anderson zurück, »dann hätte Coady dich gar nicht erst anzurufen brauchen.«

3

    11 Uhr 30
    Clevenger stieg in seinen schwarzen Ford F-150-Pick-up und begann die Fahrt über die Tobin Bridge nach Boston. Er hatte mit Detective Mike Coady verabredet, dass sie sich um 12 Uhr im Leichenschauhaus an der Albany Street treffen würden. Wenn er sich in John Snow hineinversetzen wollte, war es vielleicht gar nicht die schlechteste Idee, mit seiner Leiche anzufangen – der letzten Seite seiner Lebensgeschichte – und sich von dort zurückzuarbeiten.
    Was er bis jetzt über Snow wusste, hatte er aus Zeitungen und aus dem Fernsehen: Snow war ein Luftfahrtingenieur, der seinen Doktor in Harvard gemacht hatte und schnell durch die akademischen Ränge aufgestiegen war, bis ihm – im Alter von zweiunddreißig Jahren – die Ehre zuteil wurde, als jüngster Ordinarius an das berühmte Lincoln Labor des Massachusetts Institute of Technology berufen zu werden. Einige Jahre später verließ er das M. I. T., um
Snow-Coroway Engineering
, mit Sitz in Cambridge, zu gründen. Und über die nächsten zwei Jahrzehnte brachten ihm seine Erfindungen in den Bereichen Radartechnologie und Raketenantrieb über einhundert Millionen Dollar von Unternehmen wie Boeing und Lockheed Martin ein.
    Doch Snows Genialität hatte anscheinend ihren Preis. Er litt unter Anfällen, so als würde die kombinierte Kraft von Wissen und Inspiration, die in seinem Verstand wogte, manchmal allzu stürmisch branden. Und dabei handelte es sich nicht um Absencen, harmlosere Anfälle von Geistesabwesenheit, bei denen der Betroffene ins Leere starrt. Es waren vielmehr tonisch-klonische Grand-mal-Anfälle, bei denen Snow das Bewusstsein verlor, zusammenbrach und sich auf dem Boden wälzte, während seine Gliedmaßen zuckten und seine Zähne sich in seiner Zunge verbissen.
    Laut eines
20/20
-Beitrags über Snow hatte er seinen
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