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Aus versehen Prinzessin - Mary Janice Davidson4

Titel: Aus versehen Prinzessin - Mary Janice Davidson4
Autoren: babylon
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konnten jede Angst riechen – wie die Vielfraße.
    Der erste Gang wurde serviert, frische Austern auf der Schale. David schlürfte die erste, während er aus dem Augenwinkel verstohlen die Frau neben sich beobachtete. Sie war wirklich eine Augenweide – umwerfend hübsch, mit wehendem Blondhaar und Sommersprossen auf Nase und Wangen. Wundervolle grüne Augen, so dunkelgrün wie das Moos im Wald. Sie roch wunderbar nach Seife und wilden Blumen. Und erst ihr Mundwerk! Falls sie es einschüchternd fand, mit der königlichen Familie zu speisen, so zeigte sie es jedenfalls mit keiner Geste. Sonst saßen die Gäste meist stocksteif an der königlichen Tafel und rührten ihr Essen kaum an.
    „Hier werden ja gar nicht so viele Verbeugungen und Kratzfüße gemacht, ist mir aufgefallen“, sagte Christina, während sie die Austern mit ausdrucksloser Miene beäugte.
    „Beugen und Kratzen Will Papa hier nicht haben Es dauert zu lang.“
    „Was war das denn?“, fragte Christina vollkommen verwundert und wandte sich an Prinz Alexander.
    Prinz David beugte sich vor und murmelte: „Mein Bruder ist gerade in so einer … Phase. Er spricht ausschließlich in Haiku-Versen.“
    „Aber warum denn das?“
    „Er hat eine Wette verloren“, erklärte Prinzessin Alex. „Egal, erst mal zurück zu Verbeugungen und Kratzfüßen. Unser Vater lehnt das ab.“ Sie leerte ihr Wasserglas, und in dem Augenblick, als sie es aufs Tischtuch stellte, glitt ein Diener herbei und schenkte es wieder voll. „Man hat uns nicht einmal richtig beigebracht, uns zu verbeugen, wenn der Herrscher den Raum betritt, oder uns zu verbeugen, wenn er uns anspricht, oder uns zu verbeugen, wenn er den Raum wieder verlässt, oder …“
    „’ne gottverdammte Zeitverschwendung“, stimmte der König mit vollem Mund zu.
    „Außerdem leben wir in Alaska, und hier gibt es dringlichere Aufgaben als die Hofetikette.“
    „Anders als in gewissen anderen königlichen Familien“, bemerkte David und schielte an seiner langen Nase entlang.
    „Schilt nicht die Windsors
    Eingesperrt in Tradition
    Sind auch sie gefangen.“
    „Das ist ja fantastisch!“, verkündete Christina. „Sie dichten das einfach so aus dem Stegreif? Sie machen den Mund auf, und raus kommen … Gedichte? Ich könnte nicht mal dichten, wenn es um mein Leben ginge.“
    Prinz Alex lächelte erfreut. Normalerweise konnte er Frauen mit seiner Haiku-Dichtkunst ebenso wenig beeindrucken wie mit seinem fanatischen Interesse an George-Lucas-Filmen.
    „Die Kleine hat recht – macht die Windsors nicht runter“, sagte der König und salzte seinen Lachs. Es grenzte an ein Wunder, fand David, dass sein Vater keinen Cholesterinwert von achthunderthatte. „Sie können doch nichts dafür. Machen schon seit fünfzehnhundert Jahren denselben Scheiß. Wie Alex schon gesagt hat, sie sind ebenso Gefangene wie die armen Kerle im Knast.“
    „Dann ist es ja gut. Ahm … wo ist eigentlich die Cocktailsauce?“, flüsterte Christina Edmund zu, der am Fenster Posten bezogen hatte, anderthalb Meter hinter ihr.
    Er neigte sich zu ihr. „Wie bitte, Ma’am?“
    „Die Cocktailsauce“, wiederholte sie laut und betont langsam, als spräche sie zu einem Menschen, der in seiner Entwicklung zurückgeblieben war. „Für. Die. Austern.“
    „Wir nehmen Vinaigrette in diesem Fall“, erklärte David. „Versuchen Sie das mal, es müsste –“
    „Vielen Dank! Ich würde kotzen, wenn ich rohe Austern ohne Cocktailsauce runterschlürfen müsste. Sie kennen doch diese lästigen Leute, die nichts ohne Ketchup essen?“
    „So wie der König?“, fragte Edmund sarkastisch.
    Christina ignorierte den Einwurf. David ertappte sich dabei, wie er die Hand vor den Mund hielt, um ein Grinsen zu verbergen. „Tja, und ich gehöre eben zu den Leuten, die kein Meeresgetier ohne Cocktailsauce verzehren.“
    „Oje, was ist denn nun schon wieder verkehrt?“, beschwerte sich der König.
    „Naja, meine Rechte werden hier mit Füßen getreten“, sagte Christina.
    „Ihre Rechte als illegale Ausländerin?“, fragte Prinzessin Alexandria mokant. Im Gegensatz zu ihrem Bruder machte sie keinerlei Anstalten, ihr Grinsen zu verbergen.,
    „Alexandria, wir wollten doch nett zu ihr sein …“, seufzte der König.
    „Ehestifter!“, hustete sie als Antwort in ihre Serviette.
    „Ehestifter?“, wiederholte Nicholas entzückt. Dann brach er in ein schrilles Gelächter aus.
    „Ach du Schande“, murmelte David.
    Von der aktuellen Diskussion
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