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Ausgejodelt: Mira Valensky ermittelt in Wien: Ein Mira-Valensky-Krimi

Ausgejodelt: Mira Valensky ermittelt in Wien: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Ausgejodelt: Mira Valensky ermittelt in Wien: Ein Mira-Valensky-Krimi
Autoren: Eva Rossmann
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glauben, dass ich das Titelblatt verbrochen hatte. Das würde für ein nettes Gesprächsklima sorgen. Die Vorstellung, weiterhin dieser Art von Musik ausgesetzt zu sein, tat ein Übriges, um meine Stimmung auf einen Tiefpunkt zu bringen.
    Wenn wenigstens Vesna Krajner da gewesen wäre. Aber meine Putzfrau machte Urlaub in Bosnien. Vesna hätte es sicher geschafft, über ihre bosnischen Putzfrauenconnections eine Raumpflegerin aufzutreiben, die im Fernsehzentrum arbeitete. Und die hätte vielleicht mehr über die Medikamente erzählen können. Was wollte ich überhaupt noch mit den Medikamenten? Downhill-Sepp war von Amts wegen eines natürlichen Todes gestorben. Strich drunter. Das Begräbnis in den Tiroler Bergen würde sicher eindrucksvoll werden. Aber warum waren die Medikamente verschwunden?
    Ich verstaute meinen Timeplaner und das Handy in der Handtasche, aktivierte den Anrufbeantworter und stand auf, um heimzugehen. Da klingelte das Telefon. Die konnten mich. Doch es war wie immer: Ich war einfach zu neugierig, um es klingeln zu lassen. Also warf ich die Tasche auf den Tisch und hob ab.
    „Ich wollte Ihnen nur zu Ihrem Artikel gratulieren“, sagte eine Männerstimme.
    „Danke. Mit wem spreche ich?“
    „Pardon. Siegbert Heinrich.“ Er machte eine eindrucksvolle Pause.
    Offenbar sollte mir sein Name ein Begriff sein. Ich kannte ihn aber nicht und sagte daher noch einmal: „Danke!“
    „Heinrich. Ich moderiere die Volksmusiksendung im Radio. Mit echter Volksmusik.“
    „Ah, ja.“
    „Sie haben völlig Recht, die Geschichte dieses Downhill-Sepp hat es wieder einmal gezeigt. Es geht nur ums Geschäft. Mit Kunst hat das nichts zu tun, mit Kultur auch nicht. Manager, Millionen, Beruhigungsmittel, Drogen. Die echten Volksmusikanten brauchen fast immer noch einen anderen Beruf, um überhaupt leben zu können. Haben Sie das gewusst? Was das Fernsehen hier betreibt, ist totale Volksverblödung. Höchste Zeit, dass das einmal ans Licht kommt.“
    Einer, der die Wahrheit für sich gepachtet hatte. Das auch noch.
    „Wenn Sie an Volksmusik interessiert sind, kommen Sie zu unserem Festival im Waldviertel. Hier gibt es Weltmusik. Einheimische Weltmusik. Ohne dieses ganze verlogene volkstümelnde Getue. Echte Künstler. Echte Instrumente. Echte Musik.“
    „Danke, ich werde es mir überlegen.“
    „Es wäre schön, wenn gerade Ihr Blatt …“
    Okay, ich wusste selber, dass das Magazin nicht ausschließlich dem Guten, Wahren und Schönen verpflichtet war. Hatte ich ja gerade wieder mitbekommen. Ich versuchte, ihn zu unterbrechen, aber Heinrich war nicht zu stoppen. Ich saß auf meinem Schreibtisch, wippte mit den Beinen und sah aus dem Fenster. Gleich würde es wieder regnen.
    „Soll ich Ihnen noch etwas über die Methoden der Volkstümler erzählen?“
    Nein. Aber ich konnte nicht einmal Luft holen, schon redete er weiter.
    „Downhill-Sepp, nur als Beispiel: Er ist nie ohne Playback aufgetreten. Volksmusik mit Playback. Unvorstellbar. Oder die Kinderstars. Die meisten sind wesentlich älter, als sie aussehen. Manchen werden sogar Hormone verabreicht, damit sich die Pubertät hinauszögert – wie früher den Turnerinnen im Ostblock. Einen Schulabschluss machen die alle nicht. Dafür haben sie Starallüren und verdienen Millionen. Oder ihre Eltern.“
    „Ja, wahrscheinlich.“
    Er stutzte. „Wissen Sie …“
    „Es tut mir Leid, ich muss ganz dringend weg.“
    „Entschuldigen Sie, dass ich so emotional geworden bin, aber es ist wirklich empörend für jemanden, der noch ein Herz für die echte Musik hat.“ Er lachte etwas gekünstelt. „Nur eines noch: Wissen Sie, dass dieser … Waschmittelverkäufer jetzt auch noch eine so genannte Volksmusiksendung im Radio bekommen soll? Bei uns wird das Budget gekürzt, und er bekommt eine neue Sendung.“
    „Welcher Waschmittelverkäufer?“
    „Joe Platt. Der Moderator der volkstümlichen TV-Hitparade. Im Fernsehen wirbt er für ein Waschmittel. Und für Bier. Und für … aber das ist ja egal.“
    „Und Ihnen nimmt man die Sendung weg?“
    „Wo denken Sie hin? Echte Volksmusik wird immer ihre Freunde haben. Intellektuell anspruchsvollere Menschen … nein, also da sind Welten dazwischen. Das kann man schon gar nicht mehr als Konkurrenz bezeichnen. Nur die Budgets … und die Sendeplätze …“
    „Wenn Sie mir Ihre Nummer geben, rufe ich Sie demnächst zurück. Ich muss jetzt wirklich …“
    „Er hat Wirtschaft studiert. Wirtschaft! Und jetzt tut er so, als ob
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