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Aus reiner Notwehr

Aus reiner Notwehr

Titel: Aus reiner Notwehr
Autoren: Karen Young
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Victorias Blick verriet, dass sie sehr genau erkannte, was in ihrer Tochter vorging.
    “Bis der Kreis sich schließt”, flüsterte sie monoton. “Nun ist das Böse da … der Kreis schließt sich.”
    “Unsere ganze Welt stürzt ein, was, Vicky, mein Liebes?”, sagte Leo mit brüchiger Stimme und führte Victorias Hand an seine zitternden Lippen.
    Victorias Atem ging stockend, sie schloss die Augen, über ihre Lippen huschte der Anflug eines Lächelns. “Immer noch mein edler Ritter … in schimmernder Rüstung, Leo! Aber so … darf es nicht enden.” Die Pieptöne des Überwachungsgerätes beschleunigten sich.
    “Der Junge … wir dürfen es nicht zulassen! Zu viele Tote … zu viele Geheimnisse.” Hektisch, rastlos fuhr ihre Hand über das Laken. “Hätte ich alles früher offenbart … Kate hätte eine unbeschwerte Kindheit gehabt. Doch so … Albträume. Furcht. Ungewissheit. Ich setzte sie der Gewalt aus, der Gewalt in meiner Ehe mit John Madison … verurteilte sie zu lebenslanger Angst. Ich habe … den Boden bereitet … für ihre Pein. Ich habe sie … programmiert … sie musste zerbrechen … unter der Last … ihres Berufes.”
    “Mama …”
    “Lass mich, Kind!” Leo berührte zärtlich ihre Wange, mit einem tiefen Atemzug schöpfte Victoria neue Kraft. Ihr Blick glitt langsam zu Sam hinüber “Wenn Sie gehen … sagen Sie … ihnen … ich habe meinen Mann getötet … an jenem Tag … auf der Yacht.” Sie brauchte lange, um genug Luft zu holen, bevor sie hinzufügen konnte: “Und auch … Deke Russo.”
    Ein erstickter Laut entfuhr Kate, sie umklammerte Sams Arm und wollte hin zu ihrer Mutter, doch er hielt sie zurück, brachte seinen Mund nahe an ihr Ohr und flüsterte: “Lass sie in Ruhe sprechen. Sie kann nicht anders.” Kate stellte fest, dass er nicht im Mindesten erstaunt oder gar erschrocken war. Wie lange mochte er von allem gewusst haben?
    “Sam … haben Sie … mir scheint … Sie haben es … geahnt … nicht wahr?”
    “Nicht so sehr geahnt, Victoria”, erwiderte er sanft. “Aber der Gedanke ging mir in der Tat zuweilen durch den Kopf.”
    “Bekenntnisse … Geständnisse”, flüsterte sie mit geschlossenen Augen. “Das Privileg … zwischen Arzt … und Patient. Sam … Sie sind … ganz genau … so strikt … wie Leo.”
    Leo zog die Decke über ihr zurecht. “Vicky, wollen wir es für heute nicht genug sein lassen?”
    “Alles … muss nun … gesagt … werden.” Sie tastete nach seiner Hand. “Am Abend … von Leos … Herzinfarkt … habe ich ihm … gebeichtet … den Mord … an Deke … das hat den … Infarkt … ausgelöst.”
    “Nein!” Die Tränen standen Leo in den Augen.
    “Doch … Ich wusste … wie Deke … Amber misshandelte. Sah die … Zeichen. Blutergüsse … Beleidigungen … Eifersuchts… szenen … am schlimmsten … Stephen. Ich flehte Amber an … ihn zu verlassen … sich scheiden … zu lassen …” Victorias Kraft schwand dahin, ihr Atem ging flach. “Sie konnte … es nicht … war gefangen … wie ich.” Aus ihren Augenwinkeln lösten sich Tränen. “Neulich … am Swimmingpool … erzählte mir … Stephen … dass er … manchmal … seinen Vater … umbringen möchte … nur um Amber … zu erlösen. Ich wusste nicht … wohin diese Gedanken … ihn treiben … würden … ich wusste nur … sein Leben … und das von Amber … waren dahin … wenn es keinen … Ausweg gab.”
    Kates Brust entrang sich ein tiefes, gequältes Stöhnen. “Hättest du dich doch jemandem anvertraut, Mutter! Wie solltest du das allein ertragen können!”
    Entkräftet schüttelte Victoria den Kopf. “Mit mir … geht es … zu Ende … muss Buße tun … muss reinen … Tisch … machen … wollte nicht … dass Amber … und Stephen … es sehen … konnte nicht … Sag diesem … abscheulichen … Escavez … wer Dekes Mörderin … ist … Stephen glaubt … dass es … Amber … war … ich habe Angst … er bringt … sich um … und sie auch … wenn sie … ins Haus … geht.” Erschöpft schmiegte sie ihre Wange an Leos Hand. “Es ist … Zeit … Gewalt … muss … aufhören.”
    In Sams Begleitung begab sich Kate umgehend zum Schauplatz der Geiselnahme, der einem Ameisenhaufen glich. Die örtliche Polizei war durch Bereitschaftskräfte von außerhalb verstärkt worden, die alle Hände voll damit zu tun hatten, die Schaulustigen zurückzudrängen, und obendrein wurde die ohnehin schon aufgeladene Atmosphäre durch eine
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