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Ausgegeizt!: Wertvoll ist besser - Das Manufactum-Prinzip (German Edition)

Ausgegeizt!: Wertvoll ist besser - Das Manufactum-Prinzip (German Edition)

Titel: Ausgegeizt!: Wertvoll ist besser - Das Manufactum-Prinzip (German Edition)
Autoren: Uli Burchardt
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Plastikflaschen, für die die Rohstoffe von irgendwo auf der Welt kommen und deren chemische Zusammensetzung geheimgehalten wird. Ein Mineralwasserabfüller sagte mir, dass seiner Überzeugung nach
alle
Kunststoffflaschen Stoffe ins Wasser abgeben. 5 Lassen Sie so eine Flasche mal einen Tag im warmen Auto liegen und probieren Sie dann, wie das schmeckt – Prost!
    Niemand will für ein Gehalt an der Mindestlohngrenze arbeiten – geht aber trotzdem zum Billig-Friseur ohne Termin, 5 Euro für 15 Minuten Irgendwie-schnell-Frisur. Rechnen Sie mal: Die Friseurin kommt bei 100 Prozent Auslastung nach Abzug der Mehrwertsteuer auf einen
Umsatz
von 16,81 Euro in der Stunde, von dem noch sämtliche Kosten wie Ladenmiete, Versicherungen etc. abzuziehen sind!
    Niemand will respektlos als menschlicher Kostenfaktor betrachtet und eingespart werden. Wir wollen für unsere Arbeit gut bezahlt werden. Aber wir kaufen bei Unternehmen, die das genaue Gegenteil zum Geschäftsprinzip erhoben haben: einzusparen und auszupressen ohne Rücksicht auf Verluste. Es zählt: alleine der Preis.
    Ja, wir sind im Billigwahn. Unsere Billigkultur ist die Summe des Billigverhaltens von uns Konsumenten. Und das Billigverhalten der Konsumenten geht auf ihre Billigdenke zurück.
    Mit der Niedrigstpreisdenke und der damit einhergehenden Niedrigstqualitätsproduktion türmen wir nebenbei Berge von Plastikmüll auf. Im Pazifik gibt es eine riesige Fläche, wo sich der ganze Plastikmüll sammelt. Dieser sogenannte »Great Pacific Garbage Patch« wurde 1997 entdeckt. Er ist mittlerweile so groß wie Belgien! Über 100 Millionen Tonnen Kunststoffmüll schwimmen da. Und der an der Oberfläche treibende Müll ist nur ein kleiner Teil, ungefähr 70 Prozent der Plastikteile und -partikel sinken auf den Meeresboden. Was da passiert, dreht jedem normalen Menschen den Magen um. Die Fische und Seevögel fressen in Massen die wie Beute aussehenden Kunststoffteile. Sie fühlen sich satt und verhungern dann mit gefülltem Magen. Millionenfach jedes Jahr.
    Mittlerweile wurde auch im Nordatlantik ein weiterer solcher Garbage Patch gefunden. Eine tolle Errungenschaft ist das!
    Warum handeln wir so, warum denken wir so?
    Natürlich kann man es auch als eine Errungenschaft ansehen, dass wir so niedrige Preise für Lebensmittel zahlen wie noch nie in der Geschichte und dass jeder einzelne Bürger in jeder einzelnen Produktkategorie im untersten Preissegment so viel Auswahl hat wie noch nie.
    Aber wem nützt das? Das nützt uns gar nichts. Wir werfen 22 Millionen Tonnen unverdorbene Lebensmittel pro Jahr einfach weg, weil es kaum etwas kostet und weil es uns nichts wert ist. Das ist keine Errungenschaft. Wir waren vom Verhungern noch nie so weit weg wie heute. Wir müssen nicht am Essen sparen!
    Milchmädchenrechnung

    In vielen Ländern der Welt kann eine Familie von einer Kuh leben. In unserer modernen Welt kann selbst ein lediger und kinderloser Bauer nicht einmal von hundert Kühen leben.
    Eine hochgezüchtete sogenannte Hochleistungskuh bringt ungefähr eine Milchleistung von 7000 Kilogramm pro Jahr. 6 Sie muss natürlich gekauft werden, sie muss gefüttert und gemolken werden, sie braucht einen Stall. Außerdem produziert sie Gülle, die abtransportiert werden muss. Und sie verursacht Tierarztkosten. Rund 2800 Euro pro Jahr und Hochleistungskuh muss ein Landwirt aktuell erwirtschaften, um kostendeckend zu arbeiten. Das ergibt einen Verkaufspreis von gut 41 Cent pro Liter Milch. Mindestens! Diesen Preis muss der Bauer unbedingt bekommen, ansonsten macht er Verlust.
    Nun muss die Milch beim Bauern abgeholt und bisweilen Hunderte von Kilometern in die Molkerei gefahren werden, um dort verarbeitet, verpackt, verkauft und ausgeliefert zu werden. An den Handel nämlich, der sie abnimmt, auszeichnet, ins Regal räumt, umschlägt und abkassiert. Diese Kosten werden vom Handel vom Ziel-Ladenpreis abgezogen. Übrig bleibt der Erzeugerpreis, der vom Handel diktiert wird. 2011 lag der Erzeugerpreis zwischen 34 und 30 Cent. Noch mal zum Mitschreiben: 41 Cent wären kostendeckend. Für jeden verkauften Liter Milch hat unser Milchbauer also 7 bis 11 Cent draufgelegt!
    Warum ist das so? Weil es zu viel Milch auf dem Markt gibt. Warum gibt es zu viel Milch auf dem Markt? Weil die Preise zu niedrig sind, der Bauer also mehr produzieren muss, um über die Runden zu kommen. Wenn er mehr produziert, gibt es aber mehr Milch auf dem Markt. Wenn es mehr Milch auf dem Markt gibt, drückt der
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