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Augenzeugen

Augenzeugen

Titel: Augenzeugen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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wenn eure Theorie stimmt, müsste er Würgemale haben.»
    Astrid lachte. «Also gut, einen starken, etwa 1,90 großen, rechtshändigen Mann mit altem Auto, der in der nächsten Zeit nur noch Rollkragenpullover oder Schals trägt.» Sie klang schon wieder versöhnlich.
    Van Appeldorn klopfte seine Taschen nach Zigaretten ab und sah sich dann suchend auf den Schreibtischen um. Cox schoss vor und brachte seine Lucky Strikes in Sicherheit. Seine Tagesration war abgezählt, und er konnte es schlecht ertragen, wenn jemand sein System durcheinander brachte.
    Van Appeldorn griente kurz. «Tja, könnte schon sein, dass wir so jemanden suchen, allerdings nur, wenn die Bremsspuren auf der Pontonstraße tatsächlich was mit Geldeks Unfall zu tun haben und nicht schon vorher da waren.»
    Astrid schob ihm ihre Zigarettenschachtel rüber. «Warum sollte Geldek seine Luxuskarosse zu Schrott fahren, wenn er nicht einem anderen Wagen ausweichen musste?»
    Toppe stand auf, um das Fenster zu öffnen. «Irgendwo müssen wir anfangen, und unsere Hypothese ist doch nicht schlecht. Die B 220 ist immer stark befahren. Eigentlich müsste es irgendwelche Zeugen geben.»
    «Aufruf an die Zeitungen.» Cox nickte zufrieden und schaltete den PC ein. «Wann machen wir die Pressekonferenz? Heute Nachmittag noch?»
    «Es kann doch auch ganz anders gewesen sein.» Van Appeldorn hatte gar nicht hingehört. «Vielleicht hatte Geldek einen Beifahrer, und der hat ihm ins Lenkrad gegriffen», überlegte er. «Wäre genauso gut möglich. Und eine wichtige Frage noch: Was hatte unser Freund eigentlich auf dieser Pontonstraße zu suchen? Seine Frau sagt, er wollte nach Duisburg. Da hätte er, wenn er von zu Hause kam, links auf die Brücke gemusst.»
    Toppe schnaubte. «Auf die Aussage dieser Dame kannst du nun wirklich nichts geben. Die war schon damals Geldeks schärfster Wachhund. Hat sie dir erzählt, wann er von zu Hause weggefahren ist?»
    «Nein, so weit sind wir ja gar nicht mehr gekommen.»
    Cox schaute auf die Uhr und gestattete sich danach die erste Zigarette des Tages. «Auf die Gefahr hin, dass ich euch mal wieder auf die Nerven falle, aber mir sagt der Name Geldek kaum was. Ihr seid dem alle nicht besonders grün, oder lieg ich da falsch?»
    Toppe öffnete die alte Akte, die er vorhin geholt hatte. «Eine Sache aus ’91. Astrid und ich haben das damals bearbeitet.» Der Blick, den er ihr zuwarf, war schwer zu deuten. «Norbert war zu der Zeit gar nicht im Dienst. Es schadet also nichts, wenn wir das nochmal zusammen durchgehen.»
    Die ersten Daten las er ab: «Eugen Geldek, 1938 in Duisburg geboren, in zweiter Ehe verheiratet mit Martina Marx; beide wohnhaft in Kleve-Brienen, Am Deich 1. 1991 besaßen Geldeks ein Baugeschäft in Duisburg, eine Bauträgergesellschaft in Kleve, mehrere Diskotheken und Spielhallen im Ruhrgebiet und Hotels am Niederrhein und in Holland. Mittlerweile dürften noch so einige Objekte dazugekommen sein. Als Geldek 1984 nach Kleve kam, war er kein unbeschriebenes Blatt: Er hatte etliche Vorstrafen wegen Körperverletzung in den fünfziger und sechziger Jahren, danach, bis Ende der Achtziger, taucht er immer mal wieder auf im Zusammenhang mit Geldwäsche, Bestechung und Brandstiftung. Allerdings ist es bei den Geschichten nie zu einer Anzeige gegen ihn gekommen.» Toppe überlegte kurz. «Ach ja, bevor ich’s vergesse, Geldek zockt, und zwar im alten Stil: zwielichtige Kaschemmen mit entsprechend hochkarätigen Klienten. Wie auch immer, als er hier runterzog, hat er schnell Fuß gefasst. Er hatte von Anfang an einen exzellenten Draht zur Stadtverwaltung. Außerplanmäßige Baugenehmigungen und dergleichen waren für Geldek nie ein Problem. Dass in diesem Zusammenhang die ein oder andere Mark den Besitzer gewechselt haben soll, pfiffen die Spatzen von den Dächern.»
    «Moment mal», fiel ihm Cox ins Wort. «Hab ich nicht erst neulich was über einen Geldek in der Zeitung gelesen? Der hat doch diese Stiftung für Opfer von Gewalttaten ins Leben gerufen, mit der wir uns irgendwann mal zusammensetzen wollten.»
    «Hat er», bestätigte Astrid. «War sogar dem Stern eine dicke Story wert: eine Stiftung mit Modellcharakter. Die haben ein Traumateam, ein Opfermobil, ein eigenes Kurhotel und wer weiß, was sonst noch alles.»
    «Und das soll derselbe Mann sein?» Cox legte zweifelnd die Stirn in Falten.
    «Tja, der Gute hat seine Weste so kräftig geschrubbt, dass man heute richtiggehend geblendet wird», spottete
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