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Ausflug ins Gruene

Ausflug ins Gruene

Titel: Ausflug ins Gruene
Autoren: Kathrin Heinrichs
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eigentlich nicht sein, dachte Alexa beim Hinausgehen. Dieser Typ sah ziemlich attraktiv aus. Und für attraktive Männer hatte sie nun einmal ein Gedächtnis. Damit konnte man schließlich nicht die Straße pflastern. Jedenfalls nicht in dieser Stadt.

5
    QUATSCH! stand in großen Lettern über der Tür. »Na, wenigstens ein origineller Name«,dachte ich vorsichtig und versuchte mein Glück in dieser Kneipe. Ich hatte bereits einen Besuch im Märkischen Marktkeller hinter mir, wo ich allerdings so unverhohlen angestarrt worden war, daß ich den Eindruck hatte, nur waschechte Sauerländer in der dritten Generation seien willkommen. Im Life dagegen, einem verchromten Yuppischuppen, nahm man so demonstrativ keine Notiz von mir, daß ich ebenfalls das Weite suchte. Mit dem Quatsch wollte ich nun den letzten Versuch starten. Die Kneipe war gut besucht, und ich nahm wie immer an der Theke Platz. Dahinter stand ein Typ mit wuscheligen braunen Haaren, die ihm weit ins Gesicht hingen. Er nickte mir kurz zu, als ich mich niederließ. Die Hoffnung, in diesen Breitengraden ein Kölsch zu bekommen, hatte ich schon in den letzten beiden Kneipen aufgegeben. Ich bestellte also ein Pils und schaute mich weiter um. Die Tische waren gut besetzt, und an der Theke standen außer mir noch drei weitere Gäste. Der junge Typ am Zapfhahn stellte mir mein Bier hin. Als ich das Glas hochhob, um die Aufschrift darauf zu lesen, sprach er mich an.
    »Du kommst von außerhalb, woll?« Ich nickte.
    »Dann mußt du unbedingt eines lernen.« Ich schaute so gespannt wie ich nur konnte.
    »Hier im Sauerland werden eine ganze Menge Biere gebraut, das weißt du, woll?« Ich nickte brav.
    »Aber im Grunde genommen kann man nur ein einziges trinken!«
    Jetzt würde wohl ein Vortrag über sauerländische Braukunst im allgemeinen und besonderen folgen. Ich wartete andächtig.
    »Und das ist dies hier!« Der Wirt stellte mir ein Glas hin und hielt das Gespräch für beendet. Noch nicht ganz. Während er zwei Gläser nachzapfte brummelte er noch etwas:
    »Übrigens, ich bin der Lutz.«
    »Vincent. Und prost!«
    Lutz wandte sich einer Frau an einem der Tische zu, die etwas bestellen wollte. Als ich hinschaute, konnte ich meinen Blick nicht mehr von ihr wenden. Die Frau fesselte mich sofort. Ihr langes, lockiges Haar trug sie in einer Art Vogelnestfrisur. Es war braun, schimmerte aber etwas rötlich. Faszinierend waren aber vor allem ihre Augen. Augen, die strahlten, auch wenn sie nicht lächelte. Wunderschöne Augen! Sie bestellte eine Cola und drehte sich dann wieder weg. Ich guckte mir den Mann an ihrem Tisch genauer an. Wie immer! Eine tolle Frau hat natürlich auch einen tollen Mann dabei! Der Typ, der ihr gegenüber saß, und sie so schelmisch anlächelte, hätte aus einem Rosamunde-Pilcher-Film gesprungen sein können. Blondes, welliges Haar, ein fein geschnittenes Gesicht, schlank, edle Klamotten. Ich kannte solche Typen zur Genüge. Angie hatte genug davon in ihrer Bekanntschaft gehabt. Ich kam mir in ihrer Gegenwart immer vor wie der Bursche vom Lande mit meinem struppigen Haar und meinem Hintern, der auch nach der härtesten Diät jedem Huhn alle Ehre gemacht hätte. Angie hatte meinen Po immer »störend« gefunden. Aber was sollte ich machen? Egal, ob ich zehn Kilo mehr oder weniger wog – er blieb einfach immer da. In einem Anflug von Wahnsinn hatte ich sogar mal einen Kurs an der Volkshochschule mit dem Titel »Problemzonengymnastik« belegt. Außer mir hatten sich in der tristen Turnhalle noch zwölf andere Problemzonen versammelte, die durchweg meine Mutter hätten sein können. Sie alle hatten sich mit Mühe in einen Aerobicanzug gequetscht, um nun in den Besitz einer Wespentaille zu gelangen. Ich hatte sie in der Turnhalle aufgeregt schnattern hören, bis ich als einziger Mann im schlabberigen Jogginganzug die Turnhalle betrat. Entsetzte Gesichter unter lockenwicklergestähltem Haar und vor allem: Totenstille. Kurz und gut: ich brach den Kurs nach der ersten Stunde ab. Seitdem versuche ich mit meinem Po zu leben. Nur wenn ich solche Männer wie diesen Schönling da sah, dann wurde mir seine Anwesenheit wieder schmerzlich bewußt.
    Lutz bediente noch ein paar andere Leute, bevor er wieder etwas Zeit hatte.
    »Ich suche übrigens eine Wohnung«, wandte ich mich an ihn, »wenn du mal was hörst.«
    »Wo wohnst du denn im Moment?«
    »In der Pension Dreisam.« Lutz nickte.
    »Ich hör mich mal um.«
    Die »Pängsion« hatte sich übrigens
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