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Aus Licht gewoben

Aus Licht gewoben

Titel: Aus Licht gewoben
Autoren: A Bracken
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traten wir aus der Dunkelheit ins Freie.
    Als North sah, wo wir waren, wollte er wieder die Führung übernehmen und begann in dieselbe Richtung zu laufen, aus der wir gerade gekommen waren.
    »North«, sagte ich so laut, wie ich es wagte. »Hier entlang! «
    Er hielt die Augen starr auf den Pfad vor sich gerichtet.
    »Aus der Richtung kommen wir gerade«, sagte ich. »Also wirklich, hast du denn überhaupt keinen Orientierungssinn? «
    »Woher hätte ich das denn wissen sollen? Diese Berge sehen alle gleich aus. Außerdem weißt du gar nicht, ob mein Weg nicht genauso gut wäre«, erwiderte er gereizt.
    »Die Straße nach Westwood verläuft von Westen nach Osten, nicht von Norden nach Süden, oh weiser Meister«, flüsterte ich und sah mich vorsichtig um. »Es ist die Hauptstraße zur östlichen Küste. Wenn wir aus den Bergen herauskommen wollen, müssen wir sie finden.«
    »Und woher, bei allen sieben Höllen, willst du das wissen?«, fragte North und versperrte mir mit dem Arm den Weg. »Du hast gesagt, du hättest Cliffton noch nie verlassen.«
    »Weil diese Straße einmal mein Weg aus dem Dorf sein sollte.« Ich schob seinen Arm zur Seite. »Im Gegensatz zu dir habe ich mir die Mühe gemacht, Karten lesen zu lernen und herauszufinden, welche Straße wohin führt.«

    Einen Moment lang war North still. »Also … sagen wir, man möchte nach Dellark. Wie käme man da hin?«
    »Sei einfach still und geh hinter mir her, in Ordnung?« Mit einem Kopfschütteln machte ich mich auf den Weg. Und dabei fing ich an zu beten.
     

     
    Als wir zwei Tage später aus dem endlosen braunen Felslabyrinth der Sasinou Berge heraustraten, war mein Rücken vom Gewicht des Gepäcks ganz krumm. North hatte sich den Webrahmen irgendwie über die Schulter gehängt, und dafür war ich ihm äußerst dankbar. Mehr hätte ich kaum noch tragen können. Ich lehnte mich nach vorne und versuchte, das Schwindelgefühl mit dem Gewicht meiner Tasche in Einklang zu bringen. Das war ein Fehler. Abwechselnd sah ich schwarz und alle Farben des Regenbogens, während die bunten Flecken vor meinen Augen tanzten. Henry hatte mir einmal erzählt, sein Vater und er hätten bis nach Dellark zwei Tage gebraucht, aber ich hatte gehofft, schneller zu sein.
    Der Weg ins Tal war steiler als gedacht, und ich musste kleine vorsichtige Schritte machen, um nicht zu fallen. Der lose Rahmen um Norths Schultern klapperte und quietschte; es war das einzige Geräusch, das ich über meinen schweren Atem hinweg hören konnte.
    Die Hitze der Sonne, die hinter uns unterging, war nur eine weitere schmerzhafte Erinnerung an all das, was ich zurückließ. Ich konnte mich nicht am Anblick der roten Blumen im hohen Gras freuen, oder an dem gemächlichen Fluss, der sich durch das Land vor meinen Augen schlängelte.
    »Soll ich deine Tasche nicht doch ein Stück tragen?«, fragte North, die Hände in den Taschen. »Dein Webrahmen wiegt nicht viel.«

    Fast hätte ich das Gleichgewicht verloren, so schnell schoss ich herum. North sah es und streckte die Hand aus, um mich festzuhalten. Seine Finger berührten meinen Arm nur ein paar Sekunden lang, dann stieß ich ihn mit aller Kraft von mir.
    »Fass mich nicht an!«, zischte ich. »Wenn du mir wirklich helfen willst, geh zurück und vertreibe die Soldaten aus Cliffton! «
    Er versuchte, mir den Beutel von der Schulter zu nehmen, aber ich hielt ihn fest.
    »Syd«, sagte er ruhig. »Sei doch vernünftig. Ich weiß, dass er schwer ist. Bitte lass ihn mich ein Stück tragen.«
    »Bist du schwerhörig?«, fragte ich aufgebracht, meine Worte wie ein wilder Sturm. »Lass mich in Ruhe!«
    North hob beschwichtigend die Hände. Die nächsten Stunden verbrachten wir schweigend. Nur vom Geräusch der Käfer im hohen Gras begleitet, gingen wir dem schwachen Schein einer weit entfernten Stadt entgegen. Eine Wolkendecke verdeckte den Mond, was es nicht einfacher machte, den Weg durch die Felder zu finden.
    Da meine Augen auf die vor uns liegende Stadt gerichtet waren, übersah ich das Loch im Boden. Aber ich fühlte, dass ich das Gleichgewicht verlor und der Boden mir entgegenkam. Mein Kinn schlug hart auf die Erde, und der Aufprall nahm mir den Atem. Ich weiß nicht, wie lange ich dort lag, aber ich konnte nicht aufstehen und war mir auch nicht sicher, ob ich das überhaupt wollte.
    Norths schwere Stiefel kamen auf mich zu.
    »Nicht«, protestierte ich schwach.
    Er half mir auf und ließ mich dann schnell wieder los. Danach nahm er mir den Beutel
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