Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Aus versehen Prinzessin - Mary Janice Davidson4

Titel: Aus versehen Prinzessin - Mary Janice Davidson4
Autoren: babylon
Vom Netzwerk:
vollkommen unbeeindruckt äußerte der Gast: „Ich meine, Sie haben noch Glück, dass ich diese Dinger überhaupt esse.“ Vor Lachen warf Prinz David den Kopf zurück, wobei er Christinas fuchtelnden Händen nur knapp entging. „Der erste Mensch, der eine rohe Auster probiert hat, muss ein richtig furchtloser – oder verzweifelter – Hurensohn gewesen sein. Nennen wir das Kind doch beim Namen! Ich meine, diese Dinger sehen einfach ekelhaft aus. Tut mir leid, aber was soll ich sonst – aua!“
    Von Prinzessin Kathryns Seite kam ein Brötchen geflogen, prallte von Christinas Stirn ab und landete mit einem Plopp! auf ihrem Teller. Austernschalen klapperten, und Christina sah auf, doch die mutmaßliche Täterin schlang eifrig Meeresfrüchte hinunter und erwiderte den Blick keineswegs. Christina starrte Kathryn einige Momente argwöhnisch an, dann fragte sie: „Also, was ist nun mit der Cocktailsauce?“
    Prinz Nicholas hatte sich unter den Tisch verzogen, um sein Lachen zu dämpfen, das, milde ausgedrückt, etwas schrill klang. Der König hatte seinen Kopf in den Händen vergraben, und Edmund bewahrte ein eisiges Schweigen.
    Martha, die älteste Dienerin,-war in die Küche gegangen und kehrte nun mit einer silbernen Terrine zurück, die, wie zumindest David inständig hoffte, randvoll mit Cocktailsauce gefüllt sein mochte. Sie stellte die Terrine vor Christina auf den Tisch, lächelte und zog sich rasch und geräuschlos zurück.
    „Na also! Cocktailsauce. Danke schön.“ Sie drehte sich auf dem Stuhl herum und funkelte Edmund wütend an. „War das wirklich so schwer, James?“
    „Edmund.“
    „Wie auch immer.“
    David gesellte sich zu seinem kleinen Bruder unter den Tisch.
    Nach dem Mittagessen strich Christina mit dem Führer in der Hand (Amtlicher Führer durch den Sitka-Palast, überarbeitete Ausgabe 2003) durch das Schloss. Der Lunch war zwar ziemlich bizarr gewesen, mit einem brüllenden König, kichernden Prinzessinnen und einem äußerst schweigsamen Kronprinzen, der sich später zu seinem kleinen Bruder unter den Tisch verkroch …, aber das Schloss war schon eine Wucht. Damals hatte es sogar Modell gestanden: für das Cinderella-Schloss in Disney World.
    Nach vielen Korridorbiegungen und Treppen gelangte sie schließlich in einen langen Raum mit Porträts an den Wänden. Die bodenlangen Vorhänge waren zugezogen, vermutlich um die Gemälde zu schützen. Dennoch war hier alles sanft ausgeleuchtet.
    Da gab es ein Bildnis des Königs als kleiner, rotznäsiger Bengel. Auch sein Pony sah nicht sehr glücklich aus.
    Da war die Königinmutter, eine freundlich wirkende, weißhaarige Dame – Wahnsinn, die vielen Locken! – mit den lachenden blauen Augen des Königs.
    Und da war der Urgroßvater des Königs, Karl Baranov, der Alaska aus der Abhängigkeit von Russland löste und für seine Mühen die Krone erhielt.
    Sie sah des Königs Urgroßmutter, die legendäre Königin Kathryn, einst ein bescheidenes Zimmermädchen im Schloss, bevor Kaarl Baranovs Auge auf sie fiel. Witzige Vorstellung, dass eine ganz normale Frau das Land mitregierte. Für Alaska jedoch gar nicht ungewöhnlich.
    Da war doch … erstaunlich!
    Eine Frau, beeindruckend schön und gleichzeitig Furcht einflößend. Ihr hüftlanges Haar war tiefschwarz, giftgrüne Augen glitzerten den Betrachter an. Sie trug ein Kleid aus dunkelblauem Samt und eine Kette mit Saphiren, die so groß waren wie Christinas Daumen. Eine cremeweiße, makellose Haut besaß diese Frau und eine scharfgeschnittene Nase, genauso wie Prinzessin Alexandria. Ihr Mund war blutrot, die Zähne sahen weiß und beinahe raubtierhaft aus. Es war der Mund einer leidenschaftlich Liebenden – oder einer Frau, die im Zom zubeißen konnte.
    „Sie ist schon eine Persönlichkeit, was?“
    Christina zuckte zusammen, dann erwiderte sie: „Irgendwie erinnert sie mich an die böse Königin aus Schneewittchen. Sie wissen schon – sie war zwar ungewöhnlich schön, aber gleichzeitig auch ziemlich böse.“
    „Hmmm.“
    Sie drehte sich um – und zuckte erneut zusammen, denn hinter ihr stand David. „Ach du Scheiße! Hab gerade eine Ihrer Verwandten beleidigt, was?“
    „Meine Mutter“, sagte er schlicht.
    Sie schlug sich die Hände auf die Ohren. „Aaaarrrggg! Wusste ichs doch, dass sie mir bekannt vorkam! Oje, tut mir wirklich leid. Sie ist doch schon so lange – ahm –, Gott, ich mach’s jetzt nur noch schlimmer …“
    „Ist ja gut.“ Sie spürte, wie ihre Hände sanft
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher