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Augenzeugen

Augenzeugen

Titel: Augenzeugen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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den Unfallhergang!»
    «Ich schildere Ihnen gar nichts!», raunzte van Appeldorn unfreundlich zurück und drängte sich vorbei. «Wir geben Ihnen später den Termin für die Pressekonferenz durch. Bis dahin werden Sie sich leider gedulden müssen.»
    Die Luft war schwer von Feuchtigkeit, und er war müde. Toppe hatte ihn gestern Abend noch einmal an den Unfallort gerufen, um nach der vermaledeiten Tatwaffe zu suchen. Der anhaltende Regen hatte es ihnen nicht erlaubt, den Ort lediglich abzusichern und auf Tageslicht zu warten. Und so waren sie, nass bis auf die Haut, bis nach Mitternacht durch den Morast gekrochen, hatten Sand- und Grasproben genommen und tatsächlich auch ein paar Steine gefunden. Keiner davon hatte so ausgesehen, als wäre ein Mensch damit erschlagen worden, aber wusste man’s?
    Toppe hatte die Sachen noch ins Labor gebracht. Bestimmt war van Gemmern immer noch da gewesen und hatte alles in Empfang genommen. Klaus van Gemmern mit seinen ewig entzündeten Augen und dem Geruch nach ungewaschenen Klamotten und zu wenig Essen.
    Oben auf dem Flur kam ihm Peter mit einer Kanne Kaffee entgegen.
    Peter Cox war erst seit knapp zwei Jahren beim KK 11, aber er hatte sich schnell ins Team eingefügt, und wenn man seine zahlreichen Marotten nicht zu ernst nahm, ließ sich gut mit ihm arbeiten.
    Wie immer trug er zum maßgeschneiderten Anzug ein kragenloses Hemd, heute in sommerlichem Dottergelb, und wie immer war er der Erste im Büro. Er nickte grüßend. «Es gibt Arbeit, hab ich gehört. Warum habt ihr mir denn nicht sofort Bescheid gesagt?»
    «Ganz einfach, du hattest keinen Dienst», antwortete van Appeldorn und lächelte. «Ich hab’s trotzdem versucht, aber dein Handy war nicht eingeschaltet.»
    «Ach so, na ja, ich hatte eine Verabredung», druckste Cox, scheinbar verlegen.
    Van Appeldorn feixte. «Im Internet?»
    Peter Cox war mit seinen 41 Jahren immer noch Junggeselle und ohne feste Freundin, und in letzter Zeit schien ihm dieser Zustand nicht mehr zu behagen.
    «Nee, in der Sauna», grinste er zurück.
    «Interessant! Gibt es da etwas, das wir wissen sollten?»
    Cox winkte ab. «War ein Flop.»
    Van Appeldorn schloss die Tür zu dem Büro auf, das er sich normalerweise nur mit Astrid Steendijk teilte, aber heute würden sie wohl alle vier hier zusammenrücken müssen. Er fing an, Stühle zurechtzuschieben, und schüttelte wieder einmal innerlich den Kopf über Helmut Toppe, dem als Abteilungsleiter eines der geräumigen Büros im Verwaltungstrakt zustand, das für Teamsitzungen bestens geeignet wäre. Aber Helmut hasste es, den Chef raushängen zu lassen, und hatte dankend auf den Komfort verzichtet. Er zog es vor, sich mit Cox das Kabuff nebenan zu teilen.
    Peter Cox goss zwei große Becher Kaffee ein.
    «Mm, Kaffee!» Astrid, die gerade mit Toppe zur Tür reinkam, schnupperte wohlig. «Gibst du mir auch einen? Wir waren heute wieder so spät dran, dass es gerade mal zu einem Schluck im Stehen gereicht hat.» Sie drehte sich um. «Willst du auch eine Tasse, Helmut?»
    Toppe brummte zustimmend. «Aber gieß noch nicht ein, ich muss erst noch eine Akte holen.» Er warf seine Regenjacke auf den Stuhl, der am nächsten stand. «Kann einer von euch in der Zwischenzeit zwei Tafeln besorgen? Ach ja, und jemand sollte rüber zum ED und gucken, wie weit van Gemmern ist.»
    Es dauerte seine Zeit, bis van Appeldorn den Unfallort auf der Tafel skizziert hatte. Toppe schrieb währenddessen die verschiedenen Verletzungen des Opfers in Rubriken auf die andere Tafel und wollte gerade anfangen, Bonhoeffers Schlussfolgerungen zu erläutern, als van Gemmern kam.
    «Meine Güte», entfuhr es Astrid, «du siehst aus wie ein Zombie! Hast du letzte Nacht überhaupt ein Bett gesehen?»
    Van Gemmern schaute geistesabwesend in ihre Richtung. «Nicht so wichtig.» Dann legte er Toppe einen Stapel Fotos auf den Tisch und trat an die Tür zurück. «Ich mach’s ganz kurz: Im Innern des Fahrzeugs gab es keinerlei Blutspuren. Die Blutspuren draußen stammen ausschließlich vom Opfer. Der Gurt ist nicht gerissen. Er ist geöffnet worden, den Fingerspuren nach vom Opfer selbst.» Er schob die Brille hoch und rieb sich kurz die Nasenwurzel. Seine Augen waren trüb. «Die Bremsspuren vom entgegenkommenden Fahrzeug sind frisch. Es handelt sich vermutlich um ein älteres Modell.»
    «Und wie kommst du darauf?», wollte van Appeldorn wissen.
    «Das Fahrzeug verfügt nicht über ABS», antwortete van Gemmern und richtete seine
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