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Ausgelöscht

Ausgelöscht

Titel: Ausgelöscht
Autoren: K Ablow
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Telefon klingelte. Sie ließ Clevenger nicht aus den Augen, während sie sich meldete. »Büro Dr. Heller.«
    Clevenger hörte eine andere Leitung klingeln. Er schaute auf das blinkende Lämpchen am Telefon. Jemand nahm den Anruf entgegen und schaltete ihn in die Warteschleife.
    »Ich kann Ihren Namen notieren und ihn dem Doktor geben«, sagte die Sprechstundenhilfe. »Nein. Ich kann nicht mit Gewissheit sagen, wann er Sie zurückrufen wird.« Sie notierte
Joshua Resnek, Independent News Group
, gefolgt von einer Telefonnummer. »Nein, ich kann Sie leider nicht in der Leitung warten lassen, bis er frei ist.«
    Clevenger kannte Resnek gut. Er war Bostons aggressivster Reporter und hatte Clevenger das Leben zur Hölle gemacht, als es aussah, als ob Jonah Wrens, alias der Highway-Killer, möglicherweise bis in alle Ewigkeit Leichen entlang der Interstates hinterlassen würde.
    »Sehr gut«, sagte die Sprechstundenhilfe. »Ja. Ja, selbstverständlich. Ich sorge dafür, dass er es erhält.« Sie legte auf und sah wieder Clevenger an. »Welcher Arzt hat Sie überwiesen?«
    Clevenger begriff, dass er mit seinem kahl geschorenen Kopf bestens unter Hellers postoperative Patienten passte. Er senkte die Stimme zu kaum mehr als einem Flüstern. »Ich bin kein Patient. Mein Name ist Frank Clevenger. Ich bin Psychiater und helfe der Polizei bei ihren Ermittlungen im Fall John Snow. Ich hatte mich gefragt, ob Dr. Heller vielleicht ein paar Minuten Zeit für mich hätte.«
    »Oh, herrje. Es tut mir sehr Leid«, sagte sie. Sie streckte ihm die Hand hin. »Sascha Monroe.«
    Clevenger schüttelte die Hand und bemerkte dabei ihre langen, schlanken Finger, die schmalen Handgelenke und die unverkennbare Selbstsicherheit ihres Handschlags.
    »Ich wollte Sie nicht beleidigen«, sagte sie. »Ich hätte Sie erkennen müssen. Ich habe Sie so oft im Fernsehen gesehen.«
    »Sie müssen sich nicht entschuldigen.«
    »Die Sache mit Dr. Snow ist ein furchtbarer Schock gewesen.«
    »Kannten Sie ihn gut?«, fragte Clevenger.
    »Wir haben uns immer unterhalten, während er auf Dr. Heller wartete. Ich dachte immer, wir würden uns wirklich gut verstehen.«
    »Aber jetzt zweifeln Sie daran?«
    »Ich hätte nie gedacht, dass er so etwas tun würde.«
    Monroe glaubte offensichtlich, dass Snow Selbstmord begangen hatte. »Es ist schwer, menschliches Verhalten vorauszusehen«, sagte Clevenger.
    »Ich bin sehr stolz auf meine Intuition – zumindest war ich das, aber ich habe einfach alle Anzeichen übersehen. Er muss so gelitten haben. Er muss innerlich ganz zerrissen gewesen sein. Und ich habe es nicht gemerkt.« Sie schien ehrlich enttäuscht von sich zu sein.
    »Ich sehe, dass Sie ihn sehr gemocht haben«, sagte Clevenger. »Und das bedeutet, dass er es auch sehen konnte. Manchmal ist das das Einzige, was wir einem Menschen geben können, wenn alles im Dunkeln versinkt.«
    »Danke«, sagte sie. »Das ist ein wirklicher Trost.« An der Art, wie sie ihn ansah, merkte Clevenger, dass sie es ernst meinte. »Lassen Sie mich sehen, ob Dr. Heller Zeit für Sie hat.« Sie stand auf und verschwand zwischen zwei Säulen, die einen Durchgang in der rosafarbenen Marmorwand hinter dem Schreibtisch flankierten.
    Clevenger sah ihr hinterher, während sie an zwei Sekretärinnen vorbeiging, die in Hellers Vorzimmer arbeiteten, und durch eine hohe zweiflügelige Mahagonitür verschwand.
    Keine zwanzig Sekunden später kam sie wieder heraus. »Sie können zu ihm, sobald er mit der momentanen Patientin fertig ist. Also in fünf oder zehn Minuten, wenn Sie so lange Zeit haben.«
    »Ich kann warten.«
    Hellers Patientin, eine Frau um die vierzig, kam fünf Minuten später heraus, doch es dauerte fünfundzwanzig Minuten, bevor Heller Monroe telefonisch Anweisung gab, Clevenger in sein Büro zu führen. Clevenger vermutete, dass Heller die Zeit entweder brauchte, um das Krankenblatt seiner Patientin durchzusehen und einen Untersuchungsbericht zu schreiben oder um sein Ego zu streicheln, indem er klarmachte, dass er nicht einfach alles stehen und liegen ließ, nur weil jemand wie Clevenger hereingeschneit kam.
    Monroe begleitete Clevenger zu Hellers offen stehender Bürotür. »Dr. Clevenger ist hier«, verkündete sie, dann drehte sie sich um und ging davon.
    Heller stand hinter seinem Schreibtisch auf. »J. T. Heller«, stellte er sich vor und kam auf Clevenger zu. Er war mindestens einsneunzig groß, hatte ein strahlendes Lächeln und blondes, fast schulterlanges Haar. Seine
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