Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Titel: Ausgeflittert (Gesamtausgabe)
Autoren: Frieda Lamberti
Vom Netzwerk:
gehe zurück ins Krankenzimmer. Mein erster Blick fällt auf das Handy. Tobias hat eine Nachricht geschickt. Hallo mein Liebling . Das Konzert war ein Riesenerfolg. Bin noch ganz beschwipst. Ich vermisse euch. 1000000 Küsse. Bis morgen.
   »Der hat ja wohl den letzten Schuss nicht gehört«, schimpfe ich laut und rufe ihn an. Im Hintergrund ist laute Musik zu hören und das schrille Lachen ist eindeutig Valerie zuzuschreiben.
   »Hallo Liebling, kannst du nicht schlafen?«
   »Bist du nicht ganz dicht oder tatsächlich ahnungslos? Ich sitze hier seit acht Stunden im Krankenhaus und warte auf deinen Rückruf. Clara wird morgen früh operiert. Entscheide selbst, ob du weiter feiern willst oder hier aufschlägst.« Ich lege sofort auf und stelle mein Telefon aus, rücke zwei Sessel zusammen und lege mich darauf, um ein wenig zu schlafen. Morgen werde ich mich nicht mehr rühren können, weiß ich, aber ich verzichte auf weitere Schmerztabletten.

Die Nacht ist kurz. Ich werde schon um halb fünf geweckt. Nicht vom Krankenhauspersonal, sondern von Tobi. Er steht blass und ungewaschen vor mir.
   »Ich bin per Anhalter bis Saint Maximin gefahren. Den Rest mit dem Taxi. Ich hab in der Nacht keinen Leihwagen mehr bekommen und die Züge fuhren auch nicht mehr.
   »Hat Valerie dir nicht ausgerichtet, was passiert war?«
   »Dann wäre ich wohl früher hier gewesen!« Er setzt sich zu Clara ans Bett und streichelt ihr Gesicht.
   »Sie hat einen ganz heißen Kopf.« Stöhnend erhebe ich mich aus den Sesseln. Die Schmerzen sind kaum auszuhalten.
   »Gib mir bitte meine Handtasche. Ich brauche dringend zwei Schmerztabletten.« Ich gebe meinem Mann eine kurze Zusammenfassung der Geschehnisse. Von Florence Kündigung, den Getränkekisten, Steffens Erster Hilfe und Sophies Eifersucht. Die Bitte des Maîtres, um einen kleinen Kuss, behalte ich für mich. Tobias geht Kaffee besorgen. Er kommt nach einer Weile mit zwei Pappbechern und einem Fiberthermometer zurück. Der Kaffee schmeckt wie Abwaschwasser und Clara hat 38.9 Fieber. Laut Aussage der Nachtschwester, kein Grund, die OP abzusagen.

Clara erwacht gegen elf Uhr. Sie hat Durst, darf aber noch nicht trinken. Christina und Sophie kommen ins Krankenzimmer und bringen der Frischoperierten einen CD Player und verschiedene Hörspiele mit.
   »Ihr könnt jetzt eine Pause machen. Wir bleiben eine Weile hier.« Tobi und ich nehmen das Angebot dankend an und fahren ins Bistro. Ich dusche im Appartement und Tobias bringt Ellen und Timo auf den neuesten Stand. Danach geht er hinüber ins SPA und bedankt sich bei Steffen für seine Hilfe.
   »Du musst besser auf Marie achten, wenn du vermeiden willst, dass sie irgendwann im Rollstuhl landet. Sie hat kaum noch Rückenmuskulatur. Ich wette, sie hat monatelang keine Übungen mehr gemacht hat.«
   »Willst du mir damit durch die Blume sagen, dass du sie nackt gesehen hast? Das weiß ich schon und es macht mir nichts aus. Ich sehe schon lange keinen Konkurrenten mehr in dir.«
   »Das siehst du richtig! Die Konkurrenz lauert woanders«. Steffen zeigt mit dem Finger in Richtung Küche.
   »Du meinst ihren Maître?«
   »Er ist schwer infiziert!«
   »Dann wirst du den Burschen für mich im Auge behalten müssen. Ich reise in einer Stunde ab. Mein Konzert beginnt um 20 Uhr und ich habe noch drei Stunden Fahrt vor mir.«
   »Du bleibst nicht hier?«
   »Ich kann Ben nicht hängen lassen. Er braucht mich für die nächsten Auftritte. Nur diesmal reise ich mit dem eigenen Wagen. Dann kann ich schneller zurück sein, wenn mal wieder Chaos ausbricht.« Weniger gelassen nehme ich die Nachricht von seiner Abreise auf. Ich starre ihn fassungslos an.
   »Marie, es war deine Idee, Ben auszuhelfen. Clara geht es wieder gut und du hast ein ganzes Netzwerk von Helfern. Warum machst du mir ein schlechtes Gewissen? Ich bin in spätestens zwei Wochen zurück. Komm und gib mir einen langen Kuss.« Ich zeige ihm den Stinkefinger und lasse ihn wortlos stehen.

Sarah klopft an die Fensterscheibe meiner Ente. Ich habe gerade den Motor angelassen und erschrecke, als ich meine Freundin mit einem kleinen Blumenstrauß in der Hand neben mir stehen sehe.
   »Fährst du zurück ins Krankenhaus? Dann nimm mich mit.« Die Beifahrerin krallt ihre Finger fest in den Sitz und sieht mich verängstigt an.
   »Geh vom Gas oder willst du uns umbringen? Was ist los mit dir? Ist mit Clara alles in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher